Tsipras legt sich wieder mit der EU an
Nur unter einer einzigen Voraussetzung werde er sich jemals eine Krawatte umbinden, versprach Griechenlands zurückgetretener Premier Alexis Tsipras Sonntag Abend bei einer Wahlkampfveranstaltung in Thessaloniki: Wenn er eine Schuldenerleichterung für Griechenland durchgeboxt habe.
Vorerst aber, und vor allem im laufenden Wahlkampf, ist der 40-jährige Ex-Premier weiterhin mit offenem und meist aufgekrempeltem Hemd zu sehen. "Die Schlacht um eine Verbesserung des Hilfspaktes ist noch längst nicht vorbei", gibt sich Tsipras kämpferisch. Wenn er bei den vorgezogenen Neuwahlen am 20. September siege, so kündigte der Chef der linkspopulistischen Syriza-Partei an, werde er sogleich an den Auflagen des erst kürzlich verabschiedeten dritten internationalen Hilfspaketes rütteln. Sein Ziel: Eine Schuldenerleichterung für Griechenland durchsetzen.
"Schwieriges Jahr"
Wann es denn so weit sei, wurde Alexis Tsipras nach seiner Wahlkampfrede gefragt. Worauf er antwortete: "Wir haben ein schwieriges Jahr vor uns, aber ich bin optimistisch."
Dass der Syriza-Chef im Wahlkampfmodus mit seinen Forderungen bei der EU auf taube Ohren stoßen dürfte, scheint aber derzeit sicherer als sein erhoffter Wahlsieg. Denn Tsipras Coup, sich mit vorgezogenen Neuwahlen schnell noch einmal die Wählermehrheit zu sichern, dürfte nicht so einfach aufgehen. Jüngste Umfragen bescheinigen Syriza nur noch einen hauchdünnen Vorsprung von 0,6 Prozentpunkten vor der oppositionellen konservativen Nea Dimokratia. Beide Parteien liegen derzeit bei rund 25 Prozent der Wählerstimmen, wären also in jedem Fall auf einen Koalitionspartner angewiesen. Eine Zusammenarbeit mit der Nea Dimokratia (ND) aber lehnt Tsipras kategorisch ab.
ND-Chef Evangelos Meimarakis (61) hingegen könnte sich eine Koalition mit der linken Syriza durchaus vorstellen. "Wenn es dem Wohl des Landes dient und es Griechenlands Platz in der Eurozone sichert, würden wir Tsipras zu einer Koalition einladen."
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