Trump sagt Nuklear-Gipfel mit Kim ab – und droht

Die „offene Feindschaft“ Pjöngjangs lasse kein Treffen zu, hieß es. Zugleich droht Washington wieder mit seinen Atomwaffen.

 

So hoffnungsvoll begann alles zu Jahresbeginn, Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea war zu Olympia angesagt. Dann die emotionale Begegnung der beiden Staatschefs Ende April an der Demarkationslinie. Krönender Höhepunkt sollte am 12. Juni der Nuklear-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un in Singapur werden. Daraus wird nun aber nichts. In einem Brief ließ der Chef im Weißen Haus den Machthaber in Pjöngjang am Donnerstag wissen, dass er die Begegnung absage.

„Traurig, aber basierend auf dem enormen Ärger und der offenen Feindschaft, die aus den jüngsten Veröffentlichungen (Nordkoreas) ausgeht, empfinde ich es als unangebracht, zu diesem Zeitpunkt unser lange geplantes Treffen abzuhalten“, schrieb Trump. Und weiter: „Die Welt, und Nordkorea im Besonderen, haben eine große Gelegenheit für andauernden Frieden und großen Fortschritt und Wohlstand verpasst. Diese entgangene Chance ist ein wirklich trauriger Moment in der Geschichte.“ Der angepeilte Deal wäre gewesen: Schluss mit den internationalen Sanktionen und Beginn einer Wirtschaftsaufbauhilfe für eine Beendigung des Atomprogramms.

Nordkoreas Goodwill-Geste war zu wenig

Zugleich drohte der US-Staatschef Pjöngjang mit dem eigenen Atomwaffen-Potenzial: „Sie reden über Ihre nukleare Bewaffnung. Aber unsere (Waffen) sind so massiv und so mächtig, dass ich zu Gott bete, dass sie nie angewendet werden müssen.“

Nach dem vorläufigen Aus für den Gipfel gaben die US-Aktienmärkte nach. Der Goldpreis zog dagegen an. Aus Nordkorea lag zunächst keine Stellungnahme vor. Dort hatte man unmittelbar vor Bekanntwerden des Trump-Briefes als Zeichen des guten Willens und im Beisein internationaler Journalisten mit der Vernichtung des Atomtestgeländes Punggye Ri begonnen.

Der eigentliche Grund

Bereits in den vorangegangen Tagen war das Treffen auf der Kippe gestanden. Wobei der US-Präsident unterschiedliche Signale aussandte: Einmal hielt er es für wahrscheinlich, dann wieder zeigte er sich skeptisch.

Der eigentliche Grund für das Platzen des Atomgipfels dürften fundamentale Auffassungsunterschiede über das Wort „Denuklearisierung“ sein. Während Kim Jong-un darunter bloß den Verzicht auf den Einsatz seiner Atomsprengköpfe versteht, drängen die USA auf eine sofortige und überprüfbare Vernichtung des nordkoreanischen Nuklear-Arsenals. Zudem wurden in den USA die Stimmen immer lauter, die vor einem zu großen Einfluss Chinas auf den gesamten Prozess im Allgemeinen und Nordkorea im Besonderen hinwiesen – zuletzt hatte sich Kim gleich zwei Mal mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping getroffen.

Sand ins bilaterale diplomatische Getriebe brachten zudem Trumps Stellvertreter Mike Pence und der Nationale US-Sicherheitsberater John Bolton. Beide hatten sinngemäß gemeint: Kim könne so enden wie Libyens gestürzter und getöteter Machthaber Muammar Gaddafi, wenn er keinem Deal zustimme. Nordkoreas Führung nannte diesen Vergleich „ignorant und dumm“ und drohte noch vor dem Trump-Paukenschlag ihrerseits mit der Absage des Gipfels.

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