Besuch beim Jesuskind: Aufregung im Wahlkampf-Finale in Tschechien

Besuch beim Jesuskind: Aufregung im Wahlkampf-Finale in Tschechien
Milliardär Babis, der als Präsident in die Prager Burg einziehen will, kam zum "Prager Jesulein"

Dass die Stichwahl im Rennen um das Präsidentenamt mit allen Mitteln ausgefochten würde, hatten die Kommentatoren ja vorausgesagt. Gerade Ex-Premier Andrej Babis gilt ja seit Jahren als Meister populistischer Wahlkampf-Tricks. Dass der Milliardär, der sonst noch nicht gerade wegen religiösen Eifers auffällt, jetzt im Wahlkampffinale das bekannteste Gnadenbild des Landes besuchen wollte, sorgt bei vielen Tschechen für Empörung.

Wunder vollbracht

Das sogenannte "Prager Jesulein", das in der Prager Kirche Maria vom Siege aufgestellt ist, gilt vielen Tschechen als wundertätig und ist daher auch bei Pilgern populär.

Besuch beim Jesuskind: Aufregung im Wahlkampf-Finale in Tschechien

Babis und sein Gegner im Duell im Präsidentschaftswahlkampf, der ehemalige General Petr Pavel, bemühen sich auch die christlichen Wähler zur Teilnahme an der Wahl zu motivieren. Doch der Versuch von Babis, das Prager Jesulein auf der Prager Kleinseite aufzusuchen, sorgte dennoch für einiges Aufsehen.

Babis kam erst nach Schließung

In Erwartung seines Besuchs hielten die Karmeliten als Verwalter der Kirche das Tor an diesem Vormittag verschlossen, doch kam Babis erst nach der Öffnung der Kirche zu Mittag. Er habe „leider Gottes am Montag unvorsichtigerweise den Kirchenbesuch den Medien angekündigt“, bekundete der frühere Ministerpräsident. Dass die Kirche versperrt wurde, verstehe er nicht, denn vor Gott seien „wir alle gleich“ und „sogar Mörder“ hätten „Zutritt, um um Vergebung zu bitten“.

Schon einmal besucht

Als er die Kirche am 12. Jänner, am Tag vor dem ersten Wahldurchgang, aufgesucht habe, habe er dies nicht publik gemacht und niemand habe ihn daran gehindert. Im Übrigen trage er stets eine Kopie des Jesuleins mit sich.

"Aggressive Taktik"


Pater Pavel Pola ließ verlauten, „angesichts der Terminisierung und medialen Aufbereitung dieses Besuchs“ halte man diesen „eindeutig für einen Bestandteil der Wahlkampagne“, welche zudem „sehr aggressiv und angsteinflößend“ geführt werde.

Kritik an Plakaten

Insbesondere stoße man sich an den Wahlplakaten, auf denen dem Gegenkandidaten, dem früheren NATO-General Petr Pavel, unterstellt werde, die Tschechische Republik in den Krieg führen zu wollen. Die Karmeliter könnten sich mit diesem Stil „dezidiert nicht identifizieren“ und verwahrten sich dagegen, „den weltbekannten Wallfahrtsort und das bedeutende religiöse Symbol des Prager Jesuleins für solche Zwecke zu missbrauchen“. Der zweite Durchgang der Präsidentenwahlen findet am 27. und 28. Jänner statt.
 

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