Kommt es zu einem US-Angriff auf Venezuela?

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Mit der Ankunft des weltgrößten Flugzeugträgers wächst die US-Militärpräsenz in der Karibik. Gleichzeitig liefert Russland Waffen.

Im Juni wurde sie zur Deeskalation im iranisch-israelischen Konflikt entsandt – nun soll sie die US-Verbände vor Venezuela stärken: Die „USS Gerald R. Ford“, der weltgrößte Flugzeugträger, ist mitsamt Trägerkampfgruppe im Verantwortungsbereich des SOUTHCOM eingetroffen. Dieses Kommando verantwortet US-Operationen in Süd- und Mittelamerika sowie in der Karibik. Mit der Ankunft des Carriers sind in der Region nach Schätzungen rund 16.000 US-Soldaten präsent.

In Puerto Rico wird eine US-Basis reaktiviert. B-52-Bomber und F-35-Kampfjets fliegen regelmäßige Manöver nahe der venezolanischen Küste; selbst in Trinidad und Tobago (nur etwa 20 Kilometer entfernt) werden US-Bewegungen registriert. Offiziell heißt es aus der Trump-Regierung, man wolle den massiven Kokainschmuggel aus Venezuela eindämmen.

Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote – und Kritik

Bisher wurden etwa 20 mutmaßliche Drogenboote attackiert; dabei kamen mindestens 67 Menschen ums Leben. Europa kritisiert, das Vorgehen verstoße gegen das Völkerrecht – was das Pentagon ebenso wenig kümmert wie die Proteste der Maduro-Regierung. Vieles deutet darauf hin, dass der „Krieg gegen Drogen“ nur die Erzählung ist – das politische Ziel heißt Druck auf Caracas.

„Cartel de los Soles“: Verbindungen in die Staatsspitze

Tatsächlich gibt es Hinweise, dass staatliche Akteure in Venezuela hinter Kartellen stehen. Ein Schlüsselnamen: Hugo Carvajal, Ex-Chef des venezolanischen Militärgeheimdienstes und Vertrauter von Hugo Chávez. Ihm wird Beteiligung am „Cartel de los Soles“ vorgeworfen – einem Netzwerk hochrangiger Militärs, das Kokain in die USA geschleust haben soll. 2019 in Madrid gefasst und später an die USA ausgeliefert, bekannte sich Carvajal im Juni in allen Anklagepunkten schuldig. Naheliegend: Für eine Strafmilderung liefert er Belastungsmaterial, das Staatschef Nicolás Maduro mit dem Kartell in Verbindung bringt.

Regimewechsel? Was militärisch denkbar ist

Donald Trump oszilliert zwischen „Kampf gegen Schmuggel“ und der Option Regimewechsel. Für eine Invasion fehlen derzeit die Mannstärken. Für gezielte Schläge gegen Schlüsselinfrastruktur oder Kommandoebenen der Maduro-Regierung wären die US-Fähigkeiten jedoch ausreichend. Die Oppositionelle María Corina Machado hält eine Militäroperation für den einzigen Weg, Maduro zu stürzen – ob das Stabilität bringt, ist offen. Seit dem Machtkampf zwischen Juan Guaidó und Maduro existiert jedenfalls eine starke Binnenopposition.

Russlands Rolle – und die Ölkarte

Caracas zeigt sich unbeeindruckt: Russische Transportflugzeuge landen regelmäßig, Aufnahmen russischer Flugabwehrsysteme kursieren, und 200.000 Soldaten üben die Landesverteidigung. Russische „Militärberater“ sind seit 2019 im Land. Moskau hat klare Interessen: Ein Regimewechsel könnte eine Sprunghaft-Erhöhung der venezolanischen Ölexporte auslösen – mit potenziell fallenden Ölpreisen, was die russische Wirtschaft belasten würde. Militärisch gilt: Die venezolanische Luftverteidigung dürfte US-Kapazitäten nicht lange standhalten. Ob die USA tatsächlich zuschlagen, bleibt offen – doch die Präsenz der „USS Gerald R. Ford“ erhöht den Druck auf Maduro deutlich.

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