Verbreiter von Fake-News twittert für Trump

Der Social-Media-Direktor von Donald Trump betreut in Zukunft den offiziellen Präsidentenaccount. Dan Scavino pflegt einen kreativen Umgang mit Fakten.

Donald Trump und die Wahrheit. Das war schon im Wahlkampf ein wechselhaftes Schauspiel. Nun, nach seiner Amtseinführung, scheint sich daran nicht viel geändert zu haben.

Am ersten Wochenende seiner Amtszeit sprach der neue US-Präsident von einem "laufenden Krieg gegen die Medien" und beteiligte sich höchstselbst an der medialen Diskussion, ob bei seiner Inaugurationszeremonie weniger Publikum anwesend war als bei Barack Obama im Jahr 2009. Sein Pressesprecher Sean Spicer rückte zudem aus, um eine "falsche Berichterstattung" der Medien zu kritisieren.

Nun hat Trump selbst mehrere Experten für "falsche Berichterstattung" in seinem Team. Dan Scavino zum Beispiel, Trumps Social-Media-Stratege im Wahlkampf, hat immer wieder Inhalte von Verschwörungs-Plattformen und Fake-News-Seiten geteilt, berichtet der britische Independent.

"Mit ein paar wirklich tollen Menschen aus dem Team Trump an diesem wunderschönen Inauguration Day" twitterte Scavino. Ganz rechts steht Trump-Chefberater Stephen Bannon, der das Alt-Right-Online-Organ "Breitbart" leitete.

Scavino schreibt für @POTUS

Heute wurde bekanntgegeben, dass Scavino den offiziellen Twitter-Account des Präsidenten (@POTUS) betreuen wird. Dies wohl als Belohnung für dessen Dienste im Wahlkampf. Trump hat seinen Wahlsieg in Interviews nicht zuletzt auf seine Performance in den sozialen Netzwerken zurückgeführt.

Dass Scavino als loyaler Gefolgsmann auch im Weißen Haus die Social-Media-Agenden betreuen wird, wurde bereits kurz nach der US-Wahl bekannt.

Scavino lernte Trump bereits im Jahr 1990 kennen. Der damals 16-Jährige arbeitete als Golf Caddie in einem New Yorker Golfklub. Als Trump den Klub aufkaufte, machte er Scavino zum Manager.

Verbreiter von Fake-News twittert für Trump
Republican presidential nominee Donald Trump boards his plane as his social media director Dan Scavino takes his photo from the top of the stairs following a campaign rally in Tampa, Florida, U.S., August 24, 2016. REUTERS/Carlo Allegri

Während des Wahlkampfs setzte der 40-Jährige als Social-Media-Direktor harte Bandagen ein. Scavino handelte sich sogar Antisemitismus-Vorwürfe ein, als er ein Bild von Hillary Clinton postete, das die Kandidatin der Demokraten mit Dollarnoten und einer Art Davidsstern im Hintergrund zeigte. Dazu die Worte: "Korrupteste Kandidatin aller Zeiten." Das Bild stammte von einer Alt-Right-Webseite, auf der sich auch Neonazis tummeln, und wurde schließlich rasch wieder gelöscht.

Verschwörungstheorien und Hillarys Dämonen

Auch sonst dürfte sich Scavino auf eher zweifelhaften Seiten herumtreiben. Er teilte regelmäßig Inhalte des Verschwörungs-Portals InfoWars, das unter anderem behauptet, die Anschläge vom 11. September seien von der damaligen US-Regierung gesteuert worden.

Die Seite vertritt außerdem die wirre Theorie, dass in den USA mittels unwissentlich verabreichter Chemikalien Homosexualität verbreitet werde, und dass es eine geheime Wettermaschine gebe, mit der die US-Regierung gezielt Tornados und andere Katastrophen erzeugen könne.

Außerdem sei Hillary Clinton von Dämonen besessen und Michelle Obama in Wirklichkeit ein Mann.

Deutsches Flüchtlingsvideo missbraucht

Scavino selbst verbreitete ein Video, das angeblich syrische Flüchtlinge in Deutschland zeige, die eine Kundgebung für den IS abhalten. Es stellte sich heraus, dass es sich um Proteste von salafistischen Muslimen gegen eine rechtsextreme Gruppierung handelte.

Über den @POTUS-Account twitterte Scavino bisher nur unverdächtige Bilder und Videos von der Inauguration Donald Trumps. Falls Trump doch einmal selbst einen offiziellen Präsidenten-Tweet schreiben wolle, würden die Tweets mit "DJT" gekennzeichnet.

Trump vorerst mit persönlichem Account aktiv

Dass Trump weiter eigenhändig als @realDonaldTrump twittern wird, daran besteht offenbar kein Zweifel. Erst heute verbreitete er über seinen persönlichen Account die Antwort auf die großen Anti-Trump-Kundgebungen in den USA.

