Und: Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden hat laut New York Times seinen Vorsprung ausgebaut, liegt bei 50 %, Trump rangiert bei 36.
Wie groß Trumps Dilemma ist, nachdem er früh den Sieg über das Coronavirus verkündet hatte und zur Genesung der am Boden liegenden Wirtschaft der raschen Wieder-Eröffnung des Landes das Wort redete, zeigte sich bei einer Anhörung seiner Top-Experten im Kongress. Anthony Fauci, der führende Immunologe, Robert Redfield, Chef der Seuchenschutzbehörde CDC, und Admiral Brett Giroir, Trumps „Corona-Zar“, zeichneten ein alarmierendes Bild: In der Hälfte der 50 Bundesstaaten zeigt die Infektionskurve wieder steil nach oben. Zuwächse von 25 % sind die Regel. Texas, Arizona melden Steigerungsraten von 50 %, 70 % und mehr.
Allein in Texas sind am Dienstag rund 5.500 Erkrankungen gemeldet worden. Seit zehn Tagen steigt dort die Zahl der Einlieferungen in Krankenhäuser stetig an. Was Gouverneur Greg Abbott zu einer bemerkenswerten Kehrtwende veranlasste, die an Lockdown-Warnungen im April erinnerte: „Der sicherste Ort für euch sind die eigenen vier Wände“, sagte der Republikaner in klarer Abgrenzung zu Trump, der die Amerikaner seit Wochen bedrängt, sich in Wirtschaft und Alltag möglichst frei zu bewegen.
Ginge es nach dem Präsidenten, könnte die Stimmungslage im Land ad hoc verbessert werden, wenn man einfach die Schlagzahl bei den Corona-Tests (ein „zweischneidiges Schwert“) verringert. Darum habe er die Experten um Fauci & Co. gebeten, sagte Trump am Wochenende. Was das Weiße Haus zunächst als „Scherz“-Versuch Trumps abtat, bekam neues Gewicht, als Trump später erklärte: „Ich mache keine Witze.“
Fauci, Redfield und Giroir konterten: Von einer Drosselung bei den Tests könne überhaupt kein Rede sein. Im Gegenteil. „Selbst 500.000 am Tag sind nicht genug“, sagte Admiral Giroir. Zudem sei der wahre Grund für den rasanten Anstieg – die USA melden pro Tag rund 30.000 Infektionen – in der Lockerung von Corona-Beschränkungen zu suchen. Anthony Fauci, der Trump regelmäßig widerspricht, warb inständig darum, größere Menschenansammlungen zu meiden oder mit Atemschutzmasken aufzusuchen. „In den nächsten Wochen entscheidet sich, ob wir den Besorgnis erregenden Anstieg unter Kontrolle kriegen.“
Im Kontrast dazu stehen Äußerungen von Vizepräsident Mike Pence. Er nannte die Befürchtungen über eine zweite Corona-Welle im Wall Street Journal übertrieben. Und Trump? Bleibt trotz Rassismusvorwürfen bei der Bezeichnung „Kung Flu“ für Corona. Bei einer Veranstaltung in Phoenix hatte er gesagt, er kenne mindestens 19 Bezeichnungen für das „chinesische Virus“, und als ihm aus dem Pulikum „Kung Flu“ (flu = Grippe) entgegentönte, sagte er „Kung Flu, ja Kung Flu“.
Kommentare