Trumps Antritt: "Wurde von Gott beschützt, um Amerika wieder groß zu machen"

Trumps Antritt: "Wurde von Gott beschützt, um Amerika wieder groß zu machen"
Der 47. Präsident der USA teilte in seiner Antrittsrede massiv gegen die Vorgängerregierung aus - und kündigte einen radikalen Kurswechsel an.

Die neue Justizministerin hatte es besonders schlecht getroffen. Hinter dem über zwei Meter großen Barron Trump, dem jüngsten Sohn der Hauptperson des Tages, war Pam Bondi am Montagmittag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Rotunde des Kapitols von Washington zwischenzeitlich die Sicht versperrt auf den Moment, den 77 Millionen Amerikaner mit ihren Stimmzetteln herbeigeführt hatten: die zweite Amtseinführung Donald Trumps (nach 2017) als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. 

700 Gäste

Dutzende Ehrengäste saßen eingepfercht wie Öl-Sardinen in dem prächtigen Kuppelbau, als der 78-jährige Republikaner um 12.01 Uhr vor Supreme-Court Richter John Roberts den traditionellen Amtseid leistete. Vorher beteten wie schon beim ersten Amtsantritt Trumps vor acht Jahren Kardinal Timothy Dolan, der römisch-katholische Erzbischof von New York, und der Baptisten-Prediger Franklin Graham für den Präsidenten.

Der Live-Ticker zum Nachlesen:

Trump hatte die Zeremonie wegen eines vorausgesagten Kälte-Einbruchs (der am Ende mit nur minus zwei Grad bei strahlendem Sonnenschein läppisch ausfiel) von den Treppen des Kapitols nach drinnen verlegen lassen, wo lediglich rund 700 handverlesene Gäste live dabei sein konnten.

Der Schauplatz des feierlichen Rituals war symbolisch aufgeladen. Vor vier Jahren marodierten Hunderte Trump-Anhänger in dem Kuppelbau, weil sie die Niederlage ihres Idols gegen Joe Biden nicht akzeptieren wollten.

„Das goldene Zeitalter für Amerika beginnt genau jetzt”

In seiner halbstündigen Antrittsrede verhieß Trump im ersten Satz: „Das goldene Zeitalter für Amerika beginnt genau jetzt.” Er werde Amerika bedingungslos „nach vorn stellen”, auf dass es „größer, stärker und viel einzigartiger als jemals zuvor” werde. Trump sagte, der 20. Januar sei der „Tag der Befreiung”. Mit Blick auf das Mord-Attentat auf ihn im vergangenen Sommer konstatierte er unter lautem Beifall: „Ich wurde von Gott beschützt, um Amerika wieder groß zu machen.”

Die Vorgänger-Regierung bezeichnete er als „korruptes Establishment”, das eine schwere „Vertrauenskrise” ausgelöst habe. Trump wiederholte seine nie belegte Behauptung, dass über die amerikanisch-mexikanische Grenze „viele aus Gefängnissen und psychiatrischen Einrichtungen“ illegal eingereist seien. Dem werde er mit Notstandsverordnungen begegnen. „Von diesem Augenblick an ist Amerikas Niedergang vorbei.”

"Panama-Kanal zurückholen"

Im Anschluss ging Trump in gedämpft aggressivem Ton dazu über, eine schier endlose Liste politischer Projekte abzuspulen, die ab sofort in Angriff genommen würden. Das reichte von der Verfügung, dass es künftig nur noch zwei Geschlechter - Männer und Frauen - geben werde über das Versprechen, den USA den Panama-Kanal „zurückzuholen” und den Golf von Mexiko in „Golf von Amerika” umzubenennen, bis zu der Ankündigung, das Militär zur Sicherung einer „offenen” Süd-Grenze zu entsenden.

Viele Zuhörer im Kapitol mussten mit einem Überlaufraum, einer unterirdischen Halle, vorlieb nehmen, wo Leinwände aufgebaut waren. Darunter waren Gouverneure wie Ron DeSantis, ukrainische Botschafterin Oksana Markarova und der Martial Arts-Fighter Conor McGregor.

Vor und nach dem Hauptakt traten im Beisein von Top-Namen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Country-Interpreten Carrie Underwood und Lee Greenwood sowie der Opernsänger, Christopher Macchio ans Mikrofon. 

Tech-Eliten dabei

Auszug aus der schillernden Gästeliste: Die Multi-Milliardäre Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg, die Spitze der demokratischen Opposition, Medien-Modul Rupert Murdoch, sämtliche noch lebenden Ex-Präsidenten von Bush bis Obama, Podcast-Gigant Joe Rogan, alle neun Richterinnen und Richter des Obersten Gerichtshofes und Bernard Arnault, der Chef des Luxusimperiums LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton und reichste Mann Frankreichs.

Direkt nach der Vereidigung unterzeichnete Trump einen ersten Schwall von Dekreten und Anweisungen, um die Politik seines Vorgängers Joe Biden. zu beenden. „Mit diesen Maßnahmen werden wir die vollständige Wiederherstellung Amerikas und die Revolution des gesunden Menschenverstands einleiten”, sagte Trump und fügte hinzu, er kehre „mit der Zuversicht und dem Optimismus in das Amt des Präsidenten zurück, dass wir am Beginn einer aufregenden neuen Ära des nationalen Erfolgs stehen”. 

Auf Zölle bisher verzichtet

Auffällig: Trump verzichtete auf die Ankündigung von globalen Strafzöllen zwischen zehn und 60 Prozent auf Importwaren. Das im Wahlkampf gebetsmühlenartig versprochene Projekt wird zurückgestellt, bestätigten Regierungskreise. Zunächst sei eine Untersuchung über Handelsdefizite und als unfair empfundene Handelspraktiken vorgesehen. Trumps Botschaft an ein zerrissenes Volk, das ihn zur Hälfte ablehnt: „Es ist für uns an der Zeit, wieder mit Mut, Kraft und der Energie der größten Zivilisation der Geschichte zu handeln.”

Die kurzfristige Verlegung der „Inauguration” nach drinnen bedeutete für über 200.000 Menschen, die übers Wochenende in die Hauptstadt gereist waren und Tickets für die übliche Open-Air-Feier besaßen, eine große Enttäuschung. Nur 20.000 von ihnen fanden Einlass in eine nahegelegene Sport-Halle, wo die Zeremonie auf Großbild-Leinwänden per Live-Stream zu sehen war. In der kilometerlangen Schlange vor der Capital One-Arena brachte ein 76-Jähriger, der eigens aus Kalifornien gekommen war, seine Säuernis auf den Punkt: „Man muss dem Wetter trotzen können. Wenn man dem Wetter nicht trotzen kann, kann man niemandem trotzen.” 

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