Klitschko will Machthaber mit Bürgerwehren bekämpfen

Vitali Klitschko bei einer Ansprache in Kiew am Sonntag.
Oppositionsführer bitten erstmals um finanzielle Hilfe aus dem Westen.

Jubelnde Massen empfingen Vitali Klitschko am Sonntag in Kiew. Auf dem Maidan versammelten sich erneut Zigtausende Menschen zum Protest gegen die Regierung von Präsident Janukowitsch. „Bildet Bürgerwehren in jedem Hof, in jedem Bezirk, in jedem Haus“, forderte Klitschko die Menge auf. Von Waffen sprach er nicht.

Der Ex-Boxweltmeister betonte: "Alle demokratischen Kräfte müssen den Protest vor die Gebietsverwaltungen tragen." Die Gegner von Präsident Janukowitsch werfen der Führung vor, Schlägerbanden anzuheuern, die mit brutaler Gewalt für Chaos sorgen sollen.

Hilfen aus dem Ausland

Die Regierungsgegner verlangten am Sonntag auch erstmals finanzielle Hilfen aus dem Ausland. Klitschko und Jazenjuk wurden von der Menge auf dem Maidan mit Jubel empfangen. "Wir haben mit unseren westlichen Partnern gesprochen und ihnen gesagt, dass wir finanzielle Hilfen brauchen", sagte Jazenjuk. "Sie sind dazu bereit." Das Geld solle aber ausschließlich dem "ukrainischen Volk" und nicht dem "Regime Janukowitschs" zu Gute kommen.

Klitschko will Machthaber mit Bürgerwehren bekämpfen
epaselect epa04052501 A protester smokes a cigarette near one of the metal barrel with fire during the continuing protest in Kiev, Ukraine, 02 February 2014. Kiev and other cities in Ukraine have been riled by often violent street riots since late November 2013, when Yanukovych reneged on a trade agreement with EU and opted for closer ties with Moscow instead. Protesters in Ukraine continued to occupy government buildings on 30 January, hours after parliament approved an amnesty for the hundreds of people jailed during weeks of demonstrations on the condition that the buildings are vacated and the protests end. EPA/SERGEY DOLZHENKO

Auch der frühere Innenminister Juri Luzenko von der oppositionellen Vaterlandspartei der inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko forderte die Demonstranten zur Bildung von Bürgerwehren im ganzen Land auf. Diese seien "die beste Absicherung gegen ein Blutbad". Jazenjuk hatte die Armee am Samstag aufgefordert, sich nicht in den Konflikt einzuschalten.

Die EU-Außenminister wollen nach Angaben ukrainischer Oppositionsführer am 10. Februar über Sanktionen gegen die Führung in Kiew beraten, wie sie etwa Klitschko immer wieder gefordert hatte. Die Krise in der Ex-Sowjetrepublik sorgte auch bei der Münchner Sicherheitskonferenz für Spannungen zwischen dem Westen und Russland. US-Präsident Barack Obama rief offen zu einem Regierungswechsel in Kiew auf.

Folteropfer darf ausreisen

Mit Spannung wurde in Kiew die Ausreise des mutmaßlich gefolterten Regierungsgegners Dmitri Bulatow zur Behandlung in die EU erwartet. Die Justiz hatte wegen Teilnahme an Massenunruhen gegen ihn ermittelt. Am Abend gab der Oppositionspolitiker Pjotr Poroschenko bekannt, dass ein Gericht den Weg für Bulatow freigemacht habe. "Das Verfahren ist eingestellt. Bulatow ist frei. Er kann jetzt mit mir zum Flughafen fahren", sagte Poroschenko örtlichen Medien zufolge.

Klitschko will Machthaber mit Bürgerwehren bekämpfen
Dmytro Bulatov, 35, one of the leaders of anti-government protest motorcades called 'Automaidan', speaks to journalists after being found near Kiev in a still image from footage obtained by Reuters TV January 30, 2014. A Ukrainian anti-government activist who disappeared a week ago appeared on television on Friday, his face badly beaten and with wounds to his hands, saying he was kidnapped and tortured by his abductors who had "crucified" him. Footage taken January 30, 2014. REUTERS/Handout via Reuters Tv (UKRAINE - Tags: CIVIL UNREST CRIME LAW POLITICS TPX IMAGES OF THE DAY) ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. NO SALES. NO ARCHIVES. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. UKRAINE OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN UKRAINE

Die Proteste in Kiew hatten begonnen, als Präsident Janukowitsch Ende November 2013 ein historisches Partnerschaftsabkommen mit der EU auf Druck Russlands platzen ließ. Nachdem der Staatschef Mitte Jänner demokratische Freiheiten einschränken ließ, eskalierten die Proteste. Bei Straßenschlachten zwischen radikalen Regierungsgegnern und der Polizei gab es mindestens vier Tote und Hunderte Verletzte. Die Opposition fordert Janukowitschs Rücktritt und lehnt Zugeständnisse wie eine an Auflagen geknüpfte Freilassung festgenommener Protestierer ab.

Janukowitsch will nach tagelanger medizinischer Betreuung am Montag seine Arbeit wieder aufnehmen. Er war wegen Fiebers und Atemwegsproblemen in einer Klinik behandelt worden, wie es aus seiner Verwaltung hieß.

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