Schwimmende Seniorenresidenz
Den meisten Passagieren – viele von ihnen aus Amerika – schien der unerwartet lange Aufenthalt in der nordirischen Hauptstadt zunächst nicht allzu viel auszumachen. „Den meisten von uns macht es nichts aus“, sagte Holly Hennessy aus Florida, die mit ihrem Kater Captain unterwegs ist, zum Guardian.
Denn das Schiff kommt mit einem ungewöhnlichen Konzept: Man kann entweder Kabinen der Odyssee für 35 bis 120 Tage mieten oder die „Villen“ an Bord für 90.000 bis 260.000 Euro kaufen. Wer eine Villa erwirbt, behält diese auch nach der dreieinhalbjährigen Kreuzfahrt und kann sofort zur nächsten Reise aufbrechen. Für die nächsten 15 Jahre ist das Zimmer garantiert und so ist das Schiff für viele eine Art schwimmende Seniorenresidenz.
Ohne den Druck, nach Hause zurückzukehren, haben einige Passagiere Belfast erkundet, andere auf Kosten der Reederei die Kanarischen Inseln besucht oder Europa erkundet. Zwei Passagiere haben sich in der Zeit sogar verliebt und verlobt:
Der Kapitän wird das Paar im April im Rahmen einer „gigantischen Hochzeit“ an Bord zwischen Costa Rica und Panama trauen.
Kein Weg an Deck
Schon für den 30. September war der Rückkehrtermin der Passagiere an Bord angesetzt. Doch genau zu diesem Zeitpunkt wurde die Harland & Wolff-Werft zum zweiten Mal unter Insolvenzverwaltung gestellt. Dutzende Mitarbeiter wurden entlassen, aus Sicherheits- und Versicherungsgründen durften die Passagiere nicht zum Dock, an dem die Odyssee verankert war.
Schließlich wurde eine Lösung gefunden und Anfang der Woche durften die 125 Passagieren einmal mehr an Bord.
Jedoch: Kaum hatte das Schiff den Hafen verlassen und die Mündung des Belfast Lough erreicht, musste es erneut Anker werfen. Es gäbe noch einige „administrative Formalitäten, die vor dem Verlassen des Gebiets von Belfast erledigt werden müssen“, erklärte die Reederei.
„Das war dann doch eine Überraschung“, meinte Passagierin Kit Cassingham zum Telegraph. Die Reaktionen um sie herum reichten von „Verdammt, es geht wieder los!“ bis hin zu „Komm, lass uns einen Drink holen“.
Doch schließlich, wenige Tage später, zeigte die Website „Marine Traffic“ eine Villa Vie Odyssey auf Höhe der Isle of Man mit Kurs Richtung Brest, Frankreich.
„Halleluja!“, sagte Holly Hennessy zu Sky News. „Wir sind alle unbeschreiblich glücklich, und die Feierlichkeiten sind bereits im Gange“. Diesmal hoffentlich ohne Unterbrechung.
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