USA

Trumps später Gegenangriff im Drogenkrieg

Drogenopfer, Alltag in den USA
Trumps Ruf nach Todesstrafe für Drogendealer wird die seit Jahren eskalierende Opiatkrise nicht stoppen.

Für Rodrigo Duterte hatte Donald Trump immer schon eine Vorliebe. Er verteidigte den philippinischen Präsidenten, als der für seine Todesschwadronen, die Drogendealer und oft auch deren Kundschaft auf offener Straße exekutierten, weltweit kritisiert wurde. Wenig überraschend, dass Trump jetzt – unter Verweis auf Duterte – auch in den USA die Todesstrafe für Drogendealer fordert. Ein Vorstoß, der selbst in Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe legal ist, wenig Aussichten auf Umsetzung hat. Müsste man doch die tatsächliche Tötung eines Individuums durch eine vom Dealer verkaufte Drogendosis nachweisen.

Drogen-Krisenzone

Trumps später Gegenangriff im Drogenkrieg

Heroinsucht breitet sich unaufhaltsam aus

Doch Trump ging es bei seinem Auftritt am Montag in New Hampshire weniger um konkrete Pläne als um Wahlkampfgetöse. Schließlich stehen Kongresswahlen im Herbst und ein Jahr danach schon wieder eine Vorwahlrunde im Präsidentschaftswahlkampf an – und da ist New Hampshire die erste wichtige Entscheidung. Der kleine Bundesstaat im Nordosten der USA ist einer der von der sogenannten Opiatkrise am schlimmsten betroffenen Regionen der USA. Doch das ganze Land und seine Politik stehen seit Jahren weitgehend hilflos vor einer Entwicklung, die schon allein durch ihr Ausmaß schockiert.

Schmerzpatienten

Mehr als zwei Millionen Amerikaner sind opiatsüchtig, also körperlich abhängig von Heroin oder einem synthetisch hergestellten Opiat. Etwa 65.000 Menschen sterben jährlich in den USA an einer Drogenüberdosis. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl dieser Opfer jährlich um fast 100 Prozent gestiegen.

Drogenkarrieren, die – entgegen gängigen Vorstellungen – meist in einer Arztpraxis beginnen. Amerikanische Ärzte verschreiben weit großzügiger als ihre europäischen Kollegen Opiate als Schmerzmittel. Die Pharmaindustrie versorgt sie dafür mit Mitteln, von denen manche 100-mal stärker sind als Heroin. Da viele arme US-Bürger sich eine tatsächliche Behandlung der Ursachen ihrer Schmerzen nicht leisten können, stellen sie diese mit Opiaten einfach ruhig. Der Weg in die Sucht ist damit vorgezeichnet. Viele der Patienten können sich die synthetischen Opiate bald nicht mehr leisten, auch weil die meist lückenhaften Krankenversicherungen dafür nicht aufkommen. Sie steigen auf Heroin um, das durch den boomenden Drogenanbau in Afghanistan auf dem US-Schwarzmarkt inzwischen lächerlich billig geworden ist. Die Preise für einen Schuss sind vielerorts auf fünf Dollar gefallen.

Dass Trump diese Drogenkrise durch „Härte“, also durch die Todesstrafe, lösen will, dient nach Ansicht von Experten vor allem dazu, seine Kernwähler zu motivieren, für die abschreckende Wirkung gebe es keine Beweise.

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