Trumps Treibhaustruppe

US-Klimaschützer bereiten sich auf Großangriff der Politik vor.

Hochstimmung in der US-Energiewirtschaft. Öl-, Gas- und Kohleproduzenten bereiten sich auf den Antritt der Regierung Trump und auf bessere Zeiten für ihre Branche vor. Nach acht Jahren Obama, in denen Klimagesetze verschärft und erneuerbare Energien gefördert wurden, setzen die Lobbyisten der fossilen Brennstoffindustrie in der Hauptstadt Washington darauf, demnächst wieder offene Ohren für ihre Anliegen zu finden. "Es kommt uns vor, als hätte man uns endlich aus einem Würgegriff befreit", macht ein Vertreter der Kohleindustrie die Stimmung unter den Lobbyisten gegenüber der Washington Post deutlich.

Man hat tatsächlich jeden Grund für Optimismus. Trump hat schon im Wahlkampf klar gemacht, dass er die Kohlebergwerke wieder aufsperren, und die Förderung von Öl und Gas auf US-Territorium mit allen Mitteln – auf der umstrittenen des Fracking – wieder ankurbeln will. Seit dem Wahlsieg hat der Milliardär mit jeder Personalentscheidung (siehe nebenst. Personengalerie ) klar gemacht, dass die Interessen der Energieindustrie in Zukunft wieder mehr zählen als die Warnungen von Umwelt- und Klimaschützern.

Kein Öl auf der Ranch

Den Posten des zukünftigen Außenministers nimmt mit Rex Tillerson, der Chef des Ölgiganten Exxon ein. Der lässt im Konzern zwar Fracking durchaus großflächig einsetzen. Privat allerdings soll ihm die Technik nicht allzu nahe kommen. Tillerson kämpft vor Gericht seit Jahren gegen Fracking-Projekte in der Nähe seiner 33-Hektar-Pferderanch in Texas. Der zukünftige Chef der US-Umweltbehörde EPA, Scott Pruitt, ist derzeit noch in einen Gerichtsprozess gegen genau diese Behörde verwickelt. Pruitt, momentan noch Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Oklahoma, will die im Auftrag von Obama von der EPA verhängten Klimaschutzauflagen für US-Kraftwerke nicht akzeptieren. Kein Zweifel, dass er diese Auflagen als EPA-Chef beseitigen wird. Ganz im Sinne Trumps, der diese Beschränkungen ebenfalls als mutwillige Beschneidung von US-Interessen sieht.

Doch auch hinter den Kulissen der zukünftigen Trump-Regierung sitzen Vertreter der Energiewirtschaft. So sind derzeit Lobbyisten großer Ölkonzerne als Berater in jenem Team tätig, das den Regierungswechsel im Jänner vorbereitet. Dabei sind laut einer neuen Umfrage nur 13 Prozent der Amerikaner gegen das Pariser Klimaabkommen. 69 Prozent wollen am Klimaschutz festhalten. "Die Wähler wollen, dass der gewählte Präsident und der Kongress etwas gegen den Klimawandel tun," sagt Anthony Leiserowitz von der Yale University. Seine Hochschule hatte die Befragung mit der George Mason University in der zweiten Novemberhälfte, also nach den Wahlen abgehalten.

"Guerilla archiving"

Trump habe eine Truppe von "Klimaverschwörungstheoretikern" ernannt, sagte Michael Halpern von der Union of Concerned Scientists (besorgten Wissenschaftler) der Washington Post. In einer Aktion, die sich "Guerilla archiving" nennt, kopieren derzeit Hunderte Forscher führender Institutionen Daten zum Klimawandel von den Computern der staatlichen Stellen auf private Server.

Der Aufruf mag irrational klingen und die Datenmengen sind so enorm, dass es sehr schwer werden wird. Aber man lernt aus der Vergangenheit. So ließ die Bush- Administration ein fünf Jahre altes Kapitel zum Klimawandel der Umweltbehörde EPA streichen, die Daten wurden vernichtet. Seit Trump eine Liste aller Mitarbeiter verlangt hat, die an Obamas Klimapolitik beteiligt waren, wird auch schon Crowd Funding betrieben: Es wird Spendengeld gesammelt, falls die Forscher vor Gericht ziehen müssen.

Trump will offenbar auch die Klimaforschung der Weltraumagentur NASA einstellen. Die Earth Science Division soll kein Geld mehr bekommen. Aber niemand anderer kann die Satelliten des Erdbeobachtungsprogramms auf diese Weise betreiben. An der Universität von Toronto findet am Wochenende eine große Rettungsaktion für Forschungsdaten statt. Kanada ist für viele Forscher Hoffnungsland.

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