Trump-Rede: Demokratinnen ließen Suffragetten hochleben
Optisch fiel ein Symbol bei der Rede zur Lage der Nation von US-Präsident Donald Trump sofort auf: In den Reihen der Demokratischen Partei saßen im Kongress am Dienstag (Ortszeit) die Frauen in weißer Kleidung auf ihren Bänken.
Die Kleidung der Demokratinnen hatte einen politischen Hintergrund. Anfang des 20. Jahrhunderts trugen die Vertreterinnen der Suffragetten-Bewegung die Farbe bei ihren Auftritten. Sie hatten mit Protesten für das Frauenwahlrecht gekämpft. Dieses wurde in den USA schließlich in den Jahren 1919 und 1920 eingeführt. Das Frauenwahlrecht feiert also in den Staaten heuer sein 100. Jubiläum.
Die Weiß-Trägerinnen nutzten einzelne Stellen in Trumps Rede auch zum Jubel. Etwa als der Präsident auf den gestiegenen Frauenanteil im Kongress zu sprechen kam. Dieser ist vor allem dank erfolgreicher Kandidatinnen der Demokraten bei den jüngsten Wahlen deutlich angewachsen - immer noch sind aber nur ein Viertel der Abgeordneten in beiden Kammern Frauen (23,7%). Dass ihr Jubel und ihre "USA! USA! USA!"-Rufe dem Präsidenten galten, ist aber eher unwahrscheinlich. Die Frauen feierten damit wohl ihren Aufstieg und ihre Vorkämpferinnen.
Trumps Verhältnis zu frauenpolitischen Akteuren ist wegen einigen seiner Aussagen und auch politischen Aktionen seinerseits äußerst angespannt. Von Trump selbst wurde im Wahlkampf ein Video öffentlich, in dem er damit prahlte, dass Frauen bei ihm als berühmter Person nichts dagegen hätten, wenn er sie "an der Muschi packt". Dem von ihm nominierten Richter am Obersten Gerichtshof Brett Kavanaugh wurde eine Vergewaltigung vorgeworfen. Viele Kritikerinnen befürchten, dass mit seiner Nominierung zudem eine Mehrheit im Höchstgericht für eine Schwächung von Abtreibungsrechten hergestellt wurde. Am Tag nach seiner Amtsübernahme protestierten hunderttausende Frauen in vielen Städten im Land.
Unter den Weiß-Trägerinnen war auch die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, die sonst meist mit ernster Mine hinter ihrem politischen Widersacher Trump saß. Pelosi hatte wegen des Haushaltsstreits und der Regierungs-Schließung der vergangenen Wochen Trumps Rede im Kongress verzögert.
Auch vereinzelte Männer setzten mit weißen Accessoires und Anzügen ein Zeichen. Trumps 25-jährige Tochter Tiffany trug bei der Veranstaltung ebenfalls weiße Kleidung - ob bewusst oder nicht, wurde öffentlich nicht bekannt. Seine aktuelle Ehefrau Melania hingegen entschied sich in ihrer Garderobe für einen dunklen Anzug.
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