Reportage aus Kiew: Der Krieg von heute ist ein anderer

Reportage aus Kiew: Der Krieg von heute ist ein anderer
Schallenberg besucht Kiew und will die Ukraine weiter unterstützen, muss aber auch die Sanktionsmüdigkeit erklären.

Nastja hält den Besen fest in der Hand, sie sieht auf den Boden, kehrt und kehrt. Doch die Scherben werden nicht weniger. „Ich habe noch immer Angst. So viel Angst“, sagt sie, ihre Tränen fließen. Sie deutet nach hinten, auf die abgebrannten Häuser, sie sehen aus wie Gerippe.

Hier in Hostomel nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat der Krieg begonnen, hierher kamen die Russen mit ihren Hubschraubern zuerst, zerbombten den Militärflughafen. Nastja war dabei, ihre Damen vom Putztrupp ebenso; sie erzählen Geschichten, wie die von den hunderten Bewohnern, die die Russen damals verschleppt hätten. Was mit ihnen geschah? Sie weiß es nicht, ebenso wenig wie der Kommandeur der Nationalgarde, die hier stationiert ist.

Der Krieg von heute ist ein anderer als er damals war. Für Nastja findet er noch immer im Kopf statt, und seit nicht mehr in den Kiewer Vororten gekämpft wird, sondern gut 600 Kilometer weiter ost- und südwärts, hat sich auch in den Köpfen der Europäer so einiges verschoben: Die große Empathie, die zu Beginn aus dem Westen für die Ukraine kam, wird langsam weniger.

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