Und Trump behauptete auf Twitter außerdem, er habe mit seiner Amtseinführung für wesentlich bessere Einschaltquoten gesorgt als Obama: 31 Millionen statt 20,5 Millionen für den Demokraten vor vier Jahren.

Unvollständige Angaben zu TV-Quoten

Was Trump nicht dazugesagt hat: Bei seiner ersten Angelobung brachte Obama rund 38 Millionen Amerikaner vor den Fernseher. Das ist weiterhin der zweithöchste Wert, der jemals erreicht worden ist (nach Ronald Reagan im Jahr 1981 mit 41,8 Millionen). Die Angelobungen für eine zweite Amtszeit verfolgen traditionell weit weniger Menschen vor den TV-Geräten.

Aber Trump hat eben so seine eigene Sicht auf die Wahrheit und verbreitet diese via Twitter. "Wenn jemand etwas Schlechtes über mich erzählt, oder etwas Falsches, kann ich zum Gegenangriff starten", sagte er in einem CBS-Interview über die Vorzüge der Sozialen Medien. "Ich werde mich zurückhalten müssen, wenn ich sie (als Präsident, Anm.) weiter benutze", sagte er außerdem.

Von einer Zurückhaltung Trumps ist bis jetzt allerdings noch wenig zu bemerken. Vielleicht muss diese jetzt Dan Scavino üben, wenn er den offiziellen @POTUS-Account betreut.

US-Präsident Barack Obama hinterlässt seinem Nachfolger Donald Trump auch ein digitales Erbe. In eineinhalb Jahren hat der Präsident mit seinem Twitterkonto rund zwölf Millionen Follower gewonnen. Obama ist der erste US-Präsident im Social-Media-Zeitalter und auch der erste, der einen offiziellen Twitter-Account bekam. Im vorletzten Jahr seiner Amtszeit.

Am 18. Mai 2015 schrieb er zum ersten Mal persönlich als @POTUS: "Hallo, Twitter! Hier ist Barack. Wirklich! Nach sechs Jahren im Amt geben sie mir endlich mein eigenes Konto."

Mehr als 300 Kurznachrichten hat Obama seitdem persönlich verfasst, und wandte sich so direkt an die Amerikaner und an die Welt.

  • Aber was geschieht nun mit dem Twitteraccount?

In der britischen Comedy-Show "The Last Leg" (Channel 4) hatte man dazu folgende Vision: "Stellt euch vor, Obama behält das Passwort und schreibt dann hin und wieder (als Präsident Trump, Anm.) Sachen wie: 'Ich bin ein orangefarbener Vollidiot.'"

Ganz so ist es nicht abgelaufen. Das Weiße Haus musste erstmals einen Plan zur "Amtsübergabe im digitalen Zeitalter" erstellen. Dieser sah vor, dass am Tag der tatsächlichen Amtsübergabe am 20. Jänner 2017 @POTUS unter die Kontrolle des neuen Amtsinhabers gestellt wird. Die Postings von @POTUS (das Akronym steht für President Of The United States) wurden auf Null gestellt, die rund vierzehn Millionen Follower (derzeit) bleiben dem neuen Präsident Donald Trump aber erhalten.

Der Republikaner hat auf seinem eigenen Privataccount @realDonaldTrump sogar mehr als 21 Millionen Follower. Er ist zwar bereits im März 2009 beigetreten, den Großteil seiner Abonnenten hat Trump aber in seinem aggressiven Wahlkampf 2016 dazugewonnen.

Erster Social-Media-Wahlkampf

Obama selbst ist im März 2007 mit einem Privataccount auf Twitter eingestiegen, als @BarackObama hat er bereits beinahe 80 Millionen Follower. Doch das Konto gehörte nur bedingt ihm - es war lange weitgehend von seinem Wahlkampfteam betreut worden und wird seit 2012 von einem politischen Aktionskomitee geführt, das unabhängig von dem Präsidenten arbeitet. Obama twitterte nur vereinzelt persönlich, ebenso wie auf dem offizielle Konto des Weißen Hauses (@WhiteHouse).

Im Kampf um die Millennials war der Einsatz in den damals neuen Kanälen der Sozialen Medien für den Demokraten unbezahlbar, bevor er im November 2008 zum ersten Mal zum Präsident der Vereinigten Staat gewählt wurde. Im November 2012 feierte er seine Wiederwahl mit einem Foto in inniger Umarmung mit seiner Frau Michelle Obama. Es wurde rund 750.000 Mal geretweetet - das war damals ein Rekord.

