Weshalb Trump-Gegnerinnen jetzt drohen, Männer zu vergiften
Seit Donald Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus eingezogen ist, formiert sich in den sozialen Netzwerken ein satirischer, wenn auch makabrer Widerstand gegen seine Präsidentschaft. Die Bewegung, die sich "MATGA" nennt – eine Abwandlung von Trumps bekanntem "MAGA"-Wahlspruch (Make America Great Again) – fordert in provokativer Manier "Make Aqua Tofana Great Again". Der Slogan spielt auf ein Gift an, das Frauen im Italien des 17. Jahrhunderts verwendeten, um ihre Ehemänner zu töten.
In kurzen Videos, die vor allem auf den Plattformen TikTok und X zirkulieren, fordern Frauen spitzzüngig dazu auf, dieses historische Gift „wiederzubeleben“ – ein symbolischer Akt des Protests gegen die konservative Politik, die durch Trumps Wahlsieg erneut an Einfluss gewonnen hat.
"Dein Körper, unsere Wahl"
Lächelnd träufelt eine junge Frau mit ihrer kleinen Pipette eine undefinierbare Flüssigkeit in eine Teetasse. Untermalt wird die ganze Szenerie von einer tiefen Computerstimme: „Dein Körper, unsere Wahl“, sagt sie. Im Hintergrund läuft der Eminem-Song "Venom".
Kurzvideos wie dieses lassen sich derzeit zuhauf im Netz finden, sie gelten als feministische Reaktion auf den Slogan „Dein Körper, meine Wahl“, den konservative Männer (allen voran der rechtsextreme Aktivist Nick Fuentes) nach der Wahl von Donald Trump äußerten, und sammeln sich unter dem Hashtag "MATGA". Eine durchaus makabre Anspielung auf ein historisches Gift, mit dessen Hilfe sich Frauen dereinst ihrer repressiven Ehemänner entledigten: Aqua Tofana.
Bei Aqua Tofana handelt es sich um eine tödliche Giftmischung, die im 17. Jahrhundert in Italien, insbesondere in Rom und Neapel, berühmt-berüchtigt wurde. Sie soll von einer Frau namens Giulia Tofana entwickelt worden sein und wurde vornehmlich von Frauen verwendet, um ihre gewalttätigen oder ungeliebten Ehemänner zu töten. Die genaue Zusammensetzung des Gifts ist bis heute nicht bekannt, es wird allerdings vermutet, dass es Arsen, Bleizucker und Belladonna enthielt.
Giulia Tofana und ihre Helferinnen verkauften die Giftmischung angeblich in kleinen Fläschchen, die als Kosmetik- oder Heilmittel getarnt waren. Da die Wirkung des Giftes schleichend einsetzte, waren die Symptome schwer zurückzuverfolgen und ähnelten eher einer natürlichen Krankheit. Aqua Tofana wurde oftmals über Tage oder Wochen in kleinen Dosen verabreicht, sodass das Opfer langsam schwächer wurde und schließlich verstarb, ohne dass Mordverdacht aufkam.
Mehr als 600 Männer sollen Schätzungen zufolge auf diese Weise gestorben sein, bevor Giulia Tofana von den Behörden gefasst wurde.
Nun, fast 400 Jahre später, hat Aqua Tofana wieder an Aktualität gewonnen – glücklicherweise nur im Internet. Die TikTok-Videos proklamieren die historische Giftmischung satirisch als letzten Ausweg für unterdrückte Frauen in den USA, die sich nach Trumps Wahlsieg mit zunehmender Misogynie konfrontiert sehen.
"Öffentliche Morddrohungen": Empörung bei Trumps Anhängern
Die körperliche Selbstbestimmung der Frauen war eines der zentralen Themen im US-Wahlkampf 2024. Während die Demokraten unter Kamala Harris versuchten, das Recht auf Abtreibung zu verteidigen, prahlte Trump mit der Ernennung konservativer Richter, die 2022 das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung aufhoben.
Die Reaktionen aus dem Trump-Lager auf den Aqua-Tofana-Trend sind folglich wenig überraschend. So bezeichnete etwa Marjorie Taylor Greene, eine prominente Trump-Anhängerin und Kongressabgeordnete aus Georgia, die Videos auf X als „öffentliche Morddrohungen“ und forderte eine Untersuchung. "Diese Frauen erzählen anderen, wie man Männer vergiftet und ermordet, weil sie über die Wahl wütend sind", schrieb sie empört und markierte in ihrem Post das FBI.
Donald Trump ließ im Verlauf seines Wahlkampfs wiederholt frauenfeindliche Äußerungen verlauten. Ergänzt wird diese Haltung durch seine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs sowie durch zahlreiche weitere Vergewaltigungsvorwürfe, die gegen den 78-Jährigen erhoben wurden. Zudem nominierte Trump J.D. Vance als seinen Vizekandidaten, einen Mann, der gegen „kinderlose Katzenfrauen“ wütete.
Angesichts dieses politisch-gesellschaftlichen Klimas überrascht es wenig, dass insbesondere liberale Frauen nach dem Wahlsieg des Republikaners fassungslos reagieren – und einige von ihnen ihrer Empörung durch den Aqua-Tofina-Trend Ausdruck verleihen.
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