US-Wirtschaftsbosse lehnen sich gegen Präsidenten auf
Noch in der Vorwoche hat Donald Trump massiv dazu beigetragen, dass der New Yorker Börsenindex Dow Jones über die psychologisch wichtige 20.000 Punkte-Marke sprang. Grund waren seine Ankündigungen, eine wichtige, aber ökologisch höchst umstrittene Ölpipeline bauen zu lassen, sowie Autobauer vor zu strengen Umweltvorschriften zu bewahren.
Zu Beginn dieser Woche ist die Euphorie der Börsianer in eine gesunde Portion Skepsis umgeschlagen, der Dow Jones fiel wieder unter 20.000 Punkte. Auslöser waren die rigiden neuen Einreisebestimmungen. Für zahlreiche US-Firmen, insbesondere aus dem IT-Sektor, könnte das zu umfangreichen Problemen in ihrem daily business führen, etwa wenn Mitarbeiter mit einer solchen Staatszugehörigkeit ins Ausland reisen müssen.
General-Electric-Chef Jeff Immelt erklärte, er teile die Sorgen seiner Mitarbeiter. Er versprach, GE werde den Betroffenen zur Seite stehen und mit den Behörden an Lösungen arbeiten. Zuvor hatte es bereits Kritik etwa von Google, Facebook, Microsoft und Twitter gegeben. "Viele Menschen, die negativ von dieser Politik betroffen sind, sind starke Unterstützer der USA", twitterte Tesla-Chef Elon Musk. Das Einreiseverbot sei "nicht der beste Weg", mit den Herausforderungen des Landes umzugehen.
Jobs für Flüchtlinge
Howard Schultz, Chef der Kaffeehauskette Starbucks, zeigte sich in "tiefer Besorgnis". Er bezeichnete Trumps Erlass als verwirrend und kündigte im Gegenzug an, in den nächsten fünf Jahren weltweit 10.000 Flüchtlingen Jobs bei Starbucks anbieten zu können.
Die deutsche Wirtschaft fürchtet ebenfalls negative Folgen. "Das alles erschwert die Geschäfte in einer globalisierten Welt", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Martin Wansleben. Wenn Trump auch noch die Visa-Erteilung an ausländische Fachkräfte infrage stelle, wie er im Wahlkampf angedroht hatte, wären deutsche Firmen in den USA ganz direkt betroffen.
Differenzierter sieht dies Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank. "Rein wirtschaftlich glaube ich nicht, dass wir uns sehr fürchten müssen", sagte er in der ZiB. Trumps Politik führe dazu, dass es zu einer Aufwertung des Dollar komme, womit Europa wettbewerbsfähiger werde.
Trump selbst hält für seine Geschäfte offenbar nichts von "America first". Laut einer Erhebung von Business Insider ist die Ausstattung seiner fünf Trump Hotels in den USA großteils aus Asien und Europa. Minibars, Spiegel, Hausschuhe, Golftaschen und Kleiderbügel sind aus China bzw. Hongkong, Eiskübel aus Thailand, Türschlösser aus Norwegen, Massagebetten aus Deutschland, Marmorplatten und Shampoo/Duschgel aus Italien. "Die Sachen werden nicht in den USA hergestellt", rechtfertigte sich Trump. "Das trifft auf TV-Geräte, nicht aber auf Möbel zu", entgegnet die US-Industrie.
Auch Trumps Tochter Ivanka wird vorgeworfen, große Teile ihrer gleichnamigen Modelinie billig in Asien zu produzieren. Das gilt auch für Trumps Wahlkampf-Devotionalien wie Kappen oder T-Shirts.
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