Rüstungsindustrie: Dieses Land belegt alle Top-5-Plätze

Das militärische Transportflugzeug Boeing C-17.
Die Verkäufe militärischer Güter stieg 2018 weltweit um 4,6 Prozent. Europa deckt rund ein Viertel des Handels ab.

Die 100 führenden Rüstungskonzerne der Erde haben ihre weltweiten Waffenverkäufe im vergangenen Jahr um fast fünf Prozent gesteigert. 2018 wurden von ihnen Rüstungsgüter und militärische Dienstleistungen im Gesamtwert von 380 Milliarden Euro verkauft, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in einem Bericht mitteilte. Das entsprach einem Zuwachs von 4,6 Prozent im Vergleich zu 2017.

Laut Sipri zufolge ist das Wachstum durch die höheren Verkaufszahlen der größten Konzerne getrieben. Nicht berücksichtigt wurden Güter von Unternehmen aus China - dort fehlen verlässliche Daten.

Absoluter Spitzenreiter bei den Verkäufen bleiben die USA. Erstmals seit 2002 - seit dem Jahr verfügt Sipri über vergleichbare Daten inklusive Material aus Russland - nehmen Konzerne mit Sitz in den Vereinigten Staaten gleich alle fünf Top-Positionen unter den führenden Rüstungsunternehmen ein. Die fünf umsatzstärksten Waffenproduzenten sind Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon und General Dynamics. Sie verkauften zusammen Rüstungsgüter im Wert von insgesamt 148 Milliarden Dollar. Insgesamt machten US-Unternehmen 246 Milliarden Dollar Umsatz, was 59 Prozent aller Verkäufe der Top 100 und einem Zuwachs von 7,2 Prozent im Vergleich zu 2017 entspricht.

Rüstungsindustrie: Dieses Land belegt alle Top-5-Plätze

Kampfhubschrauber von Lockheed Martin über dem Weißen Haus.

Trumps Rolle

Einen wichtigen Trend in den USA sehen die Friedensforscher darin, dass größere Rüstungskonzerne kleinere Unternehmen übernehmen. "Die US-Unternehmen bereiten sich auf das neue Waffenmodernisierungsprogramm vor, das Präsident Trump 2017 angekündigt hat", sagte Sipri-Waffenexpertin Aude Fleurant. "Große US-Firmen fusionieren, um in der Lage zu sein, die neue Generation von Waffensystemen produzieren zu können und damit in einer besseren Position zu sein, um Verträge von der US-Regierung zu gewinnen."

Deutsche Waffenverkäufe leicht rückgängig

Europa macht rund ein Viertel der weltweiten Waffenverkäufe aus (24 Prozent). Die 27 in der Liste vertretenen europäischen Waffenproduzenten verkauften Güter im Wert von 102 Milliarden Dollar, was einen leichten Zuwachs um 0,7 Prozent bedeutete.

Die Zahlen der vier gelisteten deutschen Konzerne nahmen dagegen insgesamt um 3,8 Prozent ab. Wachsenden Lieferungen militärischer Fahrzeuge von Rheinmetall an die Bundeswehr steht ein Rückgang der Verkaufszahlen beim Schiffbauer ThyssenKrupp entgegen. Damit hat Deutschland einen Anteil von 2,0 Prozent an den weltweiten Waffenverkäufen und rangiert somit hinter Italien, Japan und Israel, aber vor Indien und Südkorea. Airbus wird bei der Sipri-Auswertung als "transeuropäischer" Konzern gelistet, weil das Unternehmen seinen Sitz in Deutschland und Frankreich hat.

Die Verkäufe britischer Rüstungskonzerne sanken unter anderem wegen Verzögerungen beim Waffenmodernisierungsprogramm ihres Landes um 4,8 Prozent, jene französischer Unternehmen stiegen um 2,4 Prozent. Großbritannien bleibt dennoch Europas Waffenverkäufer Nummer eins, gefolgt von Frankreich. Fast unverändert blieben die Rüstungsverkäufe aus Russland. Die 10 in den Top 100 gelisteten russischen Konzerne verkauften Güter und Dienste im Gesamtwert von 36,2 Milliarden Dollar.

Massives Wachstum seit 2002

Als Waffenverkäufe bezeichnet Sipri jeglichen Verkauf militärischer Güter und Dienstleistungen an militärische Abnehmer im In- wie im Ausland. Seit 2002 haben die Verkäufe laut den Friedensforschern insgesamt um knapp 47 Prozent zugenommen.

Presseaussendung von Sipri (Englisch)

Sipri-Daten 2002 bis 2018

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