TV-Spots im US-Wahlkampf: "Background Checks"

TV-Spots im US-Wahlkampf: "Background Checks"
Donald Trump präsentierte seine Version von "White House Down", Ted Cruz ging auf Entenjagd. Und: Eine Yoga-Lehrerin schlägt Trump mit eigenen Waffen.

Patriotisch, kämpferisch, tränenreich - die Vereinigten Staaten von Amerika. Im diesjährigen US-Wahlkampf sparten die Kandidaten - nicht nur die Wahlfinalisten Donald Trump und Hillary Clinton - nicht mit den üblichen Klischees. Das TIME-Magazin hat die "10 Most Notable Campaign Ads of 2016" gekürt und kurier.at-Redakteure schildern ihre Eindrücke.

Bernie Sanders: "America"

Die wahren USA: lachende Menschen, niedliche Vorstädte, Hände schüttelnde Politiker und Landschaften, die an das grüne Irland erinnern. Ja, Bernie Sanders unterlag seiner demokratischen Kollegin Hillary Clinton zwar ziemlich deutlich, aber im Gegensatz zu ihr, gewann er im ganzen Land an Sympathie. Nicht zuletzt wegen seines emotional geführten Wahlkampfes, den er auch in diesem TV-Spot rüberbringt. Untermalt wird das Ganze mit dem Song "America" von Simon und Garfunkel, zwei prononcierte "Bernie-Guys", die den Senator aus Vermont unterstützen.

Hillary Clinton: "Mirrors"

Nicht nur in den USA gehört es zur politischen Tradition lieber auf die Gegner hinzuhauen als seine eigenen Vorzüge zu nennen. Während viele "dirty campaigning"-Aktionen ziemlich peinlich und zumeist schmutziger als der umgangssprachliche Schmutzkübel sind, punktet Hillary Clinton mit sehr viel Emotionalität. Mädchen betrachten sich im Spiegel oder werden in Großaufnahme gezeigt, im Hintergrund sind Donald Trumps abwertende Sprüche über Frauen zu hören. "Ist das der Präsident, den wir für unsere Töchter wollen?"

Jason Kander: "Background Checks"

Es ist nicht möglich, eine noch coolere Sau zu sein als Jason Kander, Kandidat für dem US-Senat. Während viele Politiker sich gerne dabei zeigen (und vermutlich auch zusehen), wie sie mit einer Waffe schießen, baut Kander sie mit verbundenen Augen zusammen. Nebenbei erzählt er ganz salopp, wie er beim US-Militär gelernt hat, sein Gewehr zu schätzen, dass er in Afghanistan war, aber für strengere Waffenkontrollen ist. Der metallische Klang beim Zusammensetzen des Gewehrs und das dunkle Setting machen Kander nochmals cooler. Übrigens: Er ist Demokrat.

Gerald Daugherty: "Please Re-Elect Gerald"

Er hat keine Hobbys, dafür immer etwas zu sagen und geht seiner Familie auf den Nerv. Wer, wenn nicht Gerald Daugherty, ist geeigneter für den Posten als Bezirksvorsteher in Travis County, Texas. Der Spot eines kleinen Lokalpolitikers spielt mit Klischees und erinnert sehr stark an die typischen US-Sitcoms wie "King of Queens" oder "Hör mal, wer da hämmert". Dazu passend: Geralds Ehefrau fleht darum, ihren Mann zu wählen.

Carly Fiona: "Faces"

Es ist eine Nachricht an Donald Trump. "Seht euch ihr Gesicht an. Würdet ihr sie wählen?", sagte Trump in einem Interview. Aber Carly Fionas, ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Republikaner, ließ sich davon nicht beirren, sondern nahm den Ball dankend auf und schaffte es, aus einer Beleidigung eine positive Message zu vermitteln.

Ted Cruz: "Cruz Commander"

Der Republikaner Ted Cruz versuchte sich im Vorwahlkampf lange gegen Donald Trump durchzusetzen, am Ende scheiterte er. Beim Parteitag der Republikaner gab es dann aber die Möglichkeit für eine Retourkutsche auf dem Podium, indem er in seiner Rede nicht zur Wahl Trumps aufrief.

