Völkermord: Prozess gegen "Schlächter des Balkans"

Ratko Mladic
Die Ankläger begannen am Montag vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ihr Schlussplädoyer gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic.

In dem seit mehr als vier Jahre laufenden Völkermord-Prozess gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic hat die letzte Phase begonnen. Die Ankläger begannen am Montag vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ihr Schlussplädoyer.

Mladic ist wegen des Völkermordes von Srebrenica 1995 sowie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Dem 74-Jährigen, der auch der "Schlächter des Balkans" genannt wird, droht eine lebenslange Haftstrafe.

Urteil im November 2017

Unter Leitung von Mladic überrannten serbische Einheiten im Juli 1995 die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica. Danach töteten sie rund 8.000 muslimische Männer und Buben. Mladic war nach 16 Jahren auf der Flucht 2011 festgenommen worden.

Die Anklage will am Mittwoch ihre Strafforderung einbringen. Das Urteil soll im November 2017 verkündet werden. Es ist der letzte Prozess zu Kriegsverbrechen während der Jugoslawien-Kriege der 1990er Jahre vor dem UNO-Tribunal.

Binnen weniger Tage töteten bosnisch-serbische Milizen im Sommer 1995 etwa 8.000 muslimische Männer und Buben. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, UN-Gerichte stuften es als Völkermord ein.

Bereits zu Beginn des Bürgerkriegs der Jahre 1992 bis 1995 in Bosnien belagerten bosnisch-serbische Truppen die Stadt Srebrenica im Nordosten des Landes. Im April 1993 erklärte die UNO die Enklave zur Schutzzone, zur Versorgung der Menschen wurde eine Luftbrücke eingerichtet. Die UN-Schutztruppe für Bosnien versuchte vergeblich, die Belagerung der Stadt aufzuheben.

Bosnische Serben führten Hinrichtigungen durch

Am 9. Juli 1995 eroberten die bosnischen Serben mehrere UNO-Posten, nachdem sie dutzende niederländische Blauhelmsoldaten in ihre Gewalt gebracht hatten. Am 11. Juli griff die NATO-Luftwaffe ein, konnte aber die Einnahme Srebrenicas nicht verhindern. In der Stadt lebten damals 42.000 Menschen, davon 36.000 Flüchtlinge.

Die bosnisch-serbischen Einheiten suchten die kampffähigen Männer unter den Muslimen heraus. Sie wurden mit Lastwagen weggefahren und massenweise hingerichtet. Bisher konnten mehr als 6.800 Opfer mit DNA-Tests identifiziert werden.

Die in Srebrenica stationierten niederländischen Blauhelmsoldaten zogen sich in ihren benachbarten Stützpunkt in Potocari zurück. Sie wurden später beschuldigt, die Einnahme der Enklave geduldet zu haben. Sie sollen den serbischen Truppen sogar beim Ausmustern der Einwohner geholfen und Beweise für Gräueltaten vernichtet haben.

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