US-Vorwahlen: Clinton erklärt sich zur Siegerin

Hillary Clinton auf einer Wahlkampfveranstaltung in Brooklyn, New York.
"Wir haben heute Nacht Geschichte geschrieben". Wie der weitere Weg nach den US-Vorwahlen aussieht.

Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat sich zur Siegerin der Vorwahlen ihrer Partei erklärt. "Wir haben heute Nacht Geschichte geschrieben", schrieb sie auf Twitter nach der Veröffentlichung erster Ergebnisse der letzten großen Abstimmungsrunde am Dienstag. Demnach gewann sie in New Jersey, New Mexico und South Dakota, während ihr letzter verbliebene Rivale Bernie Sanders North Dakota für sich entschied.

Zahlen aus Montana und Kalifornien lagen zunächst nicht vor. Formell würde Clinton auf dem Parteitag der Demokraten im Juli zur Kandidatin gekürt. Damit würde erstmals in der Geschichte der USA eine große Partei eine Frau in das Rennen um die Präsidentschaft schicken.

Clinton hatte Medienberechnungen zufolge dank der Unterstützung von Superdelegierten - hochrangige Vertreter ihrer Partei, die nicht an die Ergebnisse der Vorwahlen gebunden sind - sich bereits am Montag die notwendige Mehrheit gesichert. Die Ergebnisse insbesondere aus den großen Bundesstaaten Kalifornien und New Jersey könnten ihr einen überwältigenden Vorsprung auch bei den konventionellen Delegierten bescheren.

Der weitere Weg nach den US-Vorwahlen
Die allerletzte Vorwahl 2016 steht am 14. Juni in der Hauptstadt Washington DC an (nur Demokraten). Für die Republikaner sind die Vorwahlen beendet.
Im Juli entscheiden Parteiveranstaltungen (Conventions), ob aus den Bewerbern Donald Trump und Hillary Clinton tatsächlich die beiden Präsidentschaftskandidaten ihrer Parteien werden. Die dafür nötigen rechnerischen Mehrheiten haben sie sich gesichert.
Die Republikaner treffen sich vom 18.-21. Juli in Cleveland (US-Bundesstaat Ohio), die Demokraten vom 25.-28. Juli in Philadelphia (Pennsylvania).
Auf den Conventions werden auch die Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten bestätigt. Wer das sein wird, ist noch offen.
Danach setzt der Präsidentschaftswahlkampf ein, womöglich mit einer kleineren Sommerpause im heißen August, mit voller Wucht dann spätestens ab September.
Für die drei Debatten der Präsidentschaftskandidaten stehen die Termine und Orte fest: 26. September Dayton (Ohio), 9. Oktober St. Louis (Missouri), 19. Oktober Las Vegas (Nevada).
Die einzige Debatte der möglichen Vizepräsidenten ist am 4. Oktober in Farmville (Virginia) geplant.
Der 45. US-Präsident wird am 8. November gewählt, einem Dienstag.
Am Freitag, den 20. Jänner 2017, ist "Inauguration Day": Barack Obamas Nachfolger - oder seine Nachfolgerin - legt den Amtseid ab. Bis dahin ist Obama offiziell im Amt.

Wird Sanders Clinton unterstützen?

US-Vorwahlen: Clinton erklärt sich zur Siegerin
Democratic presidential candidate Bernie Sanders poses for a selfie with a woman on Sunset Blvd on June 7, 2016 in the Silverlake section of Los Angeles, California. Americans from New Jersey to California cast ballots June 7th in the final major primaries of the 2016 White House race, after delegate counts showed Hillary Clinton winning the Democratic nomination. Sanders has thus far ignored media reports that she has clinched the magic number of delegates. / AFP PHOTO / JONATHAN ALCORN

Unklar blieb zunächst, wie sich Sanders verhalten würde. Der Senator aus Vermont hatte in den vergangenen Tagen betont, bis zum Parteitag im Rennen bleiben zu wollen. Er steht unter Druck von vielen Demokraten, seine Bewerbung aufzugeben, damit die Partei sich auf den Wahlkampf gegen den Republikaner Donald Trump konzentrieren kann. Einer neuen Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge liegt er deutlich hinter Clinton.

Bei den Republikanern fanden mit der Ausnahme von North Dakota Vorwahlen in denselben Bundesstaaten statt wie bei den Demokraten. Trump hat allerdings keinen Gegenkandidaten mehr und die Nominierung seiner Partei bereits seit Wochen sicher.

Ungeachtet ihres Sieges drohte Clinton Ungemach in Kalifornien. In dem Staat mit fast 40 Millionen Einwohnern - etwa halb so viele wie Deutschland - wurde bei den Demokraten ein enges Rennen erwartet. Eine Niederlage dort gegen Sanders würde Trump eine Steilvorlage liefern, um Clinton als schwache Kandidatin darzustellen, die nicht einmal ihre eigene Partei begeistern kann.

Allerdings stellt der "Golden State" wegen der Vielfalt seiner Bevölkerung auch eine Chance für Clinton dar. Fast 40 Prozent sind Hispanics, verglichen mit 17 Prozent im ganzen Land, wo sie die größte Minderheit darstellen. Mehr als 14 Prozent der Kalifornier sind zudem Asiaten und 6,5 Prozent Afroamerikaner. Clinton könnte daher ein starkes Abschneiden als Beweis für eine Fähigkeit ihrerseits darstellen, Amerikaner aller Rassen und ethnischer Gruppen hinter sich zu vereinen.

Trump tut sich mit Frauen und Minderheiten schwer

Trump dagegen tat sich in den Vorwahlen und Umfragen schwer mit Frauen und Minderheiten. Der Milliardär musste sich am Dienstag gegen Kritik aus der eigenen Partei verteidigen, nachdem er einem hispanischen Richter Voreingenommenheit vorgeworfen hatte. Der ranghöchste Republikaner im Kongress, Paul Ryan, sprach von einem "Lehrbuchbeispiel für eine rassistische Bemerkung". Der Präsident des Repräsentantenhauses hielt jedoch an seiner Unterstützung für Trump fest. Dieser ging selbst in einer Rede in der Nacht nicht direkt auf den Fall ein. Er kündigte für Montag eine Grundsatzrede an, in der er den Amerikanern darlegen werde, warum Clinton nicht Präsidentin werden solle.

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