Ukraine: Drohnenangriffe in der Silvesternacht

Russian drones strike in Kyiv
Keine Neujahrsruhe: Russland schickte auch in der letzten Nacht des Jahres 2022 iranische Drohnen in die Ukraine.

Die Ukraine ist begleitet von russischen Luftangriffen ins neue Jahr gegangen. Die ukrainische Luftwaffe teilte am Sonntag mit, es seien 45 Kamikaze-Kampfdrohnen vom iranischen Typ Shahed-136 abgeschossen worden.
"Es ist nicht gelungen, den Ukrainern das Fest zu verderben", hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte.


Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko geht von weiteren russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt aus. „Russland mobilisiert weitere Kräfte, wir rechnen damit, dass bis zu 300.000 Soldaten einen erneuten Angriff auf unser Land starten“, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag.

"Kiew war und bleibt ein Ziel"

Man müsse jederzeit damit rechnen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einen neuen Angriff auf Kiew befehle. 

Russland hatte zu Beginn des Angriffskriegs versucht, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen, war aber gescheitert.

Seitdem konzentrieren sich die Kämpfe vor allem auf den Osten und Süden des Landes. Doch auch Kiew steht weiter im Visier der russischen Truppen und ist immer wieder Ziel von Luftangriffen. Bei Angriffen kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten waren in Kiew am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen - mutmaßlich von Marschflugkörpern und Raketen - zu hören. Klitschko sprach von Zerstörungen.

Dekret: 137.000 zusätzliche russische Soldaten

Mehr als zehn Monate nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine erhöht sich mit Beginn des neuen Jahres in Russland die Zahl der Militärs um 137.000 Soldaten. Ein entsprechendes Dekret über die bereits im August von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Erhöhung auf rund 1,15 Millionen Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende trat am Sonntag offiziell in Kraft. Demnach soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen.

Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um ziviles Personal, darunter etwa Verwaltungsangestellte. Im September hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu gesagt, dass neue Einheiten entstünden. Der Minister warf den westlichen Staaten mit den USA an der Spitze vor, einen Kurs gegen Russland und seine Verbündeten zu fahren; damit begründete er den Anstieg bei der Zahl der Soldaten. "Der Block der NATO bewegt sich weiter auf die russischen Grenzen zu", hatte Schoigu gesagt.

Seit Beginn des am 24. Februar von Putin befohlenen Krieges gegen die Ukraine hat die russische Armee immer wieder mit großen Personalproblemen zu kämpfen. Die Erhöhung der Zahl der Militärs soll nun Abhilfe schaffen. Zudem hatte Putin – begleitet von Protesten in der Bevölkerung und von einer massenhaften Flucht von Männern ins Ausland – bei einer Teilmobilmachung rund 300.000 Reservisten einberufen lassen.

Die Menschen in Russland befürchten, dass Putin weitere Mobilmachungen beschließen könnte, um seinen von vielen Niederlagen überschatteten Krieg in der Ukraine noch zu gewinnen.

Selenskij: "Jahr unseres Sieges"

In einer Glückwunschbotschaft wünschte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij seinen Mitbürgern ein frohes neues Jahr und das "Jahr unseres Sieges".

"Heute Wunder wünschen? Die Ukrainer haben sie schon lange geschaffen", schrieb Selenskij. Dazu postete er auf Telegram ein Foto von sich und seiner Frau Olena vor einem bescheiden geschmückten Weihnachtsbaum. Und mit leichter Ironie und Hinweis auf die wiederholten russischen Angriffe auf das ukrainische Stromnetz erklärte er: "Willst du Licht? Es ist in jedem von uns, auch wenn es keinen Strom gibt." Auch bei der Frage nach einem Wunsch nach Abenteuer und Reisen konnte sich Selenskij einen Seitenhieb auf die bittere Realität des russischen Angriffskriegs nicht verkneifen. "Die Ukrainer haben schon zu viel davon bekommen."

So bleibe nur ein Wunsch. "Und er wird nicht durch ein Wunder wahr werden, sondern durch unsere Arbeit, durch Kampf, gegenseitige Hilfe, Menschlichkeit", schrieb Selenskyj und schloss seine Wünsche mit "Frohes neues Jahr! Das Jahr unseres Sieges".

Russland setzt die Drohnen unter dem eigenen Namen Geran - zu Deutsch: Geranie - ein, um eine iranische Beteiligung zu verschleiern. Russland und der Iran arbeiten seit langem militärisch zusammen.

"Die Soldaten der ukrainischen Luftstreitkräfte gratulieren ihrer unbezwingbaren Nation zum neuen Jahr 2023! Gemeinsam zum Sieg!", hieß es in der Mitteilung vom Sonntag weiter.

UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-WAR-NEW YEAR

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