Trump gegen Haley: Das Duell entscheidet sich heute in New Hampshire
Der Rückzug von Floridas Senator Ron DeSantis bedeutet, dass Donald Trump parteiintern nur noch eine Frau im Weg steht. Die Fronten im US-Bundesstaat New Hampshire sind verhärtet.
Es ist kein Kindergeburtstag, im Winter von New HampshireDonald-Trump-Fan zu sein. Vor der blau illuminierten Arena in Manchester stehen bei schneidendem Wind und minus 20 Grad Hunderte Schlange, um den favorisierten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner live zu sehen.
Bill Gosens aus dem benachbarten Londonderry ist einer der Wartenden. Der pensionierte Kraftfahrer verkörpert einen Typus, den man als „Stirb-langsam“-Wähler Trumps bezeichnet – als hundertprozentigen Bewunderer.
„Sehen Sie sich nur die Lage an der Grenze zu Mexiko an. Stattdessen hampeln wir mit viel Geld in der Ukraine herum. Und erst die Preise im Supermarkt. Nur Trump kann uns retten“, sagt Gosens. Zwischenfragen, etwa nach Trumps mannigfachen juristischen Verwicklungen rund um den blutigen Sturm aufs Kapitol, quittiert der Trucker mit Geringschätzung. „Alles erfunden von den korrupten, liberalen Medien.“
Gosens Standpunkt ist vor der New-Hampshire-Vorwahl am Dienstag kein Ausreißer. Schon beim Auftakt vor einer Woche in Iowa kam heraus, dass über 60 Prozent der Trump-Wähler Präsident Joe Biden für illegitim und die Wahl 2020 für „gestohlen“ halten. Immer noch.
Trumps letzte Herausforderin
Dee Atwater, eine 72-jährige ehemalige Krankenschwester aus Merrimack, kriegt bei solchen Sätzen „Hautausschläge“. Sie gehört keiner Partei an, zählt zu den 40 Prozent „Independents“ in New Hampshire, auf deren Wahlverhalten es am Dienstag besonders ankommt. Atwater verlässt am Sonntagmorgen die Mittelschule in Derry mit einem „Gefühl der Zufriedenheit“.
Kurz zuvor hat Trumps Gegenkandidatin Nikki Haley ihre 20-minütige Rede in der gut gefüllten Aula beendet. Die 52-jährige Tochter indischer Einwanderer hält Trump für entschieden zu alt und geistig nicht mehr auf der Höhe. Dafür nutzt sie einen Aussetzer des Ex-Präsidenten: In einer Rede am Wochenende machte Trump Haley für den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 mitverantwortlich.
Er hatte sie schlicht mit der damaligen demokratischen Chefin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, verwechselt – und das gleich viermal. Haley: „Der Präsident der Vereinigten Staaten entscheidet über Krieg und Frieden. Wir brauchen da Leute, die im Zenit ihres Könnens stehen.“
Dee Atwater nickt heftig. „Sie hat meine Stimme sicher; auch wenn ich weiß, dass sie die Außenseiterin ist.“ Wohl wahr. In Umfragen liegt Trump auch in New Hampshire zwischen zehn und 20 Prozentpunkte vor Haley. Nach dem plötzlichen Ausstieg von Florida-Gouverneur Ron DeSantis, der sich eine weitere Demütigung wie in Iowa ersparen wollte und seine Kampagne kleinlaut beendete, werde Trump wahrscheinlich von „vielen Überläufern“ profitieren, schreibt der Union Leader, die größte Zeitung des Bundesstaates.
An einen Sensationssieg von Haley glauben auch prominente Demokraten nicht. Andrew Yang, der New Yorker Tech-Unternehmer, der 2020 vorübergehend Präsidentschaftskandidat in Konkurrenz zu Joe Biden war, sagte zum KURIER: „Ich denke, Trump wird die Kandidatur bekommen. Das Gros der Leute will ihn. Und Joe Biden würde gegen Trump verlieren.“ Auch wenn es noch früh im Wahljahr sei, so Yang: „Die Zahlen lügen nicht.“
Es ist wahr, Trump gewinnt in Umfragen beständig hinzu, vor allem, seit er im März erstmals vor Gericht stand. Die ehemalige Lehrerin Deborah Richens spricht Trump-Fans aus der Seele, wenn sie sagt, sie verstehe nicht, wie „die liberalen Eliten in Washington“ nicht erkennen könnten, dass „demokratische Helfershelfer Joe Bidens“ hinter den Klagen stecken. „Wir haben früh durchschaut, dass hier ein unliebsamer Kandidat mundtot gemacht werden soll. Wird nicht funktionieren.“
Kommentare