Neues Jahr beginnt mit russischen Luftangriffen und Beschuss

Zerstörungen in Odessa
Russland greift Odessa und Mykolajiw an. Der ukrainische Präsident Selenskij betonte indes in seiner Neujahrsansprache die Stärke seines Landes.

Mit massiven Luftangriffen und Artilleriebeschuss hat das neue Jahr in der Ukraine begonnen. Wie die ukrainischen Behörden mitteilten, gab es in der Nacht russischen Beschuss auf die Schwarzmeerstädte Odessa und Mykolajiw. In Odessa starb Gouverneur Oleg Kiper zufolge ein Mensch. Die russischen Besatzer in den ostukrainischen Städten Donezk und Horliwka berichteten indes von massivem Artilleriebeschuss, bei dem vier Menschen ums Leben gekommen seien.

Laut Kiper wurden in der Hafenstadt mehrere Gebäude seien von Teilen "abgeschossener Drohnen" getroffen. In Wohnhäusern in verschiedenen Teilen der Stadt seien Feuer ausgebrochen. Es habe auch drei Verletzte gegeben. In Donezk sprach der von Russland eingesetzte Regionalverwalter Denis Puschilin von vier Toten und 13 Verletzten. Ukrainische Medien berichteten auch von Explosionen über Kiew, Cherson und Charkiw. Für Unruhe sorgen auch Explosionen von Silvesterraketen und Böllern, obwohl diese zu Kriegszeiten eigentlich verboten sind.

Selenskij: "Die Ukrainer sind stärker geworden"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hob unterdessen in seiner Neujahrsansprache die Stärke seines Landes hervor. "Das wichtigste Ergebnis des Jahres, seine größte Errungenschaft: Die Ukraine ist stärker geworden. Die Ukrainer sind stärker geworden", sagte Selenskij am Sonntag in einer 20-minütigen Videobotschaft aus seinem Büro in Kiew. "Als wir Anfang 2023 ... ohne Übertreibung den härtesten Winter der Geschichte überstanden haben. Als wir bewiesen haben, dass die Ukrainer zäher sind als Kälte und Dunkelheit. Stärker als Stromausfälle und drohende Blackouts." Die Ukrainer seien stärker "als alle Blockaden und Vetos, als alle Ungläubigkeit und Skepsis".

Als Erfolge hob die Selenskij in seiner Rede den Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen, die Etablierung eines Korridors für Getreidelieferungen auf dem Schwarzen Meer sowie die insgesamt 156 Militärunterstützungspakete für sein Land im abgelaufenen Jahr hervor. Auch würden die ukrainischen Piloten bereits die F-16-Kampfjets beherrschen "und wir werden sie ganz bestimmt in der Luft sehen, damit die Feinde unseren wahren Zorn erkennen werden. Und nächstes Jahr wird der Feind auch den Zorn der einheimischen (Rüstungs-)Produktion spüren."

In Bezug auf die Frage, ob die ukrainische Armee über eine ausreichende Truppenstärke verfüge, rief er diejenigen auf, die "noch zögern, im nächsten Jahr eine mutige Entscheidung zu treffen, um ihr eigenes Land zu verteidigen, für es zu arbeiten und ihm zu helfen".

Selenskijs Botschaft enthielt kaum einen direkten Hinweis auf die Lage an der 1.000 Kilometer langen Frontlinie oder auf die im Juni begonnene Gegenoffensive, die keinen durchschlagenden Erfolg gebracht hat. Er erwähnte auch nicht die politischen und diplomatischen Schwierigkeiten, weitere militärische und andere Hilfe sowohl vom US-Kongress als auch von der Europäischen Union zu erhalten. "So wie am vergangenen 31. Dezember sagen wir auch heute: 'Wir wissen nicht mit Gewissheit, was uns das neue Jahr bringen wird.' Aber heuer können wir hinzufügen: 'Egal, was es bringt, wir werden stärker sein.'"

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