Türkei: Kein Ende des Booms in Sicht
Nachhaltiges Wachstum in Europa – das hat Seltenheitswert. Während vor allem die angeschlagenen Euro-Staaten durch die Krise straucheln, zeigt am östlichen Rand, am Bosporus, ein regelrechter Bau- und Planungsboom rund um die Mega-City Istanbul dem Rest des Kontinents die wirtschaftliche Potenz des Landes.
Für Österreichs Botschafter Klaus Wölfer war bei einer Türkei-Diskussion in der Fachhochschule (FH) des bfi Wien jedenfalls klar, dass es mit diesem „Schwergewicht in der Region“ noch weiter aufwärts gehen kann: „Die großen Entscheidungen“ betonte er, werden dort „derzeit fast im Wochentempo“ getroffen. Es bleibe nicht bei Ankündigungen, „wie man als gelernter Europäer“ meinen könnte. Und das trotz Problemen wie etwa dem Krieg in Syrien und der damit einhergehenden Flüchtlingswelle in die Türkei.
Große Pläne
In den kommenden Jahren soll in Istanbul der weltweit größte Flughafen entstehen und gleich daneben eine komplett neue Stadt hochgezogen werden. Passagiere und Zuzügler sollten dann mit einer Hochgeschwindigkeitsbahn ins Zentrum der neuen Finanzmetropole gebracht werden, von wo aus Geschäftsleute der Türkei mit Blick auf regen Handel mit Asien, der arabischen Welt und Afrika zu mehr Konkurrenzfähigkeit verhelfen.
Handel mit Österreich
Nach der schweren wirtschaftlichen Krise in den 90er-Jahren seien die Sanierungskonzepte, so Wölfer, kompetent umgesetzt worden. Das Wachstum habe sich mittlerweile auf prognostizierte drei Prozent eingependelt. Vom Hunger nach Energie und Konsum profitiere auch Österreich, das im Ranking der ausländischen Direktinvestoren an der Spitze steht. Österreichs Investitionsvolumen lag 2011 bei 2,3 Milliarden Euro. Zu den größten Investoren gehören laut
Wirtschaftskammer OMV, Mayr-Melnhof, Mondi, Voestalpine, Egger Holzwerkstoffe, Ardex, Kioto Photovoltaics und GATX Rail Europe. Auch bauMax hat Filialen in der Türkei eröffnet. Die Türkei-Aktivitäten von Siemens werden von Wien aus betreut. Gebraucht werden „U-Bahnen, Schnellbahnen, Konsumgüter beziehungsweise Maschinen für die Erzeugung von Konsumgütern“, so Botschafter Wölfer.
Für österreichische Unternehmen, die in der Türkei und der gesamten Schwarzmeer-Region tätig sind, bietet die FH des bfi Wien ihre Expertise an: Eine Strategie ist, „Akademiker mit gezieltem Schwarzmeer-Know-How auszubilden“, betonte Andreas Breinbauer, Leiter des FH-Kollegiums. Es gibt regen Austausch mit Hochschulen in der Türkei, Konferenzen, Studien und Analysen. In Wien können die Manager und Fachkräfte kostenlos Türkisch-Kurse besuchen.
Die FH des bfi Wien lädt regelmäßig zur Diskussion über die Perspektiven Österreichs und der FH in den Ländern der Schwarzmeer-Region. Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit dem KURIER statt.
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