Türkei fürchtet Kurdistan in Syrien

Türkei fürchtet Kurdistan in Syrien
Drei Posten werden nach Unruhen und verstärkten Aktivitäten kurdischer Aktivisten auf syrischer Seite geschlossen.

Die türkische Führung scheint Angst zu bekommen vor den Geistern, die sie selbst auch gerufen hat. Ankara unterstützt offen die Aufständischen, der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) sitzt in der Türkei ebenso wie der Stab der Freien Syrischen Armee (FSA) – aber: In Syrien, direkt an der Grenze zur Türkei, toben heftige Kämpfe, Plünderer blockieren den grenzübergreifenden Warenverkehr, und kurdische Separatisten treten in Syrien mittlerweile mehr als selbstbewusst auf.

Ängste in Ankara

An der Grenze zur Türkei haben kurdische Rebellen eine Reihe von Städten unter ihre Kontrolle gebracht. Das lässt bei der türkischen Führung Ängste keimen vor einem weiteren autonomen kurdischen Gebiet direkt an der Grenze, wie im Irak – ebenso wie vor einem Erstarken der Separatisten im eigenen Land.

Am Mittwoch zogen die türkischen Behörden die Notbremse: Die drei bis dahin noch offenen Grenzübergänge nach Syrien wurden für Lkw geschlossen. Offiziell aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der türkischen Bevölkerung. Vergangenen Samstag waren 30 türkische Lkw an einem Grenzposten ausgeraubt worden. Die Flüchtlingsströme in die Türkei betrifft die Schließung nicht. So gut wie alle syrischen Flüchtlinge kommen über die grüne Grenze. Die türkische Armee hatte ihre Präsenz im Grenzgebiet nach dem Abschuss eines türkischen Jets durch Syriens Luftwaffe verstärkt.

Während die FSA derzeit versucht, die nordsyrische Stadt Aleppo einzunehmen und in Damaskus gestern neue Kämpfe aufflammten, ziehen die Kurden ihr eigenes Ding durch. Aus dem Bürgerkrieg hatten sie sich so lange wie möglich herausgehalten. Jetzt besetzten sie Städte und Grenzposten. Kurz davor hatten sich die zwei bisher rivalisierenden Kurdenfraktionen, die Demokratische Union und der Syrische Kurdische Nationalrat, zusammengetan. Unter Vermittlung des irakischen Kurdenführers Massud Barzani bei einem Besuch im Irak Anfang Juli.

Kurdische Fahnen

Türkei fürchtet Kurdistan in Syrien

Von der FSA haben sich die kurdischen Gruppen klar distanziert. Man ließ sie wissen, dass man Unterstützung weder wolle noch benötige. Seitens des SNC wiederum war den kurdischen Gruppen wiederholt vorgeworfen worden, zum syrischen Regime zu stehen.

Dass in syrischen Dörfern und Städten entlang der 822 Kilometer langen Grenze zur Türkei jetzt kurdische Fahnen wehen, gibt Gerüchten über eine bevorstehende Intervention von außen einen neuen Drall. Laut einem Bericht des "Royal United Service Institute", das dem britischen Verteidigungsministerium nahesteht, ist ein Eingreifen wahrscheinlicher denn je zuvor. Ein Land wird in dem Bericht besonders hervorgehoben: Die Türkei.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Kommentar

Kommentare