Vergessene Geiseln: Vier Mädchen gelang die Flucht

Sie bleiben verschwunden: Entführte nigerianische Mädchen
Gefangene der Boko Haram: Von den vor einem halben Jahr entführten 200 Schulkindern fehlt noch immer jede Spur.

Drei Wochen lang schlugen sie sich allein durch die Wildnis im Norden Nigerias – vier Mädchen, die nach Monaten des Martyriums aus der Geiselhaft der islamistischen Terror-Miliz Boko Haram fliehen konnten. Das Einzige, woran sich die minderjährigen Schülerinnen orientierten, "war die untergehende Sonne", schilderten sie in der Vorwoche ihren Rettern.

Was die vier nigerianischen Mädchen erzählen, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Mitte April waren mehr als 200 Mädchen in ihrer Schule in der Stadt Chibok von Boko-Haram-Kämpfern überfallen worden. Sie wurden in unwegsame Sumpf- und Dschungelgebiete verschleppt. Über Video-Botschaften ließen ihre Entführer verkünden, man werde die Mädchen verkaufen oder zwangsverheiraten.

An jedem Tag ihrer Gefangenschaft seien sie vergewaltigt worden, erzählten die Mädchen einem britischen Unterhändler, der an den bisher erfolglosen Gesprächen über die Freilassung der Geiseln beteiligt war. Zudem wurde ihnen angedroht, man werde sie töten, wenn sie es wagten, auch nur ein kritisches Wort über Boko Haram zu sagen.

"Bring back our girls"

Von den anderen 200 entführten Mädchen fehlt ein halbes Jahr nach ihrer Verschleppung jede Spur. Von den USA und Großbritannien versprochene Hilfe, sich an der Suche zu beteiligen, hat bisher zu nichts geführt. Auch alle internationalen Appelle und twitter-Aktionen ("Bring back our girls") brachten keine Ergebnisse.

Boko Haram – der Name bedeutet "Westliche Bildung ist verboten" – will im islamischen Norden Nigerias ein Kalifat errichten. Seit die Terroristen 2011 das UN-Quartier in Nigerias Hauptstadt mit einer Autobombe in die Luft gejagt hatten, haben sie mit Anschlägen auf Schulen, Märkte, Kirchen und Polizeistationen Tausende Menschen ermordet.

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