USA

Trumps Zickzack-Kurs im Syrien-Krieg

Präsident droht Assad nach mutmaßlichem Giftgas-Angriff, zuvor liebäugelte er mit Rückzug der US-Soldaten

Die Gemengelage, in der Donald Trump eine glaubwürdige Antwort auf die jüngsten Giftgas-Monstrositäten in Syrien finden muss, ist vertrackt: Nordkorea will über atomare Abrüstung verhandeln. Der Handelskrieg mit China steht bevor.in den Startlöchern. In der Russland-Affäre droht in Kürze schweres Ungemach durch das Buch des von ihm gefeuerten FBI-Chefs James Comey. Wichtiges Personal zur Krisenmoderation – etwa ein Außenminister – ist nicht vorhanden.

„Hohen Preis“ bezahlen

Gleichwohl hat sich der notorisch schneller twitternde als abwägende US-Präsident nach den grausamen Bildern aus Duma stark in Zugzwang gebracht. Assad werde einen „hohen Preis“ bezahlen für den Einsatz todbringender Chemikalien gegen Zivilisten. Wie, wann und mit welchem Ziel, das blieb wie immer ebenso offen wie die Frage, ob die Drohung auch den Schutzmächten Assads galt. Neben dem Iran hatte Trump Russland und hier persönlich Präsident Wladimir Putin ins Visier genommen, der jede Mitverantwortung abstreitet. Dass Trump im Alleingang wie vor einem Jahr nach einem ähnlichen Giftgas-Einsatz mit 100 Toten von US-Kriegsschiffen im Mittelmeer aus 59 Marschflugkörper des Typs Tomahawk auf eine syrische Luftwaffen-Basis abschießen lässt, gilt in Sicherheitskreisen der US-Hauptstadt als „eher unwahrscheinlich“.

Am Montag wollte sich jedenfalls der UN-Sicherheitsrat mit der Situation in Syrien befassen. Berichte von dort, die Angriffe auf eine Militärbasis in der Provinz Homs einer „amerikanischen Aggression“ zuschrieben, wurden vom Pentagon bereits im Vorfeld vehement dementiert. Russland machte wiederum Israel für die Angriffe verantwortlich, bei denen 14 Menschen getötet worden sein sollen.

Für Trump kommt der nach Zählung unabhängiger Experten achte Giftgas-Einsatz seit Beginn des Bürgerkriegs besonders ungelegen. Seine militärisch symbolisch angelegte Strafaktion vor einem Jahr „hat das Kalkül Assads keinen Millimeter verändert“, sagen Verteidigungsexperten der Republikaner, „weil es nie eine tiefer angelegte Strategie gab“.

Den Grund dafür sehen viele in Trumps Abneigung, die USA tiefer in den Bürgerkrieg zu verstricken. Schon 2013 hatte Trump, damals Geschäftsmann, Vorgänger Obama vor einer Vergeltungsaktion für einen Giftgasangriff gewarnt: „Wir sollten uns, zum Teufel noch mal, aus Syrien raushalten. Was werden wir für unsere Leben und Milliarden Dollar bekommen? Null.“ Dass Obama zwar „rote Linien“ zog, dann aber tatenlos blieb, als Diktator Assad weiter Giftgas einsetzte, kreidet Trump seinem Vorgänger allerdings bis heute an.

Pentagon skeptisch

Und Trump selbst? Erst vor wenigen Tagen hatte er laut mit dem vorzeitigen Abzug der rund 2000 US-Soldaten in Syrien geliebäugelt und einen 200-Millionen-Dollar-Fonds für den Wiederaufbau des Landes auf Eis legen lassen. Der Vorstoß steht im Gegensatz zu seiner beinharten Kritik am frühen Abzug der US-Truppen aus dem Irak durch Obama und stößt bei Verteidigungsminister James Mattis und der Militärspitze auf Widerstand. Dort befürchtet man, dass das territorial weitgehend bezwungene Terror-Netzwerk „Islamischer Staat“ neue Kraft tanken könnte.

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