Trump glaubt an Corona-Impfstoff bis Jahresende

US-Präsident Donald Trump
US-Präsident dringt in einem Interview auf die baldige Rückkehr zur Normalität. Er rechnet mit bis zu 100.000 Toten in den USA.

Die USA werden nach Einschätzung von US-Präsident Donald Trump voraussichtlich bis Jahresende über einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus verfügen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende des Jahres, bis Ende des Jahres einen Impfstoff haben", sagte Trump am Sonntag (Ortszeit) in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Fox News, das im Lincoln Memorial in Washington geführt wurde.

Trump räumte zugleich ein, dass Experten seine Einschätzung in Zweifel ziehen könnten. "Die Ärzte werden sagen: 'Das sollten sie nicht sagen'", vermutete der US-Präsident. Er spreche aber aus, was er denke. Seiner Einschätzung nach seien einige Firmen "sehr nah" an einem Erfolg.

Trump: "Möchte Impfstoff bekommen, der funktioniert"

Wenn nicht die USA als erstes Land einen Impfstoff entwickelten, sondern ein anderes Land, sei ihm das auch recht, sagte Trump. Dann werde er vor diesem Land seinen "Hut ziehen". "Es ist mir egal, ich möchte nur einen Impfstoff bekommen, der funktioniert", fügte der Präsident hinzu.

Auf die Risiken der Tests eines potenziellen Impfstoffs an Menschen angesprochen, sagte Trump, es gebe dafür Freiwillige. Diese wüssten, "worauf sie sich einlassen".

An einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus wird derzeit in aller Welt unter Hochdruck geforscht. Nur mit einigen wenigen Präparaten laufen bereits klinische Tests. Die EU-Kommission organisiert am Montag eine internationale Geberkonferenz für die Entwicklung eines Impfstoffs und andere Mittel gegen die Corona-Pandemie.

WHO und Pharmafirmen gehen von 18 Monaten aus

Die Weltgesundheitsorganistaion (WHO) und große Pharmafirmen gehen davon aus, dass die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs bis zur Marktreife mindestens zwölf bis 18 Monate dauert. Ein Impfstoff gilt als einziges sicheres Mittel, um die wegen der Pandemie in aller Welt verfügten Einschränkungen des öffentlichen Lebens dauerhaft und vollständig aufheben zu können.

Trump rechnet mit bis zu 100.000 Toten

Trump muss seine Prognose für an COVID-19-verstorbene Amerikaner nach oben korrigieren. "Wir werden irgendwo von 75-, 80- bis 100.000 Menschen verlieren. Das ist eine schreckliche Sache", sagte Trump am Montag. Anfang der Woche hatte er von 60.000 bis 70.000 gesprochen.

Trump erwartet schnelle Erholung der Wirtschaft

In seinem Interview drang Trump auf eine Wiederaufnahme des Schulunterrichts und des Uni-Betriebs in den USA bis September. "Ich möchte, dass sie zurückkommen", sagte er. Von der US-Wirtschaft erwartet der Präsident nach eigenem Bekunden eine schnelle Erholung von der Corona-Krise. Das kommende Jahr werde "unglaublich" werden, prognostizierte er.

Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land weltweit. Bis Sonntagabend (Ortszeit) wurden hier bereits mehr als 1,15 Millionen Infektionen sowie 67.674 Todesfälle registriert. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität blieb die tägliche Todesopferzahl mit 1450 Fällen im Vergleich zum Vortag stabil.

Kritik an Trumps Krisenmanagement

Ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl wird Trump wegen seines Krisenmanagements kritisiert und macht immer wieder mit umstrittenen Äußerungen über das neuartige Coronavirus von sich reden. So hatte der US-Präsident Ende April bei einer Pressekonferenz gesagt, Covid-19-Patienten könnten womöglich mit Lichtbestrahlung oder der Injektion von Desinfektionsmitteln behandelt werden. Später beteuerte er, diese Äußerungen seien "sarkastisch" gemeint gewesen.

In dem Fox-News-Interview verteidigte Trump seinen Umgang mit der Pandemie. "Ich denke, dass wir Millionen Leben gerettet haben", sagte er.

Trump forderte ferner mehr Hilfen für Amerikaner, die infolge der Beschränkungen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus-Ausbruchs in wirtschaftlichen Turbulenzen geraten sind. "Es kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden", sagte Trump. "Es kommt noch mehr Hilfe. Es muss sein."

Die Demokraten hatten bereits deutlich gemacht, dass sie einen beträchtlichen Rettungsschirm für die Bundesstaaten und Kommunen als Teil eines umfassenderen Gesetzes vorlegen wollen. Dieser könnte sich über zwei Billionen Dollar (1,84 Billionen Euro) belaufen und wurde von einigen Republikanern als "unangemessen teuer" kritisiert. Der Kongress hatte bereits ein drei Billionen schweres Rettungspaket im April auf den Weg gebracht.

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