Trump-Großangriff gegen die Unis: Machtkampf um Ideologie und Millionen

Die Zeit drängt, an den meisten Unis in den USA beginnt schon im August oder September das neue Semester, und noch längst sind nicht alle Kämpfe zwischen dem Weißen Haus und den höchsten Bildungsstätten des Landes ausgefochten.
Einen Aufsehen erregenden Vergleich mit der Trump-Regierung fand bisher die renommierte Columbia University in New York: 200 Millionen Dollar wurden der Uni aufgebrummt, zu zahlen direkt an das US-Finanzministerium. Noch etwas günstiger kam die Brown University davon: 50 Millionen Dollar Strafe. Offiziell, ebenso wie im Fall der Columbia, wegen des mangelhaften Vorgehens gegen antisemitische Proteste und Attacken gegen jüdische Studenten auf den Universitätsgeländen.
Auch die älteste und renommierteste Elite-Uni des Landes, Harvard, hat nach monatelangen Verhandlungen mit dem Weißen Haus signalisiert: Man sei für einen Vergleich mit der US-Führung bereit - obgleich Trump an Harvard ganz andere Forderungen stellt: 500 Millionen Dollar müsse die Uni in Cambridge, Massachussetts, abliefern - erst dann dürfte Harvard wieder damit rechnen, die zugesagten Milliarden Zuschüsse aus dem Staatsbudget zu erhalten.
Doch damit ist der Machtkampf zwischen Trump und den Elite-Unis, die der Präsident und seine republikanischen Anhänger als Kathedralen des verachteten Links-Liberalismus ansehen, noch nicht ausgestanden. Als einzige Uni des Landes hat Harvard gegen die Begehren des Weißen Hauses geklagt: Denn Trumps konservative wollen nicht nur einen staatlichen Prüfer an den Unis durchsetzen, der teilweise Unterrichtsinhalte genehmigt oder nicht, sondern auch Zugang zu den Daten der Studierenden. Für Harvard, mit rund allein 6.800 Studentinnen und Studenten aus dem Ausland (mehr als ein Viertel der Lernenden) ist das ein absolutes No-Go.
Auch die Präsidentin der Universität Yale, Maurie McInnis, geht auf Gegenwehr zu Trumps Großangriff auf die Unis. Sie versucht etwa, durch Einstellungsstopps und privates Fundraising gegen die Forschungs-Kürzungen der Trump-Regierung anzukommen. Doch die Streichung von vielen Millionen Bildungsgeldern bekommt auch Yale hart zu spüren.
Anders als Columbia oder der Brown-University, denen vorgeworfen wird, sie seien vor Trump in die Knie gegangen, lehnt Harvard einen staatlichen Oberaufseher kategorisch ab. Worauf die Trump-Regierung gedroht hatte: Die Immatrikulation Tausender internationaler Studenten werde gestoppt.
Einer, der sich deswegen lange fürchten musste, ist der Master-Student Niklas Piringer. In Harvard studiert er International Development, wie er der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) schildert. "Für mich wäre das das Ende eines lang gehegten Traums", sagt er, wenn er Harvard wegen der Trump-Politik verlassen müsste. "Eine Tür, die sich endlich geöffnet hatte, würde plötzlich wieder zuschlagen."

Seit Februar hat US-Außenminister Marco Rubio 6.000 ausländischen Studenten die Visa entzogen. In zwei Dritteln der Fälle seien "Körperverletzung, Trunkenheit am Steuer, Einbruch und Terrorismus-Unterstützung" der Grund des Visa.-Entzuges, schilderte ein Ministeriumsbeamter diese Woche. Die US-Regierung beruft sich dabei auf ein Gesetz, nachdem sie ein Visum entziehen kann, wenn die Studenten gegen die "außenpolitischen Interessen der USA" handeln. Dazu kann schon zählen, gegen die israelische Regierung oder für Palästinenser zu protestieren.
Harvard-Chef Alan Garber bleibt jedenfalls bei seinem Widerstand, die Uni inhaltlich von Trump kontrollieren zu lassen und Daten über seine Studierenden herauszugeben. Und scheint sich damit durchzusetzen. Zumindest im Fall Harvards ist die Trump-Führung zuletzt vom Druck auf eine neue ideologische Ausrichtung der Uni abgerückt - und fokussiert sich auf die gewaltigen Millionenstrafen.
Und so richtig heftig zielen diese Strafen auf die University of California in Los Angeles (UCLA) ab. Eine Milliarde Dollar fordert die Trump-Regierung. Erst dann würde Washington wieder seinerseits die Hunderten Millionen Dollar an Forschungsmitteln wieder freigeben.
An der UCLA ist man entsetzt: "Eine Zahlung dieser Größenordnung würde das größte öffentliche Universitätssystem unseres Landes völlig zerstören und unseren Studenten und allen Kaliforniern großen Schaden zufügen."
Trumps Vorwurf: Die UCLA habe die Bürgerrechte verletzt. Doch die Uni-Führung in LA ist überzeugt, dass die Uni nicht nur wegen ihres links-liberalen Anstrichs angefeindet wird, sondern auch als genereller Sündenbock für das von Trumps MAGA-Bewegung verhasste, demokratisch regierte Kalifornien herhalten muss.
Anders als die Elie-Uni Harvard geht die UCLA nicht auf volle Konfrontation gegen die Trump-Regierung. Verhandlungen für einen Vergleich dem Weißen Haus laufen bereits. Doch an der UCLA ahnt man bereits ebenso wie an der Columbia oder der Brown University: Trumps geballtem Druck kann keine Uni standhalten - es sei denn, man hat die Reputation, die Tradition, die Kraft und das Vermögen (Stiftungsvermögen: 53 Milliarden Dollar) von Harvard. Da scheinen sogar den Akademia-Feinden der Trump-Administration die ideologischen Kämpfe zu mühsam.

Die UCLA in Kalifornien
Kommentare