Venezuela-Krise: Nichts geht mehr in Cucuta
Es geht nichts voran in Cucuta. In der kolumbianischen Grenzstadt, über deren inzwischen weltberühmte Brücke „Simon Bolivar“ täglich Zehntausende Menschen zu Fuß von Venezuela nach Kolumbien und umgekehrt ein- und wieder ausreisen, sollten eigentlich schon am Montag die mit Spannung erwarteten humanitären Hilfslieferungen nach Venezuela starten. Doch von geladenen Lkw ist bislang nichts zu sehen. Dafür ein Tankwagen und ein Container, die die Fahrspuren des zweiten großen Grenzübergangs zwischen Cucuta und San Antonio (Venezuela) blockieren.
Die von der venezolanischen Opposition angekündigten humanitären Hilfslieferungen sind in Cucuta das Gesprächsthema Nummer eins. Interimspräsident Juan Guaido hatte diese Hilfslieferungen im Rahmen seines Rettungsplans „Plan Pais“ angekündigt und zur Priorität erklärt. In Cucuta selbst hoffen viele Venezolaner, dass die Hilfslieferungen durchkommen. „Wir brauchen diese Hilfe. Dringend“, sagt Nacy Ochoa aus dem benachbarten San Cristobal hoffnungsvoll im Gespräch mit dem KURIER. „Vor allem brauchen wir Medikamente.“
Belastende Schützenhilfe
Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolas Maduro lehnt die angekündigte Hilfe ab. „Wir sind keine Bettler“, sagt Maduro. Stattdessen kritisierte er die USA scharf. Wenn die Vereinigten Staaten seinem Land helfen wollten, sollten diese die Sanktionen und die Bankblockaden aufheben. Die venezolanische Oppositionspolitikerin Maria Corina Machado kontert, Maduro lasse die Hilfslieferungen nur deshalb nicht ins Land, weil er damit die katastrophale Versorgungslage im eigenen Land eingestehen würde. Tatsächlich existiert die dramatische Versorgungslage schon deutlich länger als die US-Sanktionen.
Vor allem das laute Vorpreschen der Amerikaner, die die Generäle zum Seitenwechsel aufforderten und sogar eine militärische Invasion nicht ausschließen, wird für das Lager um den jungen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó zunehmend zur Belastung. Der gerät in einen gefährlichen Konflikt mit dem Maduro-Regime. Sollte es dem von den USA sowie zahlreichen europäischen und lateinamerikanischen Staaten als legitimen Präsidenten anerkannten Guaidó nicht gelingen, die Hilfe ins Land zu bekommen, wäre seine Machtlosigkeit öffentlich demonstriert.
Von Maduro ist kein Einlenken zu Erwarten. Der Machthaber hat bewiesen, dass er über Leichen geht, um seine Präsidentschaft zu verteidigen. Und mit jedem Tag, an dem der Seitenwechsel in den Reihen der Militärs ausbleibt, wird die Position Guaidós geschwächt.
Damit geraten diplomatische Initiativen ins Blickfeld, die bislang für die Opposition als unannehmbar galten: Die diplomatische Initiative Uruguays und Mexikos, die zwar ihre Unabhängigkeit beteuern, aber dem Maduro-Lager zugerechnet werden. Am Donnerstag soll es in Montevideo zudem zum Treffen einer „Venezuela-Kontaktgruppe“ mit EU-Vertretern kommen. Und dann ist da Papst Franziskus, dem viele in Lateinamerika nachsagen, sein Herz schlage links. Das Kirchenoberhaupt schloss eine Vermittlung des Vatikan nicht aus.
Der Haken: Ein erster Vermittlungsversuch scheiterte vor zwei Jahren kläglich. Damals bekam Maduro einen Brief aus dem Vatikan. Ein ranghoher Diplomat beschwerte sich darin über die Nichteinhaltung von Zusagen. Danach löste Maduro das Parlament auf und Diosdado Cabello, die Nummer zwei der Sozialisten, verspottete öffentlich Kardinalsekretär Pietro Parolin, den Autor des Schreibens.
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