USA schulen Journalisten gegen russische Propaganda

Russlands Präsident Wladimir Putin ist verärgert.
Kalter Informationskrieg: Moskau wettert gegen pro-amerikanische Meinungsmache.

In mehrstufigen Kursen, Praktika auf der anderen Seite des großen Teiches inklusive, wollen die USA Journalisten aus dem Baltikum fit machen für den Kampf gegen russische Propaganda und Desinformation. Um dabei erfolgreich zu sein, heißt es auf der Website der US-Botschaft im litauischen Vilnius, die das Programm koordinieren soll, fehle Journalisten in Osteuropa und im postsowjetischen Raum oft "das Instrumentarium". Die Kurse sollen auch zur Diversifizierung der Medienlandschaft beitragen, sie "reifer" und "aktiver" machen. Dazu sollen die Trainees auch nach ihrer "Auswilderung" engen Kontakt untereinander und zu ihren Coaches halten. Die Kurse selbst sollen im September starten und ein Jahr dauern.

Das Ziel, rügt Russlands auflagenstärkste seriöse Tageszeitung, die Iswestija, bestehe nicht allein darin, den Journalisten eine anti-russische Position zu vermitteln, gewünscht sei vielmehr eine pro-amerikanische. Für die Honorierung entsprechender Texte sei ein Posten im Budget vorgesehen: Insgesamt eine halbe Mio. Dollar.

Retourkutsche

Moskau tippt auf eine Retourkutsche. Den USA sei es nicht gelungen, eine globale antirussische Koalition zu schmieden, heißt es in einem Kommentar zum Thema auf der Website des Außenamtes. Der Politologe Andranik Migranjan glaubt sogar, der Westen befürchte, den Informationskrieg gegen Moskau zu verlieren. Der Auslands-TV-Kanal Russia Today sei zur weltweit größten Propagandamaschine aufgestiegen und präge zunehmend das Russland-Bild westlicher Eliten.

Dazu komme, dass die russische Diaspora ein "Biotop" sei, das sich auch im Ausland fast ausschließlich über russische Medien informiere. Vor allem auch in den Baltenstaaten mit starken russischen Minderheiten – in Lettland 30 Prozent. Viele davon, so wird in russischen Medien immer wieder betont, seien keine Vollbürger, sondern Wutbürger, die sich diskriminiert fühlten. Das mache die drei Staaten verwundbar. Ausdrücklich wendet sich das Trainingsprogramm daher an russischsprachige Medien im Baltikum.

Internationale Konflikte, so warnte im Februar Generalleutnant Andrei Kartapolow, Abteilungschef im russischen Generalstab, würden heute vor allem durch "Propagandakampagnen im jeweiligen Gegnerland" entschieden und nicht durch "direkte Kampfhandlungen".

EU-Programme

Allein 2015, ätzte die Iswestija, würde der EU-Steuerzahler im Informationskrieg mit Russland um anderthalb Mio. Euro erleichtert. Das Gros dürfte EastStratComTeam verschlingen, eine im April gegründete Task Force, die russische Propaganda in Osteuropa und im postsowjetischen Raum abwehren und EU-Skeptizismus in Georgien, Moldawien und der Ukraine bekämpfen soll. Auch ein europäischer russischsprachiger TV-Kanal ist angedacht. Dafür soll der kremlkritische Oligarch Michail Chodorkowski als Sponsor bereitstehen.

Für die USA dagegen hat das Projekt "Digitales Parlament" besondere Priorität. Dazu soll der in Prag ansässige US-Sender RFE/RL Internet-User aus Russland und anderen Ex-Sowjetrepubliken auf einer Plattform vernetzen. Die Führungsriege des Senders befand, dass der Kampf gegen "das revanchistische Russland" gleiche Bedeutung habe, wie der Kampf gegen den Islamischen Staat.

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