USA: Warmreden für das Wahl-Finish

Bis zur letzten Minute am Mittwochabend wird geprobt – für die erste TV-Debatte zwischen Barack Obama und Mitt Romney.

Er kann einen Saal zum Kochen bringen, Zuhörer zu Tränen rühren und Anwesende zu Begeisterungsstürmen hinreißen: Reden zu halten ist für Barack Obama eine Übung mit links, der US-Präsident gilt, anders als sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney, als ein begnadeter Rhetoriker.

Ganz anders allerdings sah die Sache bei Obamas Auftritten in TV-Debatten aus: Bei den Duellen des Wahlkampfes 2008 hatte Obama oft langatmig und wie ein Oberlehrer gewirkt, wo er hätte kurz, prägnant und spritzig antworten müssen. Seit Wochen trainiert Obama deshalb nun akribisch für seine insgesamt drei TV-Konfrontationen. Die erste geht am Mittwoch­abend in einer Universitätshalle in Denver, Colorado, zur Primetime (drei Uhr früh MESZ) über die Bühne. Nahezu jeder fünfte US-Bürger will das erste Duell Obama-Romney im Fernsehen live mitverfolgen.

Zusammen mit seinem Sparringpartner, Ex-Präsidentschaftskandidat John Kerry, übt sich Obama durch das fast ausschließlich innenpolitische Diskussionsprogramm. Kerrys Aufgabe dabei: Obama zu messerscharfen, kurzen Antworten zwingen.

Schweres Gepäck

Doch mit viel schwererem Gepäck marschiert Mitt Romney in seine erste direkte TV-Konfrontation mit dem US-Präsidenten. Für den Republikaner geht es nun um "alles oder nichts", nachdem der Multimillionär begonnen hat, in allen Umfragen zurückzufallen.

Mit Patzern und groben Peinlichkeiten verhagelte sich der ehemalige Gouverneur seinen eigenen Wahlkampf – zuletzt, als er 47 Prozent der Amerikaner regelrecht als Sozialschmarotzer verunglimpfte. Um jeden rhetorischen Fettnapf zu vermeiden, trainiert deshalb auch Romney seit Wochen für den entscheidenden TV-Moment: Auf jede Finte seines Gegenübers will er vorbereitet sein, jede Geste, jeder Gesichtsausdruck und vor allem jede erdenkliche Frage wird durchgeübt.

Romneys Aufgabe: Angreifen, ohne allzu aggressiv zu wirken. Gelingt es ihm, Obama die schlechte Wirtschaftslage in den USA anzulasten, ohne selbst die Ruhe zu verlieren, hat er seine Chancen im TV-Duell – und im Wahlkampf – gewahrt.

TV-Debatten: Die größten Niederlagen

USA: Warmreden für das Wahl-Finish

Nixon gegen Kennedy Ein blass und kränklich wirkender Richard Nixon machte 1960 gegen den sonnengebräunten, lockeren John F. Kennedy unglückliche Figur. Dass der Republikaner zudem stark schwitzte, hinterließ auf die Zuseher einen massiveren Eindruck als politische Ansagen. Nixon verlor die Wahl – 16 Jahre lang verweigerten die Republikaner dann ihre Teilnahme an TV-Debatten für Präsidentschaftswahlen.

Dukakis gegen Bush sen. Auf die Frage: "Wären Sie für die Todesstrafe, wenn Ihre Frau vergewaltigt und ermordet würde?" antwortete der Demokrat Michael Dukakis 1988 mit einem knappen "Nein". Die Wähler nahmen ihm dies übel, empfanden ihn als herzlos – und wählten Bush.

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