USA

#twitterkaiser: Trumps Politik mit 140 Zeichen

Donald Trump macht einen großen Teil seiner Politik über das Internet.
Der künftige US-Präsident Donald Trump kommuniziert einen großen Teil seiner Politik über Twitter. Das hat im selben Moment enorme Auswirkungen.

Das Time Magazine kürte den designierten US-Präsidenten Donald Trump am Mittwoch zur "Person des Jahres 2016". "Es ist schwierig zu argumentieren, dass jemand mehr Einfluss auf das Jahr 2016 hatte als Donald Trump", sagte Chefredakteurin Nancy Gibbs.

Einer der Gründe für den Erfolg Trumps ist zweifellos sein Agieren über die Internet-Plattform Twitter. Durch den Kurznachrichtendienst macht er in 140 Zeichen Politik – und gibt die Berichterstattung mit vor.

Sein Tweet, in dem er von Boeing forderte, den Bau der neuen Air Force One einzustellen, ist ein Musterbeispiel dafür, wie Trump per Twitter das Mediengeschehen "kontrolliert". Kurz nach Trumps Posting hieß es weltweit, die Aktienkurse von Boeing seien um 0,2 Prozent "eingebrochen" – wirklich bedeutungsvoll ist das am Aktienmarkt aber nicht. Dafür dominierte Trumps Tweet die Top-Meldungen zahlreicher Nachrichtenportale. Im Internet toben – wie jedes Mal – heftige Diskussionen über Trumps Meldung.

All das kann Trump nur recht sein. Durch Polarisierung und Provokation ist es ihm gelungen, vom aussichtslosen Kandidaten zum mächtigsten Mann der Welt zu werden. Nichts bringt Trump mehr Sympathien bei seinen Unterstützern ein, als wenn er in den sozialen Medien in den Kampf gegen Presse, politische Gegner und Konzerne zieht. Nur dort kann er seine Anhänger noch glauben machen, dass er gegen das Establishment sei, während er sein Kabinett zu einem großen Teil aus Vertretern der Eliten zusammenstellt.

Wie gut es Trump versteht, den Nachrichtenfluss von ihm unliebsamen Themen abzulenken, beweist seine Reaktion auf die Forderung der Grünen Jill Stein: Als die Politikerin eine Nachzählung der Wählerstimmen in drei US-Staaten forderte, twitterte Trump, dass er auch landesweit mehr Stimmen als seine ehemalige Konkurrentin Hillary Clinton erhalten hätte, "würde man die Millionen illegalen Stimmen vom Ergebnis abziehen."

Inszenierung als Opfer

Für diese Behauptung hatte er keine seriösen Grundlagen, Trump stellte sie einfach in den Raum. Während die Aufregung über Trumps Posting immer größer wurde, flaute die Diskussion um Steins Vorhaben ab.

Sobald Trump die Berichterstattung zu unangenehm wird, muss er sich nur als Opfer inszenieren: "Wenn die Medien korrekt und ehrenvoll über mich berichten würden, hätte ich weitaus weniger Grund, zu twittern", schrieb er am Montag. Daraufhin eröffneten tausende seiner Anhänger den gefühlt tausendsten "Shitstorm" auf CNN, The New York Times und andere Medienunternehmen.

Auch außenpolitisch agiert Trump gerne über soziale Netzwerke. Nach seinem Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin (mehr dazu auf der nächsten Seite) reagierte China verstimmt. Trump feuerte auf Twitter zurück: "Hat China uns gefragt, ob es okay ist, seine Währung abzuwerten, unsere Produkte stark zu besteuern oder einen massiven Militärkomplex im Südchinesischen Meer zu bauen? Ich glaube, nicht!"

Dass die reale Welt und Twitter zwei paar Schuhe sind, könnte Trump gerade im Fall Chinas noch bewusst werden – wenn Peking es als Reaktion nicht bei einem Shitstorm bewenden lässt.

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