Die beiden lieben Tucker Carlson, ganz offensichtlich. Dabei spricht er nicht mal ihre Sprache: Carlson war der Star schlechthin auf Fox-News, bevor der erzkonservative US-Sender ihn vor einem Jahr rauswarf.
Der Grund: Carlson hatte in seinen täglichen Shows nicht nur Verschwörungstheorien über Corona, Außerirdische oder die US-Demokraten verbreitet, sondern auch über die Ukraine (das Land sei eine "von den USA gesteuerte Diktatur", Selenskij eine "rattenhafte Marionette"). Und mit denen war – und ist – er Dauergast im russischen Staats-TV.
Aktuell ist Carlson in Moskau. Und das beflügelt die Staatsmedien massiv: Seit Sonntag überschlagen sich Nachrichtenagenturen, TV-Sender und Pro-Kreml-Channels in Spekulationen, was der Gottseibeiuns der US-Linken denn in Russland mache. Ein Interview mit dem Kremlchef gar?
Nach Tagen der Spekulationen veröffentlichte Carlson am Mittwoch ein Statement auf X, wonach er da bestätigte. "Wir werden das bald tun", sagt er, und vor allem: Das Interview werde kostenlos zu sehen sei. X-Besitzer Elon Musk habe ihm versprochen, das Interview nicht zu blockieren.
Gerüchte vom Kreml befeuert
Der Kreml hat das noch nicht bestätigt. Es hieß wie immer lapidar, dass man über die Einreisen von ausländischen Journalisten nicht Bescheid wisse; in Staatsmedien wurde aber über jeden Schritt Tucker Carlsons berichtet.
Das ist nicht weiter überraschend: Das Anheizen der Gerüchteküche folgt der genauen Dramaturgie des Kreml. Schon allein die Ankündigung eines solchen Interviews verschaffen sowohl Putin als auch Carlson massiv Aufmerksamkeit, und würde der Kremlchef mit dem US-Moderator sprechen, wären die Inhalte zwar erwartbar, aber die Wirkung spektakulär.
Die Strahlkraft eines Putin-Interviews
Seit Kriegsbeginn hat Putin keinem ausländischen Medium mehr ein Interview gegeben. Die Reichweite, die Carlson Putins Ideen verschaffen würde, ist enorm: Auf Fox hatte Carlson allabendlich etwa drei Millionen Zuseher, seit er auf X seine Ideen in einem eigenen Format verbreitet, ist die Zahl massiv gestiegen. Sein Trump-Interview zuletzt sahen laut der US-Seite Mashable zumindest 15 Millionen Menschen.
Die Strahlkraft eines Carlson-Putin-Gesprächs ginge also weit über Russland und die USA hinaus, und es wäre die perfekte Wahlkampfhilfe für die Republikaner und Donald Trump. "Tucker Carlson ist ein größerer Trumpist als Trump selbst", kommentierte ein kremltreuer Autor der Agentur RIA, der auch keinen Zweifel daran hegt, dass das Interview mit Putin tatsächlich stattfinden wird.
Er verbreitet auch das Gerücht, dass Carlson wegen Hochverrats von den Demokraten nicht mehr in die USA gelassen werde. Das ist zwar falsch, vorgeschlagen hat das aber durchaus jemand – und zwar Bill Kristol, einst Stabschef von Republikaner-Präsident Ronald Reagan.
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