Trump-Gegner pumpen Millionen in Schlammschlacht

Donald Trump in New York
Sie wittern ihre Chance zum Angriff und werben gezielt gegen den Immobilien-Tycoon.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zeigt erste Schwächen. Er macht Fehler, verliert schon mal Vorwahlen und verstrickt sich immer mehr in Widersprüche. Seine Gegner wittern nun die Chance zum Angriff. Sie pumpen Millionen Dollar in Negativwerbung, um seine Präsidentschaftskandidatur doch noch zu verhindern. Die Schlammschlacht hat begonnen.

Nicht nur die republikanische Parteiführung gehört zu den Rivalen des Immobilien-Tycoons, sondern auch die sogenannten Super "Political Action Committees" (Pacs). Dahinter verbergen sich Gruppen, die für Kandidaten Spenden eintreiben und Wahlspots schalten, ohne offiziell in ihrem Namen zu handeln. Sie sind aber auch ominöse Plattformen, die mit "negative campaigning" gegen politische Gegner vorgehen. Am Parteitag der Republikaner heißt das Ziel Trump. Mit TV-Spots, Telefonanrufen und Broschüren wollen sie die Delegierten gegen ihn einschwören.

Schlammschlacht gegen Trump

Bislang seien bereits 130 Millionen Dollar investiert worden, um den Ruf einzelner Kandidaten zu beschädigen, berichtet Spiegel Online. Ein Großteil des Geldes floss in die Fernsehwerbung. Die Kampagnen gegen Trump hätten den Lobbygruppen rund 70 Millionen Dollar gekostet.

Es sind Videos wie die des konservativen Super Pac "Our Principles", die Trumps Schwächen ins pralle Licht rücken. Die Plattform veröffentlichte Ende März einen Spot, der auf den Sexismus des Kandidaten abzielt. Es werden frauenfeindliche Aussagen zitiert, die Trump während des US-Vorwahlkampfes getätigt hatte ("fette Schweine", "Hündinnen", "Schlampen"). "So spricht Donald Trump über unsere Mütter, Schwestern und Töchter", heißt es am Ende des Spots.

In einem vom Super Pac "American Future Fund" veröffentlichten Video wird Trumps Rhetorik in den Mittelpunkt gerückt. 30 Sekunden lang werden Schimpfwörter des Immobilienmilliardärs vorgespielt.

Negativwerbung im US-Wahlkampf

Die bewusste Verunglimpfung des politischen Gegners, also "negative campaigning", ist tief in der US-amerikanischen Politik verankert und hat eine lange Tradition. An der Urne wird nicht nur für etwas, sondern auch gegen etwas gestimmt, so die Auffassung der Super Pacs. Im 19. Jahrhundert waren es noch Briefe und die mündliche Überlieferung, die die Schwächen des Gegners aufzeigen sollten. Im Fernsehzeitalter waren es TV-Spots. Das "negative campaigning"-Video des damaligen Präsidenten Lyndon B. Johnson mit dem Titel "Daisy" ging 1964 in die Wahlkampfgeschichte ein. Es wird ein kleines Mädchen beim Blumenpflücken gezeigt, das von der plötzlichen Explosion einer Atombombe getötet wird. Johnson wollte die Ängste der Wähler vor seinem Konkurrenten Barry Goldwater schüren. Er hätte das Land angeblich in einen atomaren Konflikt getrieben.

Was bringt "negative campaigning"?

In der Wissenschaft ist die Wirkung von "negative campaigning" umstritten. Es lassen sich sowohl Beispiel für gescheiterte als auch für erfolgreiche Angriffswahlkämpfe finden. 2004 wurde der damalige demokratische Präsidentschaftskandidat und spätere US-Außenminister John Kerry mit seiner Armeezeit konfrontiert. Die Interessensgruppe "Swift Boat Veterans for Truth" warf Kerry vor, er habe seine Rolle als Kapitän eines Patrouillen-Boots im Vietnamkrieg mit Lügen überhöht. Einen Beleg dafür gab es nicht, aber der Ruf des Demokraten war beschädigt. Die Wahl gegen George W. Bush verlor Kerry.

Auch Barack Obama musste mit Negativwerbung kämpfen. Mit dem "3 AM White House Ringing Phone"-TV-Spot griff Hillary Clinton im Vorwahlkampf 2008 Obamas Unerfahrenheit auf. Das Video zeigte schlafende Kinder, als im Weißen Haus das rote Telefon klingelte und ein Notfall von nationaler Relevanz gelöst werden musste. Clinton warf Obama vor, er sei nicht in der Lage, in Krisenzeiten die Geschicke des Landes in die Hand zu nehmen. Die Wähler waren jedoch anderer Meinung. Clinton und all den anderen Gegnern gelang es nicht, die Kompetenz des späteren US-Präsidenten nachhaltig in Zweifel zu ziehen.

Immunität von Trump bröckelt

Lange Zeit schien Donald Trump immun gegen die medialen Attacken seiner Gegner zu sein. Er sei zu anti-politisch und entziehe sich den herkömmlichen Regeln im US-Wahlkampf. Immer wieder wurden Summen in Millionenhöhe in Negativwerbung investiert, aber trotzdem holte sich der Präsidentschaftskandidat einen Vorwahlsieg nach dem anderen.

Doch inzwischen gibt es die ersten Anzeichen, dass TV-Werbungen gegen Trump nicht völlig wirkungslos sind. In Wisconsin verlor er gegen seinen Rivalen Ted Cruz, weil er zuvor mit Spots und Plakaten unter Druck gesetzt worden sei. Im Anti-Trump-Lager ist man sich angesichts des kleinen Erfolgs einig: Es wird noch einmal tief in die prall gefüllte Wahlkampfkasse gegriffen, um den Ruf des umstrittenen Milliardärs zu ruinieren.

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