Trump plädierte auf "nicht schuldig“, die nächste Anklage dürfte folgen

Schneepflüge im August gehören normalerweise nicht zum Straßenbild Washingtons. Dass die Räumfahrzeuge am Donnerstag zuhauf rund um das Elijah Barrett Prettyman-Bundesgericht im Zentrum der US-Hauptstadt aufgereiht waren, gehorchte der ausgeprägten Vorsicht von Polizei, FBI und US-Marshal-Service.
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Die Sicherheitsbehörden wollten am Tag der historischen strafrechtlichen Anklage gegen Ex-Präsident Donald Trump wegen betrügerischer Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten auf alle Eventualitäten eingerichtet sein; also auch auf gewaltbereite Demonstranten, die ihrem Unmut über das, was Trump den an "Tyrannei“ grenzenden Versuch des Staates nennt, ihn von der Wahl 2024 abzuhalten, mit nicht zivilen Mitteln Ausdruck verleihen könnten.
Allein, wie schon bei ähnlichen Terminen mit Trump in New York und Miami übertraf die Zahl der Journalisten jene von Trump-Hassern und Trump-Fans, die um 16 Uhr vor dem Gericht waren – ohne besondere Vorkommnisse zu produzieren.
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Zu diesem Zeitpunkt saß Trump drinnen bereits auf heißen Kohlen, die Hände gefaltet, die rote Krawatte sorgfältig gebunden. Magistratsrichterin Moxila Upadhyay, die ihm wie vorgeschrieben nach erkennungsdienstlicher Behandlung (Fingerabdrücke etc.) die mit potenziell über 55 Jahren Gefängnis belegten Strafvorwürfe vorlesen sollte, verspätete sich um mehr als 15 Minuten.
"Wahl gestohlen“
Sie kreisen um den Vorwurf von Sonder-Ermittler Jack Smith, dass Trump wider besseres Wissen die 2020 verlorene Wahl gegen Joe Biden auf kriminelle Weise nachträglich kippen wollte. Dabei habe Trump genau gewusst, das sein Mantra – die Demokraten hätten ihm den Sieg "gestohlen“ – ohne Substanz war. Das Gericht liegt nur einen Steinwurf vom Ort der Schande entfernt, für den Trump mit dem von ihm inspirierten "Sturm aufs Kapitol“ am 6. Januar 2021 verantwortlich gemacht wird.
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In Trumps Saal wurden bereits Dutzende Gewalttäter von damals abgeurteilt. Viele Reporter hatten sich die Nacht auf Donnerstag auf Campingstühlen um die Ohren geschlagen, um einen der nur 15 Sitzplätze zu ergattern für den Akt der Anklageverlesung, an deren Ende Trump, begleitet von seinen Anwälten John Lauro und Todd Blanche, erwartungsgemäß auf "nicht schuldig“ plädierte.
Im Anschluss wurde der haushohe Favorit der Republikaner für die 2024er Wahl zurück in seinen Auto-Konvoi gelotst. Ziel: Flughafen. Die erste Anhörung in Vorbereitung des Prozesses ist am 28. August geplant. Zuvor übte sich Trump in Zynismus: "Mir fehlt noch eine weitere Anklage, um mir die Wahl zu sichern“, schrieb er auf seinem Social-Media-Kanal "Truth Social“. Trumps Sehnen findet voraussichtlich schon sehr bald Gehör. Weil er den obersten Wahlbeamten des Bundesstaates Georgia Ende 2020 bedrängt hatte, nachträglich rund 12.000 Stimmen zu organisieren und damit den regionalen Sieg Joe Bidens zu neutralisieren, steht Trump eine umfangreiche Anklage ins Haus.
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