Erdogan: "Muslime sind Entdecker Amerikas"

Erdogan: "Muslimische Seeleute erreichten schon 1178 Amerika"
Der türkische Präsident interpretiert die Geschichte eigenwillig: Islamische Seeleute seien Kolumbus zuvor gekommen.

Recep Tayyip Erdogan ist für seine harschen Aussagen bekannt – dass er einen Hang zum Uminterpretieren der Geschichtsschreibung hat, hat er erst kürzlich demonstriert: Erdogan stellte in einer vom Fernsehen übertragenen Rede die Behauptung auf, dass der Kontinent Amerika nicht von Christoph Kolumbus, sondern von islamischen Seefahrer entdeckt worden sei – und zwar bereits 300 Jahre, bevor der italienische Seefahrer amerikanischen Boden betreten habe.

„Muslimische Seeleute erreichten schon 1178 Amerika“, so Erdogans These. Begründet hat das türkische Staatsoberhaupt seine Aussage damit, dass „Kolumbus selbst eine Moschee auf einem Hügel an der Küste Kubas" erspäht haben solle - ein Verweis auf eine in der Wissenschaft höchst umstrittene These des Historikers Youssef Mroueh, der in einem Artikel aus dem Jahr 1996 einen Tagebucheintrag Kolumbus‘ dahingehend interpretiert, dass der Genueser ein muslimisches Gotteshaus gesehen habe. Fachkollegen vertreten hingegen die Auffassung, dass Kolumbus die Moschee nur als bildhaften Vergleich zur Beschreibung einer Hügelkette nutzte.

Debatte um neue Moschee

Erdogan, der diese Behauptung im Rahmen eines Gipfeltreffens mit lateinamerikanischen Muslimen in Istanbul tätigte, scheint die Kritik an dem Historiker recht egal – ebenso wie der Umstand, dass in präkolumbianischer Zeit keine Hinweise auf eine muslimische Besiedelung des Kontinents existieren. Er erklärte sich nämlich sogar bereit, an der erwähnten Stelle eine Moschee zu erbauen.

Erdogan will damit offenbar Unterstützung für ein Projekt ausdrücken, das unter keinem guten Stern zu stehen scheint – denn die Idee, an eben jener Stelle eine Moschee zu errichten, gibt es schon seit längerem. Im April wurden die Baupläne für ein 3500 Menschen fassendes Gotteshaus präsentiert. Da die muslimische Gemeinschaft in Kuba mit etwa 9000 Personen aber recht klein ist und Kuba zudem offiziell ein atheistischer Staat ist, haben Behörde bisher aber ihre Zustimmung verweigert.

Erdogan im Porträt

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