Für seinen Wahlkampfspot holte er sich (Enten-)Jäger Phil Robertson dazu. Robertson ist überzeugt: Ted Cruz ist der Richtige, weil er einen Enten-Eintopf zubereiten kann – das vorangehende Erlegen des Flugtieres inbegriffen. Dazu gibt es Aufnahmen einer gemeinsamen Entenjagd in Camouflage, mit viel Farbe im Gesicht und zwei großen Gewehren. Ted Cruz mimt dabei den stillen Kompagnon.

Hillary Clinton: "Captain Khan"

Hillary Clinton setzt auf amerikanische Kriegshelden. Khizr Kahn, Vater von Humayun Khan, beschreibt den heldenhaften Tod seines Sohnes und stellt am Ende des emotional gestalteten Spots die Frage an Donald Trump: "Würde mein Sohn einen Platz in ihrem Amerika haben?" Nach dem Auftritt von Kahns Eltern beim Parteitag der Demokraten kam es nach Angriffen von Donald Trump zum Eklat. Trump griff die Eltern des toten Soldaten an und erntete dafür von allen Seiten Kritik, auch aus der eigenen Partei.

Donald Trump: "Dangerous"

Donald Trump selbst bleibt nicht hinter den Erwartungen für seine Wahlkampfspots zurück. Nach untergriffigen, frauenfeindlichen, rassistischen und diskriminierenden Äußerungen in alle Richtungen, bedient auch sein Spot alle Klischees und versucht vor allem Furcht und Chaos zu verbreiten.

Im Mittelpunkt steht Rivalin Hillary Clinton - mal hustend, mal stolpernd, mal ins Handy schauend mit großer, dunkler Sonnenbrille. Zuerst werden Hillary Clintons angebliche Versäumnisse als US-Außenministerin aufgezählt. Es folgt eine Bilderabfolge mit Hustenanfällen und Stolpersteinen untermalt mit dramatischer Musik. Am Ende die bedeutungsschwangere Warnung: "Lasst nicht zu, dass sie uns erneut im Stich lässt."

Joss Whedon: "Verdict"

Ja, auch Hollywood-Regisseure sind sich für Wahlkampfspots nicht zu schade. Joss Whedons Kurzfilm trägt den Titel "Das Urteil". Der Spot soll vor allem zum Wählen anregen und zeigt, was auf dem Spiel steht – vor allem für die vielen Latinos mit zum Teil unklarem Aufenthaltsstatus in den Staaten. Am Ende wird nicht verraten, wer an diesem fiktiven Wahltag gewonnen hat, stattdessen stellt ein kleines Mädchen seinem Vater folgende Frage: "Daddy, können wir hier bleiben?" Für einen Wahlkampfspot gegen Trump trommelte Whedon zuvor auch mehrere Stars seiner Comic-Helden-Filmreihe The Avengers zusammen.

"Why Trump?"

Wie untergriffig kann schon ein Wahlkampfspot mit einer Yoga-Lehrerin ausfallen? Ziemlich. Michelle Obamas Leitspruch: "Je untergriffiger die Attacken werden, desto erhabener agieren", hat sich hier wohl niemand zu Herzen genommen. Der Spot - gerichtet gegen Trump - steuerte wohl auf ein ähnliches Niveau zu wie sein Zielobjekt. Für das TIME-Magazin ist das ein "new low", ein neuer Tiefpunkt in punkto Wahlwerbung. Zu Beginn klärt die Frau im Mittelpunkt über ihre Vorliebe für "Machos" und "echte Männer" auf. Dabei wird klargestellt: "Echte Männer" degradieren weder Frauen noch Mexikaner. Gegen Ende dann der vermeintliche Höhepunkt der Werbeeinschaltung. Die durchaus bewegliche Yoga-Begeisterte stellt klar, dass "echte Männer" nicht andauernd mit ihrer "ihrer Größe" prahlen müssen. An Trump gerichtet heißt es zum Schluss: "Du kannst die Erwartungen nicht erfüllen, Junge!"

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