Macron: Putin will IAEA-Trupps in das AKW Saporischschja lassen

Macron: Putin will IAEA-Trupps in das AKW Saporischschja lassen
Das größte AKW Europas - und für die Ukraine unschätzbar wichtig - soll offenbar vom Netz genommen werden. Macron erreichte offenbar einen Durchbruch.

Die Ukraine fürchtet, dass Russland das größte Atomkraftwerk des Landes vom nationalen Stromnetz trennen will. Es gebe Hinweise darauf, dass russische Truppen das Abschalten der noch betriebenen Reaktoren im AKW Saporischschja vorbereiteten, teilte der staatliche Energieversorger Energoatom am Freitag mit.

Ein Ausfall der Stromlieferungen aus der riesigen Anlage - Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas - würde vor allem den Süden der Ukraine treffen und hätte verheerende Folgen. Das Land bereitet sich angesichts von Krieg und Verknappung der Energieversorgung auf den schwierigsten Winter seit Erklärung der Unabhängigkeit vor.

„Das russische Militär sucht derzeit Treibstofflieferanten für Dieselgeneratoren“, teilte Energoatom mit. Mit den Dieselgeneratoren sollten die Kühlsysteme für die hochradioaktiven Kernbrennstoffe nach dem Herunterfahren der Atommeiler am Laufen gehalten werden.

Das Unternehmen bekräftigte den Vorwurf, Russland bereite eine „Provokation großen Ausmaßes“ vor. Umgekehrt hatte die Regierung in Moskau der Ukraine genau denselben Vorwurf vorgehalten.

"Spiel mit dem Feuer"

International wird ein besonderes Augenmerk auf Saporischschja gelegt, denn ein Treffer in den Reaktoren könnte eine Nuklearkatastrophe ähnlich wie der in Tschernobyl 1986 auslösen. Damals wurde nicht nur die unmittelbare Umgebung dauerhaft verstrahlt, sondern radioaktiver Niederschlag ging auch in mehreren europäischen Ländern nieder.

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA Rafael Grossi warnte Anfang August mit Blick auf Kämpfe in der Umgebung des AKW vor einem „Spiel mit dem Feuer, mit möglichen katastrophalen Folgen“.

Macron: Putin will IAEA-Trupps in das AKW Saporischschja lassen

Durch Beschuss entstandener Schaden auf dfem Gelände des AKWs von Saporischschja

Am Freitag wiegelte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Ryabkow ab: Die russische militärische Präsenz sei Garant dafür, dass sich Tschernobyl nicht wiederholen werde. Bereits am Donnerstag hatte Russland den Vorschlag der Vereinten Nationen zurückgewiesen, Saporischschja zu demilitarisieren.

IAEA soll in das Kraftwerk gelassen werden

Aus dem Pariser Elysée-Palast hieß es am Freitag, Russlands Präsident Wladimir Putin hätte seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron bei einem Telefonat zugesichert, Kontrolleure der IAEA die Situation in Saporischschja begutachten zu lassen.

Beide Präsidenten einigten sich demnach ebenfalls darauf, in den nächsten Tagen erneut zu telefonieren.

Die Kraftwerksanlage wurde schon im März von russischen Streitkräften eingenommen. Sie liegt in der Nähe des derzeitigen Frontverlaufs. In der Vergangenheit haben sich Russland und die Ukraine gegenseitig vorgeworfen, das AKW beschossen zu haben. Auf dem Gelände waren Geschosse eingeschlagen.

Die Anlage wird trotz russischer Besetzung von ukrainischen Technikern betreut. Derzeit laufen nur zwei der sechs Reaktoren mit voller Leistung.

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