Trump-Kritik in der Wüste: Wo Star-Comedians Millionen verdienen

Star-Comedian Dave Chappelle bei einem Auftritt.
Das erste Comedy-Festival der saudischen Geschichte soll zeigen, wie offen das Land geworden ist. Dafür wurden Szene-Größen gewonnen.

Eine gewisse Umstellung war dann doch von Nöten. Das bemerkte der US-amerikanische Comedian Cipha Sounds spätestens, als nach seinem Witz über Männer, die Penisbilder verschicken, nur einzelne, verhaltene Lacher zu hören waren. Er nahm es mit Humor: "Sex-Witze kommen in Riad also nicht an, verstehe."

Es ist nicht das leichteste Publikum, vor dem sich rund 50 US-amerikanische Komiker noch bis 9. Oktober präsentieren. Szene-Größen wie Kevin Hart, Bill Burr oder Dave Chappelle folgten allesamt dem Ruf des saudischen Königshauses, beim „Ryadh Comedy Festival“ aufzutreten – der ersten solchen Veranstaltung in der Geschichte des Landes. Die Gagen reichen Berichten zufolge von 375.000 bis 1,6 Millionen US-Dollar.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen, die Künstler würden mit ihren Auftritten helfen, von der prekären Menschenrechtslage im Land abzulenken, entgegnete Dave Chappelle am Wochenende mit einem Verweis auf Zensur in der Heimat: „Ich glaube, hier kann man leichter Witze über Politik machen als in Amerika.“ Dafür erntete er schallendes Gelächter.

Selbst dem saudischen Publikum entging also nicht, dass das Comedy Festival eine Veranstaltung der zur Schau gestellten Toleranz war. Gemischte Aufenthaltsbereiche für Männer und Frauen, Softdrinks, Musik von US-Popstars mit sexuell anzüglichen Texten – all das wäre so im Königreich noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen.

Teil der Vision 2030

Hinter der inszenierten gesellschaftlichen Öffnung steckt das Kalkül des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, meist anhand einer Initialen nur MbS genannt. Der 40-Jährige, der längst anstelle seines schwer kranken Vaters König Salman regiert, richtet den Staat zunehmend auf seine Vision 2030 aus: Mithilfe von sportlichen und kulturellen Großereignissen (wie der Fußball-WM), neu erschlossenen Tourismusgebieten und Finanzzentren soll das Land attraktiver für ausländische Investoren werden. Mittelfristig, so der Plan, wäre man damit weniger abhängig von den eigenen Ölreserven, die noch in diesem Jahrhundert versiegen könnten.

Internationale Beobachter und Menschenrechtsorganisationen kritisieren seit Jahren, dass die persönlichen Freiheiten der saudischen Bevölkerung trotz der vermeintlichen Reformen stark eingeschränkt bleiben. Zwar ließ MbS die einst gefürchtete Sittenpolizei verbieten und die Frauenrechte ausweiten; saudische Frauen dürfen zum Beispiel erst seit wenigen Jahren alleine wohnen oder Autofahren. Kritiker, darunter auch Frauenrechtsaktivistinnen, werden dagegen weiter verfolgt, selbst im Ausland: Unvergessen bleibt die brutale Ermordung und Zerstückelung des saudisch-US-amerikanischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul 2018.

Die meisten der gut bezahlten Comedians sahen ihr Festival dagegen als Schritt in die richtige Richtung: „Ich finde es toll, was ihr hier macht“, sagte etwa Kevin Hart. „Ich werde weiterhin ein freundlicher Botschafter eures Wandels in der Welt sein.“

Kommentare