„Haben ein Problem mit Pressefreiheit“
Unerschrocken kämpft sie seit Jahren für Pressefreiheit, am Montag erhielt Nadire Mater, Leiterin der türkischen Kommunikations- und Nachrichtenplattform Bianet, dafür von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) in Wien den „Press Freedom Award 2013“ verliehen.
„Die Proteste im Sommer gegen die Regierung unter Premier Erdogan zeigten ganz klar, dass wir in der Türkei ein ganz großes Problem mit der Pressefreiheit haben“, sagte die 64-Jährige im KURIER-Gespräch. Zu Beginn der Demonstrationen um den Istanbuler Gezi-Park und den zentralen Taksim-Platz hätten vor allem die TV-Stationen den Unmut der Bürger komplett ignoriert: „Sie brachten Dokumentationen über Pinguine, während die Polizeigewalt eskalierte. Schnell machte dann der Begriff ,Pinguin-Medien‘ die Runde.“
Nicht unabhängig
Die meisten türkischen Medien würden nicht unabhängig agieren, weil sie über Firmenkonstrukte am Gängelband der Polit-Führung in Ankara hingen. Zudem mache der Premier, der die Regierung zunehmend zu einer „One-Man-Show“ umfunktioniere, den Chefredakteuren immer öfter öffentlich klar, welche Berichterstattung er sich wünsche. „Das führt dann oft zu Selbstzensur. In manchen Verlagshäusern wurden aber auch schon kritische Kolumnisten gefeuert“, betonte Nadire Mater.
Es gebe nur ganz wenige mutige Journalisten, die gegen diesen „Mainstream“ anschrieben. Und diese leben mitunter gefährlich. „Derzeit sind 65 Kollegen inhaftiert, zwei Drittel von ihnen waren in kurdischen Medien tätig“, so die Preisträgerin des „Press Freedom Award“, der mit 6000 Euro dotiert ist.
"Journalistengefängnis"
In diesem Zusammenhang nannte ROG-Präsidentin Rubina Möhring die Türkei „eines der größten Journalistengefängnisse der Welt“. Das Land sei im Pressefreiheitsranking um sechs Plätze auf Rang 154 von 179 Staaten abgerutscht.
Auch gegen Nadire Mater und ihre im Jahr 2000 gegründete Plattform wurden schon mehrere Verfahren angestrengt. Ans Kleinbeigeben denkt die engagierte Frau aber keinesfalls: „Wir sind gerade jetzt wichtiger denn je.“
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