Trotz Waffenstillstand: Eritrea begeht Kriegsverbrechen in Tigray

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Laut Amnesty International sollen eritreische Streikräfte Zivilisten außergerichtlich hingerichtet und Frauen sexuell versklavt haben.

Eritreische Streitkräfte haben nach Angaben von Amnesty International im benachbarten Äthiopien trotz eines Waffenstillstands Gräueltaten in der nördlichen Region Tigray verübt.

Über Monate seien Zivilisten außergerichtlich hingerichtet und Frauen sexuell versklavt worden, teilte die Menschenrechtsgruppe am Montag mit. Eritreische Soldaten hätten außerdem Vergewaltigungen und Plünderungen begangen.

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Die Taten kämen Kriegsverbrechen und möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich, so Amnesty. Die äthiopische Regierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) hatten im November 2022 nach zwei Kriegsjahren unter Vermittlung der Afrikanischen Union einen Waffenstillstand geschlossen. Die eritreischen Streitkräfte waren zu diesem Zeitpunkt mit der äthiopischen Regierung verbündet.

Mitarbeiter von Amnesty International sprachen mit elf Frauen, die angaben, nach Abschluss des Waffenstillstands vergewaltigt oder sexuell versklavt worden zu sein. Zusätzlich gaben mehr als 40 Frauen einer lokalen zivilgesellschaftlichen Organisation ähnliche Berichte. Einige seien in einem Militärlager der eritreischen Streitkräfte vergewaltigt worden, andere in ihren eigenen Häusern oder in von den Streitkräften besetzten Häusern, heißt es in dem Bericht.

Mehr als 100 außergerichtliche Hinrichtungen

Amnesty sprach außerdem mit Zeugen, Überlebenden und Familienangehörigen von mindestens 20 Zivilisten, die bei Hausdurchsuchungen durch eritreische Streitkräfte vorsätzlich getötet worden seien. Darüber hinaus habe ein lokaler Sozialarbeiter mehr als 100 außergerichtliche Hinrichtungen von Zivilisten gezählt. Diese habe Amnesty jedoch nicht unabhängig bestätigen können.

Insgesamt waren während des Konflikts seit November 2020 laut UNO mehrere Hunderttausend Menschen ums Leben gekommen. Die Forschungsgruppe International Crisis Group (ICG) bezeichnete den Konflikt in dem bevölkerungsreichen Land am Horn Afrikas mit seinen 120 Millionen Einwohnern als "einen der tödlichsten weltweit".

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