USA: Kuriose Präsidentschaftswahlen und überraschende Ergebnisse
Die bevorstehende Wahl am 3. November erscheint vielen ungewöhnlich. Doch die Geschichte der USA ist voll von merkwürdigen Wahlen, seltsamen Kandidaturen und überraschenswerten Ergebnissen.
1788: Ein Kandidat genügt
Die erste Präsidentschaftswahl der gerade erst unabhängig gewordenen USA ging klar aus.100 Prozent der Wahlmänner-Stimmen entfielen auf George Washington, er war der einzige Kandidat und Parteien gab es da noch nicht. Vizepräsident wurde einfach der Zweite, John Adams.
1872: Ein toter Kandidat
Ulysses Grant hatte sich als General im Bürgerkrieg zwar den zweifelhaften Titel "der Schlächter" erworben, aber auch die Truppen der Nordstaaten zum Sieg geführt. Er ging damit als Favorit in die Präsidentschaftswahlen und schlug seinen Herausforderer, den Zeitungsverleger Horace Greeley vernichtend.
Der nannte sich selbst den "schlimmsten geschlagenen Mann, der jemals für ein hohes Amt kandidierte" und weil er gleichzeitig weitere Schicksalsschläge erlebte, starb er wenige Wochen nach der Wahl, noch bevor die Wahlmänner offiziell ihre Stimme abgegeben hatten.
1920: Wahlkampf hinter Gittern
Der Sozialist und Gewerkschafter Eugene Debs hatte mehrfach für die Sozialistische Partei als Präsident kandidiert. Er blieb chancenlos. Debs, der es immerhin zum Kongressabgeordneten gebracht hatte, wurde im Ersten Weltkrieg zum Kriegsgegner und wegen seiner Proteste für zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt. Hinter Gittern trat er 1920 zum fünften Mal bei der Präsidentschaftswahl an und schaffte immerhin fast eine Million Stimmen.
1944: Wahltriumph kurz vor Tod
Franklin D. Roosevelt hatte die USA in den 1930ern mit seinem New Deal aus der Wirtschaftskrise geholt. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour führte er sie in den Krieg gegen Japan und Nazideutschland.
Im Herbst 1944 hatte man den Sieg vor Augen und Roosevelt, populärer denn je, siegte erneut bei den Wahlen und trat im Jänner 1945 seine vierte Amtsperiode. Doch der 62-Jährige war todkrank und löste sich, so sein Vize-Kandidat Harry Truman, buchstäblich "in seine Einzelteile auf". Er starb im April wenige Monate nach seiner Angelobung.
1948: Fake News
Eine der legendärsten falschen Schlagzeilen der US-Geschichte. Die renommierte Chicago Tribune hatte gepokert und den Republikaner Thomas Dewey zum Sieger gegen den amtierenden Präsidenten Harry Truman erklärt. Der lag seit Monaten in allen Umfragen hinter Dewey.
Doch Truman war vor der Wahl unermüdlich durchs Land getingelt, während der Republikaner eher den Eindruck vermittelte, also ob er sich seines Sieges allzu sicher sei. Das rächte sich – und Truman konnte jubelnd die falsche Schlagzeile den Fotografen entgegenhalten.
1960: Im TV-Studio verloren
Eigentlich sollte die Wahl ein Spaziergang für den Republikaner Richard Nixon werden. Er hatte zwei Amtsperioden als Vizepräsident absolviert, sein Herausforderer John F. Kennedy war ein junger, weitgehend unbekannter Senator.
Doch bei dieser Wahl durfte die Nation die Debatte der zwei Kandidaten erstmals im Fernsehen erleben – und dort machte Nixon jeden Fehler, den man machen konnte. Er hatte Make-up verweigert und sah daher blass und krank aus, sein grauer Anzug ließ ihn vor dem Hintergrund des Studios beinahe verschwinden und er schwitzte. Kennedy gewann.
1972: Ein Psychiatrie-Patient
Der Demokrat George McGovern sollte Amtsinhaber Richard Nixon herausfordern. Seine anfangs guten Chancen wurden durch eine fatale Entscheidung zunichtegemacht: Die Wahl seines Kandidaten für die Vizepräsidentschaft.
Senator Thomas Eagleton war schlecht überprüft worden. So stellte sich bald heraus, das der Mann aus Missouri drei lange Klinikaufenthalte wegen schwerer Depressionen hinter sich hatte und dabei obendrein mit Elektroschocks behandelt worden war.
Eagleton trat von seiner Kandidatur zurück, McGoverns Desaster aber konnte das nicht mehr stoppen. Nixon gewann 49 von 50 Bundesstaaten.
1992: Kandidat – oder doch nicht?
Statt mit einer Rede kündigte der texanische Milliardär Ross Perot seine Kandidatur einer Talkshow an. Doch er sollte nicht nur mit diesem Gag für Überraschungen sorgen.
Perot lag wenige Monate vor der Wahl in den Umfragen vor Bill Clinton und dem Amtsinhaber George Bush. Dann allerdings, als der Wahlkampf schmutzig und persönlich wurde, verlor er die Lust daran und stieg aus.
Im Oktober allerdings überlegte er sich es wieder und kandidierte doch. Das reichte immer noch für 19 Prozent der Stimmen – und die sollten Bush den Sieg kosten.
2000: Endloses Tauziehen
Schon in der Wahlnacht wurde klar, dass die Wahl zwischen dem Republikaner George W. Bush und dem Demokraten Al Gore durch das Ergebnis in Florida entschieden würde. Das aber war so knapp und von so vielen Fehlern überschattet – vor allem bei den manuell gelochten Wahlkarten – dass eine Entscheidung unmöglich war.
Eine Neuauszählung wurde angeordnet, zuerst automatisch, dann, als das nicht reichte, manuell.
Begleitet von einem juristischen Grabenkampf beider Kandidaten erreichte der Streit das US-Höchstgericht. Das erklärte die Entscheidung in Florida für die manuelle Neuauszählung für ungesetzlich. Bush gewann mit 537 Stimmen Vorsprung. Gore bleibt bis heute überzeugt, der eigentliche Sieger dieser Wahl zu sein.
Kommentare