Bannon, Trumps Scharfmacher im Hintergrund

Stephen Bannon (hinten Mitte)
Donald Trump ernennt den Chef der Website "Breitbart" zu seinem Oberstrategen. Er gilt als rechte Antwort auf Michael Moore.

Es ist eine Entscheidung, die aus Sicht der Trump-Gegner Öl ins Feuer gießt: Stephen Bannon, der in den vergangenen Monaten die Wahlkampagne von Donald Trump geleitet hatte, wird nun sein Chefstratege im Weißen Haus. Der 62-Jährige, der über die Website "Breitbart News" die brutale Polemik und die wilde Verschwörungstheorien verbreitet, wird damit zum mächtigen Mitglied der Regierung. Und gilt als ultrarechter Heißsporn.

Die Nominierung des Scharfmachers wird zwar dadurch etwas ausbalanciert, dass Trump zugleich mit dem bisherigen republikanischen Parteivorsitzenden Reince Priebus einen verbindlichen Pragmatiker zu seinem Stabschef ernannte. Doch die Sorgen, die Bannons Ernennung auslöst, werden dadurch nicht wirklich abgemildert. Bürgerrechtler reagieren extrem alarmiert.

"Ethno-nationalistische Propagandamühle"

So bezeichnet die Anti-Rassismus-Organisation Southern Poverty Law Center den "Breitbart"-Chef als Betreiber einer "weißen ethno-nationalistischen Propagandamühle". Er sei aggressiv gegen Einwanderer zu Felde gezogen und habe "Minderheiten mit Terrorismus und Verbrechen in Verbindung gebracht".

Trump hat seit seinem Wahlsieg versucht, einen Schlussstrich unter seine Krawall-Kampagne zu ziehen und sich als Versöhner der tief gespaltenen Nation in Szene zu setzen. Doch diese neue Pose wird durch die Ernennung eines Mannes konterkariert, der in seiner Publikation etwa Präsident Barack Obama beschuldigt hat, "hasserfüllte Muslime importiert" zu haben, oder die Arbeit der Familienplanungsorganisation Planned Parenthood mit dem Holocaust verglichen hat.

In seiner Rolle im Weißen Haus dürfte Bannon unter anderem dafür zuständig sein, die Beziehungen des Präsidenten zur ultrarechten Anhängerschaft und zum konservativen Teil der Medienlandschaft zu pflegen. Für den 62-Jährigen ist es ein weiterer von bereits vielen Rollenwechseln im Laufe seiner bewegten Vita.

Von der Marine in die Geschäftswelt

Bannon wuchs in einer Arbeiterfamilie in Norfolk im Bundesstaat Virginia auf und diente in der Marine. In seiner Militärzeit war er im Arabischen Meer und im Persischen Golf stationiert und arbeitete danach als Spezialist für Flottenoperationen im Pentagon.

Später wechselte Bannon in die Geschäftswelt. Nach einem Abschluss an der berühmten Harvard Business School arbeitete er für die Investmentbank Goldman Sachs, wo er auf die Geschäfte mit Medienunternehmen spezialisiert war.

Dokus über Palin und Reagan

Bannon, Trumps Scharfmacher im Hintergrund
A movie poster advertising the Sarah Palin documentary "The Undefeated" is seen at the film's premiere in Pella, Iowa June 28, 2011. The documentary traces Palin's rise from mayor of tiny Wasilla, Alaska, to state governor and her rise as the Republican vice presidential nominee and John McCain's running mate in 2008. REUTERS/Brian C. Frank (UNITED STATES - Tags: POLITICS ENTERTAINMENT)
Danach gründete Bannon seine eigene Filmproduktionsfirma. Er drehte lobhudelnde Dokus über die erzkonservative Republikanerin Sarah Palin und den Ex-Präsidenten Ronald Reagan, wodurch er sich einen Ruf als die rechte Antwort auf den linken Filmemacher Michael Moore erwarb.

Breitbarts Polemik zielte aufs "Establishment" ab

Bannon, Trumps Scharfmacher im Hintergrund
epa03128471 A picture made available on 01 March 2012 shows Conservative blogger Andrew Breitbart signing his book 'Righteous Indignation: Excuse Me While I Save the World!' at the Americans for Prosperity Presidential Forum at the San Marino Club inTroy, Michigan, USA, 25 February 2012. According to his web site Breitbart passed away 01 March 2012, unexpectedly from natural causes in Los Angeles, California. EPA/JEFF KOWALSKY
Die Leitung von "Breitbart News" übernahm Bannon nach dem Tod des Gründers Andrew Breitbart vor vier Jahren. Zu den vielen Zielscheiben seiner brachialen Polemik gehörte dort auch das politische "Establishment" - das der Demokraten wie der Republikaner. Auf seinem neuen Posten wird er sich nun aber zumindest teilweise mit diesem Establishment arrangieren müssen. Denn ohne die Republikaner im Kongress wird die Trump-Regierung viele ihrer Vorhaben nicht durchsetzen können.

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