New Hampshire sollte für Nikki Haley bei den Präsidentschaftsvorwahlen in den USA den Durchbruch bringen. Und die Dynamik des auf Donald Trump zulaufenden Rennens um die republikanische Präsidentschaftskandidatur nachhaltig umkehren. Danach sah es gestern Abend nicht aus.
Trumps Sieg fiel nach vorläufigen Auszählungen mit etwa 55 Prozent der Stimmen ähnlich deutlich aus wie zum Auftakt in Iowa. Der Abstand zu Haley - circa zwölf Prozentpunkte - ist zwar entschieden geringer, lässt aber laut Analysten keinen Zweifel daran, dass die frühere Gouverneurin von South Carolina "steil bergauf kämpft". Und nirgends sei der "Gipfel in Sicht für sie".
Daran ändere auch das von Haley schon früh am Wahlabend in Concord mit dick aufgetragenem Zweck-Optimismus erneuerte Versprechen nichts, bis Super Tuesday (5. März), dann wählen 16 Bundesstaaten zeitgleich, an Deck zu bleiben.
Insider: Nikki Haley abhängig vom Geldhahn ihrer Großspender
Haley erklärte mit der resoluten Miene einer Siegerin, das Rennen sei “noch lange nicht vorbei”. Es gebe noch Dutzende Bundesstaaten zu bespielen. “Ich bin eine Kämpferin und ich bin rauflustig. Wir haben fast die Hälfte der Stimmen geholt. Wir bleiben im Rennen.”
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Insider bei den Republikanern hielten dagegen: Drehen ihre Großspender “mangels realer Gewinn-Perspektiven" den Geldhahn zu, “dürfte ganz schnell das Licht ausgehen". Und zwar noch bevor Haley Ende Februar in ihrem Heimatbundesstaat South Carolina eine weitere Demütigung ins Haus stehen könnte. Dort liegt Trump in Umfragen mit 30 % vorn.
Außerdem müsse Haley doch wissen: “Jeder republikanische Präsidentschaftskandidat, der Iowa und New Hampshire gewonnen hat, bekam am Ende auch die Präsidentschaftskandidatur.”
Die Tochter indischer Einwanderer wollte mit moderater, konservativer, aber in der Mitte anschlussfähiger Politik vor allem die Parteiunabhängigen in New Hampshire erreichen, die mit 40 % die größte Wählergruppe darstellen. Demokraten wie Republikaner stellen jeweils nur 30 % der Wahlberechtigten.
Erstes Fazit: Das hat nur sporadisch funktioniert. Haley kam zwar auf über 100.000 Stimmen.
Trump ist nur bei Wählern mit Uni-Abschluss oft im Hintertreffen
Trump, nur bei Wählern mit Uni-Abschluss auffällig oft im Hintertreffen, hatte über 30.000 Wähler mehr - und das quer durch alle Altersschichten.
Haileys offensiven Auftritt quittierte er sichtlich verärgert mit Spott: “Wer zum Teufel war diese Hochstaplerin, die vorhin auf die Bühne kam und den Sieg für sich reklamiert hat?”, fragte Trump vor seinen Anhängern in Nashua. “Sie hat nicht gewonnen. Sie hat verloren”.
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Falls Haley das nicht einsehe und ihre Kampagne beizeiten einstelle, “müssen wir eben weiter Geld verschwenden, anstatt uns auf Joe Biden zu konzentrieren”. Spätestens in South Carolina, deutete Trump an, soll der Sack endgültig zugemacht werden.
Zwei Vorwahlen sind nun vorüber. Sie haben nur einen Bruchteil der rund 1.200 zur Nominierung für das Weiße Haus notwendigen Delegierten-Stimmen produziert. Trotzdem lasse sich nach Angaben von US-Kommentatoren eine Erkenntnis ableiten.
Der Geronto-Wahlkampf zwischen Trump und Biden ist eingeläutet
Selbst stramme, aber nicht schrille Konservative wie Haley stünden in Trumps “Maga-Country” auf verlorenem Posten. Die immer mehr einer Sekte ähnelnde Partei-Basis wolle ungeachtet eines Sacks voller Skandale, der normalsterbliche Politiker längst erdrückt hätte, Trump. “Und nichts als Trump”.
New Hampshire hat, auch wenn Nikki Haley Land und Leuten ohne klar erkennbaren Weg zum Sieg das Gegenteil erzählt, inoffiziell den Geronto-Wahlkampf zwischen Amtsinhaber Biden und dem von vielen als Immer-noch-Amtsinhaber angesehenen Rechtspopulisten eingeläutet.
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Zusammen sind die Männer 158 Jahre alt. Eine parteiübergreifende Mehrheit der Amerikaner findet das “Rückspiel” zu 2020 so attraktiv findet wie eine Bettpfanne im Altenheim.
Einmal offiziell Kandidat, kann Trump in einem nahezu paritätisch gespaltenen Land bereits heute mit circa 45 Prozent der Stimmen bei der "popular vote" am 5. November und etwa 200 Wahlmännern/-frauen im Wahlleute-Gremium (electoral college) rechnen - 270 bräuchte er zum Sieg. Das ist machbar.
Aber es würde aller Voraussicht nach wieder so knapp wie 2020. Damals hatte Joe Biden historisch einmalige 81 Millionen Stimmen, sieben Millionen mehr als Trump. Aber den Ausschlag gaben nur rund 45 000 Stimmen in den Schlüssel-Bundesstaaten:
- Arizona,
- Georgia und
- Wisconsin.
Ohne Bidens Erfolg dort wäre Trump heute Präsident.
Biden ist für viele zu alt
Umfragen, die den Amtsinhaber heute in den "battleground states" hinten sehen, sind im Moment wertlos, weil: nicht mehr als eine Bestätigung des Status quo: Biden ist seit Langem nicht gut gelitten und vielen viel zu alt.
Wie es aber in zehn Monaten sein wird, wenn es wirklich um die Wurst geht, steht in den Sternen. Das Gros der Amerikaner schaltet die Antennen für den Wahlkampf erfahrungsgemäß erst ab Spätsommer scharf.
Was passiert, wenn Trump strafrechtlich verurteilt wird?
Sollte Trump bis dahin strafrechtlich verurteilt werden, würden die Karten neu gemischt, sagt der Meinungsforscher Frank Luntz und meint damit: Amerika wählt keinen “Knacki” ins höchste Staatsamt.
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Andersherum gilt: Freisprüche würden Trump wohl enorme Wählermobilisierung bescheren und ihn vermutlich ins Weiße Haus katapultieren.
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