War es das mit der Männerfreundschaft zwischen Trump und Putin?

FILE PHOTO: Putin and Trump are pictured in 2018 in Argentina
Nach Monaten der Anbiederung hat sich Trumps Rhetorik gegenüber Putin massiv verändert. Nun will er Moskaus Öl- und Gasgeschäfte abdrehen. Sind das leere Worte – oder ein ernsthafter Kurswechsel?

Seit Jahren gibt es die Mär, Donald Trump sei ein russischer Spion. Seit 1977 sei er vom KGB umworben worden, behaupten einige Ex-Sowjet-Agenten in Büchern, spätestens seit den 1980ern soll er unter dem Decknamen Krasnow für Moskau gearbeitet haben – weniger als Informationsbeschaffer, mehr als Meinungsmaschine.

Sieht man sich Trumps Umgang mit Wladimir Putin an, könnte man die Geschichte fast glauben. Seit er im Jänner ins Weiße Haus zog, hat Trump alle möglichen Politiker dieser Welt öffentlich abgekanzelt, am heftigsten wohl den Wolodimir Selenskij. Nur Putin, als Kriegsherr global gemieden, umschmeichelte er stets. „Ein großer Führer“ sei der Kremlherr, sagte Trump immer wieder, und er vertraue ihm. Die Freundschaft ging sogar so weit, dass die meisten US-Sanktionen gegen Moskau still und leise ausliefen – eine große Hilfe für Putins sich leerende Kriegskasse.

Als der US-Präsident vergangene Woche sagte, dass „wir eine Menge Bullshit von Putin zu hören bekommen“, und die Freundlichkeit des Kremlchefs „offen gestanden bedeutungslos“ sei, irritierte darum viele. Noch nie seit 2016, als Trump wohl auch dank Russlands Hilfe die erste Wahl gewann, ging er mit Putin so hart ins Gericht. Dann kündigte er für diesen Montag auch noch eine „große Russland-Rede“ an, wohl keine freundliche. Ist das nun das Ende derBromance“, wie die Amerikaner sagen, der mehr als engen Männerfreundschaft zwischen Trump und Putin?

US-Medien vermuteten das umgehend, auch mit Blick auf eine Gesetzesänderung, die schon länger im Senat liegt. Darin fordert der Republikaner Lindsay Graham, ein großer Unterstützer der Ukraine, 500-prozentige Zölle für alle Staaten, die Öl oder Gas aus China beziehen. Bisher hatte Trump diese harte „Sanctions Bill“ schlicht ignoriert, weil zu heftig; jetzt hieß es: Der Präsident unterstützt das Vorhaben.

Hörbarer Ärger in Moskau

Das wäre eine deutliche Verschiebung der bisherigen Politik, denn Ziel der Maßnahme wären die großen Finanziers Moskaus, China und Indien. Die beiden Staaten kompensieren seit Kriegsbeginn den Wegfall der westlichen Abnehmer, Peking liefert den Russen über dubiose Wege auch kriegswichtige Technik.

In Moskau, wo Trump eigentlich immer freundlich gebauchpinselt wurde, hat man das darum mit hörbarem Ärger quittiert. Putins treue Medien hatten Trump immer auf einer Augenhöhe mit dem russischen Präsidenten gesetzt, jetzt kanzelten sie ihn aber plötzlich derb ab. „Trump durchläuft gerade eine Bidenisierung“, schimpfte etwa Wladimir Solowjow Putins lautester TV-Propagandist. Olga Skabajewa, eine ebenso berühmte wie scharfzüngige Moderatorin, unterstellte dem US-Präsidenten gar Regime-Change-Gelüste. Solche Vorwürfe gab es seit der Ära Biden nicht mehr, und das hat durchaus Gewicht: Keine TV-Sendung in Russland kommt ohne den Sanktus des Kreml aus; die fiesen Botschaften Richtung Washington sind also ganz bewusst gewählt.

"Das kann einem Narzissten wie Trump nicht gleichgültig sein"

Für Experten ist das tatsächlich ein erster Bruch. „Man sieht, dass sich die amerikanische Ukraine-Politik gerade zu ändern beginnt. Trump merkt vielleicht: ,Oha, Putin meint seine Angebote nicht ernst, oder er macht sich über uns lustig.´ Das kann einem Narzissten wie Trump nicht gleichgültig sein, das lässt ihn dumm und schwach aussehen“, sagt Markus Keupp, Militärhistoriker an der ETH Zürich. „Ironischerweise“, sagt er, „könnte sich nun mit einem Präsidenten Trump alles sehr schnell ändern und die Waffenlieferungen gesteigert werden.“ Selbst eine extrem harte Gangart wie gegenüber dem Iran, den die USA wirtschaftlich ja die Luft abzuschnüren versuchen, hält Keupp für denkbar. Trumps Motivation sei schlicht: „Ich lass mich doch von so einem Autokraten nicht verspotten.“

Dass Trump kürzlich angekündigte, die eingeschlafenen US-Waffenlieferungen an Kiew wieder aufnehmen zu wollen, weist in diese Richtung. Allerdings muss man diese Botschaft mit Skepsis betrachten: Trump hat lediglich gesagt, dass die USA Waffen über die NATO liefern wollen – das heißt im Umkehrschluss, dass nicht Washington dafür zahlt, sondern die Gesamtheit der 32 NATO-Staaten. Für die USA wäre das kein schlechtes Geschäft.

Fallstrick eingebaut

Selbiges gilt für den 500-Prozent-Zoll, der jene Länder bestrafen soll, die russisches Öl und Gas beziehen. Diese Maßnahme – die auch die EU-Staaten Ungarn und Slowakei empfindlich treffen würde – hat eine deutliche Mehrheit im Senat, dürfte also noch im Juli beschlossen werden. Jedoch ist in der Vorlage ein Fallstrick eingebaut: Trump könnte die Zölle gleich für 180 Tage aussetzen, wenn sie in Kraft treten. Auch eine zweite Fristverlängerung will er in die Vorlage reklamieren, berichten US-Medien; damit hätte Putin ein Jahr lang Zeit, Trump entgegenzukommen.

Echte Härte unter Männern ist das – noch – nicht.

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