Türkei hebt Hut-Pflicht auf
Seit 1925 gilt in der Türkei das Gebot, einen Hut zu tragen. Ein Segen für all jene, die ihre Glatze verstecken wollen, könnte man meinen – wahrer Hintergrund des Beschlusses war Anfang des 20. Jahrhunderts aber ein gesellschaftspolitischer: Man wollte damit erreichen, dass sowohl osmanischer Fez als auch Turban, damals beliebte Accessoires auf Männerköpfen, aus der Öffentlichkeit verdrängt werden. Hüte galten als Zeichen der säkularen Moderne, Turban und Fez vermittelten in den Augen der Machthaber Rückständigkeit.
Heutzutage ist es so, dass das Gesetz selbst eine gewisse Antiquiertheit aufweist – die Regierungspartei AKP erwägt deshalb, es auch Geschichte werden zu lassen. Bislang hat man aus Respektsgründen davon abgesehen: Da die Hut-Pflicht Teil der sogenannten Revolutionsgesetze ist, die unter Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk ihren Anfang nahmen, wollte man die Vorschriften aus historischen Gründen beibehalten. Dazu zählt auch ein Verbot religiöser Gewänder außerhalb von Gotteshäusern, das natürlich ebenso wie die Hut-Pflicht nicht mehr geahndet wird.
Der Schritt zur Abschaffung der Hut-Pflicht sorgt – trotz aller Überholtheit der Vorschrift – auch für politische Querelen. Die kemalistische Opposition pocht nämlich auf die säkulare Wikrung des Gesetzes: Die islamisch geprägte AKP wolle damit die Fundamente der Republik aufweichen, so der Vorwurf.
Andere Länder, andere Sitten
Die Türkei ist nur eines vieler Beispiele weltweit. Auch in diversen anderen Staaten gelten zumindest auf dem Papier staatlich verordnete Pflichten, deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen wäre. So gilt in Italien kurioserweise ein Rock-Verbot für Männer, auch öffentliches Küssen in einem Auto ist in Kampanien untersagt. Einen kleinen Überblick über Kuriositäten aus der Welt der Gesetzgeber finden Sie in der Bilderleiste oben .
Kommentare