Venezuela schließt Grenze zu Brasilien

Plakat eines Anhängers von Maduro
Die Regierung Maduro will verhindern, dass von der Opposition geforderte Hilfslieferungen ins Land gelangen.

Im Konflikt um geplante Hilfslieferungen aus den USA schottet sich Venezuela weiter gegen die Außenwelt ab: Staatschef Nicolás Maduro verkündete am Donnerstag nach einem Treffen mit Armeechefs die Schließung der Grenze zu Brasilien "bis auf Weiteres".

Zuvor hatte die Regierung bereits Grenzübergänge nach Kolumbien mit quer gestellten Containern blockiert. Die Regierung will verhindern, dass von den USA bereitgestellte und von der Opposition geforderte Hilfslieferungen ins Land gelangen.

Maduro sieht Täuschungsmanöver

Die humanitäre Hilfe für Venezuela ist zum Spielball im Machtkampf zwischen Maduro und der Opposition geworden. Der Oppositionsführer und selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó hat der Regierung eine Frist bis Samstag gesetzt, um mehrere Tonnen hauptsächlich von den USA zur Verfügung gestellte Medikamente und Lebensmittel ins Land zu lassen, die bisher in Kolumbien blockiert sind.

Maduro weigert sich jedoch kategorisch, US-Hilfen anzunehmen. Er sieht diese als Vorwand und Täuschungsmanöver, um den Boden für eine US-geführte Militärintervention zu bereiten. Der inzwischen von rund 50 Staaten, darunter auch Österreich, als Übergangspräsident anerkannte Guaidó brach am Donnerstag mit einem Konvoi von Caracas aus in Richtung kolumbianische Grenze auf, um die Hilfslieferungen ins Land zu holen.

Zuvor hatte Guaidó bekräftigt, die Hilfslieferungen würden auch gegen den Widerstand der Regierung ins Land gelangen: "Die humanitäre Hilfe wird reinkommen, egal was passiert - über das Meer oder auf dem Landweg", sagte er. Wie genau der Übergangspräsident dies durchsetzen will, sagte er allerdings nicht.

Großkonzerte geplant

In ihrem Kräftemessen planen beide Seiten Großkonzerte an der kolumbianischen Grenze. Auf Initiative des britischen Virgin-Chefs und Milliardärs Richard Branson soll am Freitag in Cúcuta auf der kolumbianischen Seite das Benefizkonzert "Venezuela Aid Live" stattfinden, bei dem Spenden für die venezolanische Bevölkerung gesammelt werden sollen.

Auftreten sollen internationale Stars wie Alejandro Sanz und Miguel Bosé aus Spanien, Juan Luis Guerra aus der Dominikanischen Republik, Juanes und Carlos Vives aus Kolumbien und der durch den Hit "Despacito" bekannte Puertoricaner Luis Fonsi.

Die venezolanische Regierung kündigte unterdessen ein Konzert unter dem Motto "Hände weg von Venezuela" in nur rund 300 Metern Entfernung auf der Tienditas-Grenzbrücke an. Wer dort auftreten soll, wurde nicht mitgeteilt, das Konzert soll ebenfalls am Freitag starten und drei Tage dauern. "Was sie auf der anderen Seite der Grenze machen ist ihr Problem - wir werden unser Staatsgebiet verteidigen", sagte Diaro Vivas von der Regierungspartei.

"Ich denke auch über die totale Schließung der Grenze nach Kolumbien nach", erklärte Maduro unterdessen. "Ich möchte eine offene Grenze ohne Provokationen und Aggressionen, aber als Staatschef und Oberbefehlshaber der Streitkräfte bin ich dazu verpflichtet, die Ruhe und den Frieden sicherzustellen."

Fußgängerbrücken noch offen

Fußgänger können die Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien bisher noch passieren. Jeden Tag kommen Tausende Venezolaner über Fußgängerbrücken nach Kolumbien, um einzukaufen, zum Arzt zu gehen oder zu arbeiten. Zudem nutzen viele Venezolaner die Grenzübergänge nach Kolumbien, um dauerhaft das Land zu verlassen.

Maduro wirft der kolumbianischen Regierung von Präsident Iván Duque immer wieder vor, gemeinsam mit der venezolanischen Opposition und den USA eine Verschwörung gegen seine Regierung zu schmieden. "Ich mache Iván Duque für jede Art von Gewalt verantwortlich, die an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela ausbrechen könnte."

Proteste seit Jänner

Maduro hatte am 10. Jänner offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Der größte Teil der Opposition hatte die Präsidentschaftswahl vom Mai 2018 boykottiert und erkennt das Ergebnis nicht an. Vor einem Monat hatte sich der oppositionelle Parlamentspräsident Guaidó bei Massenprotesten zum Übergangsstaatschef erklärt.

In Venezuela herrscht seit Jahren eine gravierende Versorgungskrise, obwohl das Land über die weltgrößten Ölvorkommen verfügt. Mehr als 2,3 Millionen Einwohner sind bereits aus dem Land geflohen, wo es an Medikamenten, Lebensmitteln und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs fehlt.

"Das ist eine menschengemachte Katastrophe", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Donnerstag im Fernsehsender NBC. "Am Wochenende werden wir versuchen, die Hilfsgüter auszuliefern, für die das amerikanische Volk, unsere Steuerzahler, großzügig bezahlt haben. Wir hoffen, dass wir sie über die Grenze bringen können."

Auch die katholische Kirche rief Maduro dazu auf, die Lieferungen passieren zu lassen. "Das Land braucht humanitäre Hilfe", hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der venezolanischen Bischofskonferenz. "Um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen, ist kein Vaterlandsverrat, sondern eine moralische Verpflichtung."

Die Bischöfe appellierten zudem an das Militär, die Lieferungen nicht zu stoppen. "Wir laden die Streitkräfte dazu ein, sich auf die Seite des Volkes zu stellen", hieß es in der Stellungnahme. "Sie sollten keine Befehle befolgen, die sich gegen das Leben und die Sicherheit der Bevölkerung richten."

Kommentare