Venezuela: Wer auf wessen Seite steht
Die USA hat nach wenigen Minuten dem selbsternannten Präsidenten Guaido die Unterstützung zugesagt. Wer noch und warum?
Parlamentspräsident Juan Guaido hat sich am Mittwoch bei einer Kundgebung in Caracas selbst zum Interimspräsidenten ernannt. Dem waren heftige Proteste gegen den linksgerichteten Präsidenten Nicolas Maduro vorangegangen, dem vorgeworfen wird, das Land ins Chaos gestürzt und die Wahlen manipuliert zu haben.
Wenige Minuten nach dem Auftritt des bis zum Mittwoch international unbekannten Juan Guaido sagte Donald Trump bereits via Twitter seine Unterstützung für den jungen Mann zu. Maduro war ihm schon lang ein Dorn im Auge. Doch wer sind die weiteren Unterstützer des 35-Jährigen und was bewegt sie?
Auf der Seite Juan Guaidos
-
USA
Schon seit Längerem ist das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Venezuela schwierig, die diplomatischen Beziehungen wurden immer wieder unterbrochen. Ex-Präsident Barack Obama bezeichnete den damaligen Präsidenten als "Gefahr für die Entwicklung in der Region". In der aktuellen venezolanischen Krise hat sich das Verhältnis zu Washington enorm verschlechtert. Trumps Nationaler Sicherheitsberater nannte die autoriären Regime in Venezuela, Nicaragua und Kuba "Troika der Tyrannei".
Im Vorjahr spielte Trump sogar öffentlich mit dem Gedanken einer militärischen Intervention aus Angst vor einer noch weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und der möglichen Folgen: Drei Millionen Venezolaner waren bereits ins Ausland geflohen, Prognosen sagten eine Verdoppelung der Zahlen voraus.
Doch eine Intervention ist auch nach den Ereignissen von Mittwoch nur die ultima ratio. Die möglichen Verbündeten halten sich mit Brasilien und Kolumbien in Grenzen, Russland warnt Trump öffentlich vor dem Einmarsch, die Folgen wären unberechenbar.
-
EU, Kanada
Auch Brüssel bekannte sich öffentlich zu dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaido. "Die Stimme des Volkes" könne nicht "ignoriert" werden, so das offizielle Statement. Wie die USA hatte auch die EU, ebenso wie Kanada, nach der umstrittenen Wiederwahl Nicolas Maduros im Vorjahr Sanktionen gegen Venezuela ausgerufen. Die EU ruft zu dem Beginn eines politischen Prozesses auf und verlangt freie und faire Wahlen.
Innerhalb der EU gibt es allerdings unterschiedliche Strömungen. So hatten sich nach den Ereignissen vom Mittwoch etwa mehrere deutsche Links-Politiker hinter Maduro gestellt. In sozialen Medien entbrannte eine heftige Debatte.
-
Brasilien, Kolumbien, Argentinien
Die Nachbarn Brasilien und Kolumbien sowie Argentinien gelten mit ihren rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro, Ivan Duque und Mauricio Macrials Verbündete Donald Trumps in Sachen Venezuela. Im äußersten Fall könnte Washington wohl auch bei einer militärischen Intervention auf sie zählen.
-
Weitere südamerikanische Staaten
Auch weitere Staaten der Region wie Paraguay, Chile, Peru, Costa Rica, Guatemala, Panama und Ecuador haben dem Parlamentspräsidenten Guaido ihre Unterstützung zugesagt. Hintergrund könnte vor allem die Migration sein. Drei Millionen Venezolaner sind in die Nachbarländer geflüchtet. Möglicherweise halten deren Regierungen den Regimewechsel für einen Ausweg aus der Krise und somit eine Lösung für die Migrationskrise.
Auf der Seite Maduros
-
Russland
Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte die USA am Donnerstag vor einer Intervention in Venezuela. Diese könne zu "Gesetzlosigkeit und Blutvergießen" im Land führen. Moskau werde seinen "strategischen Partner" Maduro weiter unterstützen. Für den Kreml ist es wichtig, einen Verbündeten in Südamerika zu haben.
Diese Partnerschaft reicht Jahre zurück. Russland ist nach China einer der größten Unterstützer des Regimes in Caracas - sowohl militärisch, als auch finanziell. Die Russen haben Venezuela mit Milliardenkrediten abhängig gemacht. Rüstungsgüter aus Russland werden von der venezolanischen Regierung meist mit Öllieferungen bezahlt.
-
China
Peking ist laut Experten der größte Kreditgeber des venezolanischen Regimes, wenn auch der genaue Umfang geheim ist. Er soll sich aber in hoher zweistelliger Milliardenhöhe bewegen. Auch diese Kredite, von denen auch mehrere Milliarden noch offen sein sollen, versucht Caracas mit Öllieferungen zu begleichen. Sowohl China, als auch Moskau können schon allein deshalb nicht von Maduros Seite weichen, weil seine Regierung hohe Schulden bei ihnen hat.
-
Türkei
"Maduro, Bruder, bleib stark! Wir sind mit dir", richtete Recep Tayyip Erdogan dem venezolanischen Noch-Machthaber am Donnerstag per Telefon aus. Und auch in der türkischen Bevölkerung gibt es gewisse Sympathien für den linken Präsidenten. Er erwies sich schon vor Wochen als entschiedener Kritiker der Sanktionen gegen Caracas. Die beiden Staaten haben erst kürzlich mehrere Abkommen abgeschlossen, auch in Sachen Öl und Gold. Er schätze Maduro vor allem auch persönlich, hatte Erdogan mehrmals betont.
-
Iran
Schon unter Hugo Chavez waren der Iran und Venezuela Hand in Hand gegangen. Anknüpfungspunkte waren damals vor allem der Antiamerikanismus, sowie als Exportländer ein gemeinsames Interesse an hohen Ölpreisen. Teheran und Caracas haben seit Chavez' Besuch im Iran etliche bilaterale Abkommen abgeschlossen. Auch nach dessen Tod hielt die gegenseitige Unterstützung weiter an.
Irans Außenministerium verlautbarte am Donnerstag, es dulde keine Intervention von außen in Venezuela. Der Sprecher benutzte das Wort "Coup d'Etat" (Putsch) und erkannte "illegale Maßnahmen".
-
Kuba
"Standhafte Solidarität mit Venezuela" ließ auch das kubanische Außenministerium ausrichten. Maduro gilt als engster Verbündeter des kubanischen Regimes, tausende kubanische Arbeiter sind in Venezuela.
-
Syrien
Auch Damaskus erklärte sich solidarisch mit Nicolas Maduro. Laut staatlicher Nachrichtenagentur SANA verurteilte das syrische Außenministerium das "schamlose Einmischen der USA in innere Angelegenheiten Venezuelas".
Kommentare