Urteil: Großbritannien darf Asylsuchende nicht nach Ruanda abschieben
Der britische Premierminister Rishi Sunak hat nach der gerichtlichen Niederlage im Zusammenhang mit den Asylplänen seiner Regierung einen neuen Vertrag mit Ruanda angekündigt. Seine Regierung habe bereits vor der Entscheidung des Obersten Gerichts an dem Abkommen gearbeitet, sagte Sunak am Mittwoch im Parlament in London. Das Gericht hatte das ursprüngliche Regierungsvorhaben zur Abschiebung von Asylsuchenden nach Ruanda zuvor als rechtswidrig eingestuft.
"Wir haben das heutige Urteil zur Kenntnis genommen und werden nun weitere Schritte erwägen", teilte Sunak nach dem Urteil mit. "Das war nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft haben, aber wir haben die letzten Monate damit verbracht, für alle Eventualitäten zu planen." Im Parlament kündigte der Premier an, dass er Großbritanniens internationale Verpflichtungen sowie die heimische Gesetzgebung im Lichte der Entscheidung überprüfen werde. Dies könnte nach Ansicht von Kommentatoren auch die britische Mitgliedschaft in der Europäischen Menschenrechtskonvention betreffen.
➤ Mehr dazu hier: London darf Asylbewerber nicht nach Ruanda abschieben
Plan der britischen Regierung war im In- und Ausland auf heftige Kritik gestoßen
Für die konservative Regierung ist das Urteil ein Rückschlag. Sie wollte mit dem Ruanda-Plan, für den im Vorjahr ein Abkommen mit dem ostafrikanischen Land geschlossen worden war, Migranten von der irregulären Einreise in kleinen Booten über den Ärmelkanal abschrecken.
Sunak betonte, absolut daran festzuhalten, dass die Boote gestoppt werden müssten. "Illegale Migration zerstört Leben und kostet britische Steuerzahler Millionen Pfund pro Jahr. Wir müssen das beenden, und wir werden alles tun, was dafür nötig ist", hieß es in der Stellungnahme des Regierungschefs.
➤ Mehr dazu: Asyl-Deal mit Ruanda: Londons Tauziehen um sieben Migranten
Den Plänen zufolge direkte Abschiebung zurück nach Ruanda - ohne Asylantrag-Prüfung
Das Oberste Gericht in London hatte die Regierungspläne rechtswidrig genannt und damit eine Entscheidung eines Berufungsgerichts vom Juni bestätigt. Es bestehe die Gefahr, dass Asylbewerber in dem ostafrikanischen Land kein faires Verfahren erhielten, betonte der Supreme Court. Das Gericht berief sich unter anderem auf Erfahrungsberichte des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR).
Den Plänen zufolge sollten irregulär eingereiste Migranten ohne Prüfung eines Asylantrags direkt nach Ruanda abgeschoben werden können und stattdessen dort um Schutz ansuchen. Eine Rückkehr nach Großbritannien war nicht vorgesehen. Das Vorhaben war im In- und Ausland auf mitunter heftige Kritik, aber auch auf Interesse gestoßen. So war es unter anderem eines der Hauptthemen beim Besuch der damaligen britischen Innenministerin Suella Braverman Anfang November bei ihrem Amtskollegen Gerhard Karner (ÖVP) in Wien gewesen.
Kommentare