"Werden Klischees aufbrechen müssen"

Tschechiens Außenminister Zaoralek auf Wien-Besuch.

Der gute Willen, das machten die beiden Herren vor der Presse gemeinsam deutlich, ist vorhanden. Konkrete Schritte aber werden wohl einige Vorarbeit brauchen. Tschechiens Außenminister Lubomir Zaoralek besuchte am Donnerstag seinen österreichischen Amtskollegen Sebastian Kurz.

Neu im Amt, so betonte der Gastgeber, seien beide Minister. Grund genug, um auch die seit Ewigkeiten stagnierenden Beziehungen auf neue Beine zu stellen. Dass da tatsächlich Handlungsbedarf besteht, machte vor allem der Tscheche deutlich. "Nichts bewegt sich", analysierte Zaoralek: Man habe viel verschlafen, und außerdem gebe es weiterhin Dinge, über die man in Prag nicht sprechen wolle.

Zumindest das Sprechen will man jetzt rasch intensivieren. Ganz praktische Probleme stehen an, wie die immer noch miserablen Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Ländern. Gibt es doch immer noch keine Autobahn zwischen Prag und Wien, und die Züge brauchen immer noch fast so lang wie zu Zeiten der k.u.k.-Monarchie. Kurz und Zaoralek planen rasch weitere Gespräche zu dem Thema und wollen dazu auch die Landeshauptleute auf beiden Seiten der Grenze hinzuziehen. Nächste Woche treffen auch die Verkehrsminister beider Länder zusammen, um die Planungen voranzutreiben.

Geschichtsbuch

Auch bei der langen, aber nicht unproblematischen gemeinsamen Geschichte will man jetzt offene Worte finden. Man müsse, wie es Zaoralek formuliert, "Klischees aufbrechen und die Dinge auch einmal mit den Augen des anderen sehen".

Die ohnehin 2009 eingesetzte Historikerkommission soll mehr Unterstützung bekommen. Hauptziel ist ein gemeinsam veröffentlichtes Geschichtsbuch, in dem jede Seite ihre Perspektive von so heiklen historischen Kapiteln wie Nationalsozialismus oder die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei darstellt.

Ob sich die verhärteten Fronten tatsächlich verschieben lassen, bleibt vorerst abzuwarten, so wie auch beim ähnlich belasteten Thema Temelin. Der Ausbau des AKW verzögere sich derzeit ohnehin, machte der Gast aus Tschechien deutlich. Man werde Österreich auf jeden Fall über jeden Schritt regelmäßig und vorbehaltlos informieren.

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