Die First Lady twitterte unter dem Akronym @FLOTUS (First Lady Of The United States). Auch dieses Twitterkonto wird an ihre "Nachfolgerin", Melania Trump, weitergegeben.

  • Und was geschieht mit den Tweets und Interaktionen der Obamas?

Die ikonischen Tweets des Ehepaar Obama werden erhalten bleiben. Barack und Michelle Obama bekamen Konten als Ex-Präsident (@POTUS44) und Ex-First-Lady (@FLOTUS44). Die Zahl 44 bezieht sich auf den 44. US-Präsidenten und seine Ehefrau.

Auf diese Konten wurde auch die gesamte Twitter-Kommunikation der Obamas übertragen. Die Kurznachrichten werden überdies im Nationalarchiv für die Nachwelt bewahrt.

"Diese digitale Infrastruktur ist ein Kapital, auf das der nächste Präsident und alle Nachfolger bauen können", erklärte Obamas Digital-Beraterin Kori Schulman. Die digitale Amtsübergabe betrifft auch die anderen digitalen Kanäle des US-Präsidenten, die erst unter Obama eingerichtet wurden - darunter Konten auf Facebook, Flickr, Vimeo, Instagram, Itunes, MySpace und Snapchat.

Im Folgenden eine Auswahl aus Obamas Twitter-Amtszeit

Schon am ersten Tag von @POTUS erkundigte sich Bill Clinton, ob der Account an den oder die Nachfolgerin übergeht: "Ich frage nur für eine Freundin", schrieb Clinton im Scherz. Seine Frau Hillary Clinton hatte da bereits ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl verkündet.

POTUS postete immer wieder Bilder aus dem Weltall.

Für die Frauenfußball-WM wurde auch ein Obama-Shirt angefertigt.

Die Obamas mit Herz.

Unter #AskPOTUS beantwortete Obama immer wieder Fragen seiner Mitbürger.

In Obamas Twitter-Account kann man auch die Wichtigkeit der Veteranen in den USA ablesen.

Wieder einmal ein NASA-Foto. Diesmal, um auf die Schutzbedürftigkeit des Planeten hinzuweisen.

Obama lässt die Amerikaner sogar an seinen persönlichen musikalischen Sommerhits teilhaben.

Ein Besuch beim Grand Canyon.

Obama besuchte New Orleans, zehn Jahre nach Hurrikan Katrina.

Unter Obamas Amszeit wurde dem Mount McKinley in Alaska wieder der Name seiner Ureinwohner zurückgegeben: Denali

Ein bisschen Eigenwerbung darf auch sein: Arbeitslosenzahlen in Obamas Amtszeit. Eine Tabelle mit der Entwicklung der Schuldenquote hat Obama aber nicht gepostet.

Potus und Pontifex im Weißen Haus. Gemeint ist natürlich Papst Franziskus.

"Den Flüchtlingen die Tür vor der Nase zuschlagen, würde unseren wichtigsten Werten widersprechen."

Zu Thanksgiving begnadigt der US-Präsident traditionell zwei Truthähne, die dann ein fürstliches Leben auf einer Farm verbringen. Im Vorjahr gab POTUS Obama dem Truthan "Abe" den Namen TOTUS - Turkey (Truthahn) of the United States-"

Besonders zu Weihnachten darf der US-Präsident die Soldaten nicht vergessen. Auch auf Twitter nicht.

Interessante Gif-Grafik: Kampf gegen Ebola in Liberia.

Wieder Statistik: Die Autoproduktion hat Obama mit umfangreichen Förderungen angekurbelt.

Der Kampf gegen den Klimawandel war Obama ein besonderes Anliegen.

Schutzgebiete in Kalifornien.

Ein historischer Tag. Für Obama aber kein Grund für euphorische Tweets. Auch kein Foto mit Raul Castro gibt es.

Familienidylle: Obamas zu Ostern

Auch ein Präsident geht zum Basketball.

Obamas Reverenz an die verstorbene Boxlegende Muhammad Ali.

Eine To-Do-List für den Kongress. Unter republikanischer Führung arbeitete dieser nicht wirklich im Sinne Obamas.

Erinnerung an einen weiteren verstorbenen "King": Golfprofi Arnold Palmer, hier bei einem Besuch im Weißen Haus

Noch ein bisschen lockerer als der US-Präsident konnte sich seine First Lady auf Twitter geben. Als @FLOTUS setzte sie auch mehr als zehn Mal so viele Tweets ab als ihr Ehemann.

Auch auf Snapchat ist Michelle Obama aktiv:

Ein bisschen Wahlkampf für Hillary:

Early Voting.

Der bisher letzte Tweet von @POTUS: Eine weiteres Mal Dank an die Veteranen.

Verbreiter von Fake-News twittert für Trump

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