Ukraine: Einigung über Getreidelieferung in Reichweite
Vertreter der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen haben in Istanbul über die Lösung des Streits um Getreideexporte aus der Ukraine verhandelt. Militärdelegationen der drei Länder und UN-Vertreter kamen am Mittwochnachmittag in der Metropole am Bosporus zu einem anderthalbstündigen Treffen zusammen, wie aus Tweets des türkischen Verteidigungsministeriums hervorging. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekanntgegeben.
Bereit zum Export
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sah bereits zuvor eine Einigung in Reichweite. „Wir sind bereit, Getreide auf den internationalen Markt zu exportieren“, sagte Kuleba der spanischen Zeitung „El Pais“. Man sei „zwei Schritte“ von einer Vereinbarung entfernt.
Kuleba sagte, die Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit der russischen Position müssten berücksichtigt werden. „Wir befinden uns in der Endphase, und jetzt hängt alles von Russland ab.“
Auf die Frage, warum Russland einer Vereinbarung zustimmen könnte, antwortete Kuleba, er vermute, dass die Führung in Moskau den Ländern in Afrika und Asien ihre Bereitschaft demonstrieren wolle, sie vor Nahrungsmittelknappheit zu bewahren. Allerdings sei es immer noch denkbar, dass Russland die Gespräche verlasse.
Praktische Lösungen
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums legte die Delegation aus Moskau „ein Paket von Vorschlägen zur schnellstmöglichen praktischen Lösung dieser Frage vor“. Wie dieses Paket aussehen soll, ließ Armeesprecher Igor Konaschenkow am Mittwoch allerdings offen.
Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar und der Blockade ukrainischer Häfen sind die Preise für Getreide, Speiseöl, Treibstoff und Düngemittel drastisch gestiegen. Da die Ukraine einer der größten Weizenlieferanten weltweit ist, hat die Unterbrechung ihres Exportes zu einer Nahrungsmittelkrise geführt.
Militärdelegationen Russlands, der Ukraine und der Türkei sollten in Istanbul mit UNO-Vertretern darüber beraten, wie sichere Exporte ukrainischen Getreides aus dem ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa ermöglicht werden können.
Die Rolle der Türkei
Russland hat der Ukraine vorgeworfen, eine Einigung zu verhindern. Diplomaten zufolge wird über Geleitschiffe beraten, die die Getreideschiffe durch die verminten Gewässer rund um den Hafen von Odessa führen sollen.
Die Türkei soll zudem die Frachtschiffe mit Unterstützung der UN inspizieren, um russische Bedenken auszuräumen, es könnten auf diesem Wege Waffen in die Ukraine geschmuggelt werden. Mehr als 20 Millionen Getreide lagern in den Silos in Odessa. Es fehlt nicht nur auf dem Weltmarkt, sondern gefährdet auch die kommende Ernte, da der Ukraine der Lagerraum ausgeht.
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